Maurice und Nadine HöneKein Gulasch weit und breit

Auf dem Weg zur Pilgerstätte Chak Chak © Maurice und Nadine Höne
© Maurice und Nadine Höne

Erst Asien, dann Australien: Zwei junge Weltenbummler suchen einen neuen Ort zum Leben. Nur manchmal fehlt die Heimat. Mehr erfahren

Während Nadine schon immer davon träumte, den Globus zu entdecken, wurde meine Reiselust erst so richtig geweckt, als ich sie nach ihrem Studium in Australien besuchte. Danach zog es uns immer wieder Richtung Südostasien, und jedes Mal kehrten wir mit noch größerem Fernweh heim ins nordrheinwestfälische Lipperland. Also haben wir in den letzten Jahren tüchtig gespart, im Juni unsere Zelte in Deutschland abgebrochen und sind von Istanbul aus gestartet.

Asien ist für uns deshalb so interessant, weil es sich so rasant verändert. Unterwegs wollen wir möglichst viel von der ursprünglichen Kultur mitbekommen. Daher achten wir darauf, die lokale Bevölkerung zu unterstützen: Wir essen an Straßenständen und schlafen in Homestays. Das hilft nicht nur den Menschen vor Ort, sondern ist auch noch gut für unsere Reisekasse.

Wir gehen viel zu Fuß, nutzen Flöße und Fahrräder als Fortbewegungsmittel. Wenn wir in einem kleinen, überfüllten Bemo oder einem Dritte-Klasse-Abteil im Zug sitzen, erleben wir oft Dinge, an die wir uns wohl ein Leben lang erinnern werden. So haben wir zum Beispiel im ,Transasia Express‘ den Flüchtling Behrooz getroffen, der zurück in seine iranische Heimat wollte. Am Morgen nach der Grenzüberquerung erfuhren wir, dass er es nicht geschafft hat. Man sagte uns, dass er keinen Pass mehr hätte und ohne Papiere nicht ins Land dürfe. So begann unser erster Morgen im Iran mit einem fahlen Beigeschmack. Eingeprägt hat sich auch die Begegnung mit einem Priester in Varanasi, der halbnackt vor einem kleinen Shiva-Tempel mit Stock, Ziege und Jutebeutel zu lauter Techno-Musik tanzte.

In ruhigeren Stunden beschleichen einen Gedanken an die Familie und Freunde. Doch so richtig starkes Heimweh hatten wir nie – schließlich ist man ja zu zweit unterwegs. Wir sind seit 14 Jahren ein Paar und verstehen uns auf Reisen sogar noch besser. Was wir vermissen, ist das deutsche Essen: Ich rede phasenweise nur von Gulasch mit Nudeln, bei Nadine ist es der Christstollen. Die meiste Zeit sind wir aber einfach von den Eindrücken überwältigt.

Besonders der Iran hat uns positiv überrascht. Nie zuvor ist man uns so hilfsbereit und offen begegnet! Unvergessen bleiben Mohammad und seine Familie, mit denen wir nachts in der Wüste frühstückten. Wir haben uns fest vorgenommen, etwas von dieser Gastfreundschaft und Großzügigkeit mitzunehmen!

In Indien angekommen mussten wir uns ziemlich umstellen: An den touristischen Orten hatten wir das Gefühl, wandelnde Geldscheine zu sein. Strikt geplant ist unsere Route nicht, doch Weihnachten werden wir mit Freunden in Neuseeland feiern. Eigentlich wollen wir uns dort oder in Australien niederlassen, aber wer weiß: Vielleicht zieht’s uns auch zurück zu Christstollen und Gulasch.

Interview: Julia Holzapfel, Alexander Salenko; Titelbild: Maurice und Nadine Höne, PR

Diesen Artikel und viele spannende Reisereportagen finden Sie in der Dezember-Ausgabe des Lonely Planet Traveller.

Ausgabe online bestellen

Zum Magazin-Abo

Maurice Höne (28) und seine Frau Nadine (29) erzählen von ihren Abenteuern auf dem Blog wirzwei.in

nach oben