Lebenslustig, verführerisch und entwaffnend ist die italienische Hauptstadt, eine grandiose Metropole, die sofort die Herzen erobert. Attraktiv sind die künstlerischen Meisterwerke und architektonischen Glanzlichter, die operettenhaften Piazze, die romantischen Winkel sowie die kleinenGassen. Die Geschichte ist überall spürbar. Doch Rom ist auch eine moderne Stadt: Im Vatikan haben Priester mit Designersonnenbrillen ihre Handys am Ohr, die Motorroller düsen durch die mittelalterlichen Gassen, und das modischePublikum schlürft seine Drinks auf barocken Plätzen. Wer Rom besucht, beginnt eine Liebesaff äre. Damit diese lange währt, sollte man sich Zeit nehmen, um die Hügel von Latium ebenso zu erkunden wie die außergewöhnlichen At-traktionen der Region.
Das Schöne am Nordwesten Italiens ist, dass vieles sonah beieinanderliegt. Nach einer kurzen Fahrt von Turin aus ist bereits alles ganz anders: Essen, Kultur, Landschaft, sogar die Sprache. Die Anziehungskraft dieses Landstrichs beginnt in Ligurien, einem schmalen Küstenstreifen, der bekannt ist für sein gutes Essen, schicke Ferienorte und die einst mächtige Handelsmacht Genua. Das Piemont ist eine flache, fruchtbare Region zwischen Alpen und Mittelmeer. Es ist eine politisch und wirtschaftlich treibende Kraft, die den Italienern die erste Hauptstadt (Turin) schenkte, populäre Autos (Fiat), die Slow-Food-Bewegung und erstklassige Weine. Das bergige Aostatal dagegen ist eine halbautonome Alpenregion mit einer ganz anderen geschichtlichen Entwicklung einer eigenen Sprache und viel Platz zum Skifahren und Wandern im Schatten der höchsten Berge Europas.
Die Lombardei (Lombardia), die sich zwischen den Alpen und der Poebene erstreckt, bietet: Industriestädte, mit-telalterliche Bergstädtchen und Ferienorte an den Seen. Dazwischen dehnen sich Zitronenhaine, Weingärten undReisfelder aus. Mittelpunkt ist Mailand, die Hauptstadt der Lombardei und das Wirtschaftszentrum Italiens. Die zweit-größte Stadt des Landes ist Sitz der wichtigsten Börse Italiens und Hochburg der internationalenModebranche.Gletscherseen reihen sich im Norden wie ein funkelndes Band an die Ausläufer der Berge. Zuckerbäckervillen mitGärten schmücken elegante Städte und entzückende Dörfer an den Seeufern. Weiter im Norden gehen das Valtellina(Veltlin) und die Bergamasker Alpen (Alpi Orobie) in spektakuläre Nationalparks über. Südlich der großen Seenketteliegen historische Städte, wie Bergamo, das Geigenbauzent rum Cremona und die Renaissancestadt Mantua.
Die rötlich gefärbten Gipfel der Dolomiten sind die spekta kulärsten. Schon seit mehreren Jahrhunderten ziehen sie eine treue Fangemeinde von Wanderern, Skifahrern, Dichtern und Freiluft-Anhängern an. Beschützt durch sieben Naturparks haben die beiden halb-autonomen Provinzen Trentino und Alto Adige/Südtirol eine Vielzahl umwerfender Wildnisgebiete im Angebot. Bauernhäuser aus Holz liegen in Tälern verstreut, die von Weinbergen und Obsthöfen durchzogen sind. Die Städte dieser Region – die südliche italieni-sche Enklave Trient (Trento), das österreichisch-italienische Bozen (Bolzano) und das sehr wienerische Meran (Merano) sind überschaubar, kultiviert und machen gute Laune. Egal ob 5-Sterne Wellnesstempel oder bescheidenst Berghütte: Alle Unterkünfte werden mit echter Herzlichkeit gepaart und mit ausgeprägter Professionalität betrieben. In der regionalen Küche zeigt sich die oft unklare Grenzgeschichte der nördlichen Spitze Italiens so deutlich wie nirgends sonst.
In der kleinen, von Touristen kaum besuchten Region an Italiens nordöstlicher Grenze zu Österreich und Slowenien herrscht große Vielfalt. Die nördliche Grenze bilden die schneebedeckten Julischen und Karnischen Alpen. Im Inneren des Landes wird Wein angebaut. Im Süden befinden sich Lagunen und im Osten in der Gegend von Triest wird das Land von einer Karstlandschaft dominiert. Obwohl es eine erstaunliche Anzahl an kaum besuchten historischen Sehenswürdigkeiten gibt, angefangen von römischen Ruinen bis hin zu österreich-ungarischen Palästen, sollte man die Gegend auch dazu nutzen, die weltberühmten Weinsor-ten zu verkosten und ein kulinarisches Erbe zu entdecken, das die Vorstellungen von der italienischen Küche nochverstärkt. Das heitere, Triest und das lebendige Udine sind einen Besuch wert.
Das Geheimnis liegt unter der Erde. Die Wurzeln der wachsenden Wirtschaft der Region Emilia-Romagna liegen nicht in den Motoren der berüh,ten Ferraris, sondern in ihrem fruchtbaren Boden. Seit der Antike bringen die grünen Ebenen im Tal des Po einen so großen landwirtschaftlichen Überfl uss hervor, dass sie ein ganzes Land ernähren. In dieser Region lässt es sich speisen wie ein römischer Kaiser, und wer dann noch Appetit auf Kunst und Kulinarisches hat, kann Städte kennenlernen, für die bedauernswerte Romliebhaber meistens keine Zeit haben: das ruppige Bologna, berühmt für ragù (Fleisch- und Tomatensauce) und Arkaden, das vornehme Parma, berühmt füOpernhaus und Käse, Modena (Balsamessig!), der wohlhabende Kleinstaat San Marino und Ravenna mit berühmten Mosaiken. Auf in die Region Emilia-Romagna – und zurück zu den Wurzeln.
Wer dem Charme der Toskana verfallen ist, wird auch vonUmbrien und den Marken begeistert sein. Beide Regionenbieten eine vergleichbare landschaftliche Schönheit und viele Attraktionen, sind aber weitaus weniger hektisch. Sanfte Hügel mit Olivenbäumen und Weinstöcken, schroffe Felsen und antike Bauwerke – es ist alles vorhanden, nur die Touristenscharen fehlen. Beide Regionen sind stolz auf ihre landwirtschaftliche Tradition, und die Bewegung. „Slow Food” findet hier viel Unterstützung.Doch die Region ist nicht überall ruhig und verschlafen: Perugia, die Hauptstadt Umbriens, bietet ein pulsierendes Nachtleben, Spoleto lockt Musik- und Tanzbegeisterte mi einem anspruchsvollen Festival. Sonnenanbeter bevölkernwährend des Sommers die Küsten der Marken, Wandererzieht es auf die Gipfel der Monti Sibillini. Die verschlungenen Gassen mittelalterlicher Städte wie Todi, Gubbio und Assisi laden Besucher auf eine Entdeckungsreise ein.
Die Abruzzen sind eine atemraubende Bergregion, ein Gebiet von unberührter Naturschönheit. Dieser Landstrich liegt nur eine Stunde von Rom entfernt und präsentiert sich als eine andere Welt mit seinen Berggipfeln, den Tälern und hübschen Bergstädtchen. Die Molise im Süden mutet ähn-lich an, wenn auch kleiner und weniger dramatisch. Die Landschaft ist spektakulär. In den drei Nationalparks der Region weichen Wälder und Wiesen kargen Hochebenen und schneebedeckten Granitgipfeln; Wölfe und Bären streifen in den Wäldern frei umher. Ein Mekka für Natur freunde, mit schönen Wanderwegen, Skiloipen und Bike-Pisten, während die Küste herrliche Sandstrände bietet. Eingebettet in dieses Grün warten kulturelle Schätze aufihre Entdeckung. Die Vergangenheit spiegelt sich im barocken Zentrum von Pescocostanzo und den historischen palazzi (Herrenhäusern) von Sulmona, die zusammen mit uralten Bräuchen nur in dieser Abgeschiedenheit überdauern konnten.
Apulien, die Basilikata und Kalabrien liegen im mezzogiorno – Italiens Süden und Inbegriff für mediterranes Klima und trägen Lebensrhythmus. Alle drei Regionen nehmen den italienischen Stiefel vom Absatz bis zur Spitze ein. Ein Küstenabschnitt säumt die Basilikata mit Bergen und Hügeln; schöne Strände und Gebirgszüge mit Burgruinen auf vielen Gipfeln kennzeichnen Kalabrien. Ortschaften an einer 800 km langen Küste, flaches Agrarland, dichte Wälder und Olivenhaine zeichnen das weltoffene Apulien aus. Die wechselvolle Geschichte des Südens mit vielen Invasionen und wirtschaftlicher Not schmiedete einen stolzen Menschenschlag und prägte die regionale Kultur und Küche. Mehr als der urbane Norden lockt der heiße, abgelegene Süden mit verborgenen Plätzen jenseits der ausgetretenen Pfade – am besten erkundet man ihn mit einem eigenen Fahrzeug und Grundkenntnissen in Italienisch.
Wie D. H. Lawrence es so treff end formulierte: „Sardinien ist anders.“ Wo sonst als auf dieser Insel mit ihren 365 Dörfern und 4 Mio. Schafen wäre es möglich, an einem einzigen Tag von glitzernden Strandbuchten zu Bergwäldern, Granitgipfeln, domartigen Grotten, sanft geschwungenen Weinbergen und einstigen Banditendörfern zu fahren? Sardinien gibt zudem mit 7000 frühgeschichtlichen Nuraghen Rätsel auf und überrascht mit wunderbaren und exotischen Speisen (z. B. Schafskäse, in dem es von Maden wimmelt). Über die Jahrtausende haben die Inselbewohner eine einzigartige Identität, Küche, Kultur und Sprache ausgebildet. Der Anblick der Riesenyachten der Costa Smeralda kann so überwältigend sein wie der Genuss von Spanferkel in einem agriturismo – die Verbundenheit der Insel mit den irdischen Genüssen ist schon ein Wert an sich. Erdverbunden und mondän, abenteuerlich und entspannt: Sardinien gefällt sich darin, ein bisschen anders zu sein.
Man ist versucht, sich selbst in den Arm zu kneifen, um aus diesem Traum aus rosa Palästen, blaugrünem Wasser undgoldenen Kuppeln wieder zu erwachen. Doch man ist tatsächlich in Venedig. Gondolieri rufen an Kanalbiegungenlaut „Uuuuuueeee!“, aus 250 Jahre alten Cafés wabert der Duft von frisch gebrühtem Espresso und überall und ständig plätschert unter einem das Wasser An der venezianischen Küste gibt es durchaus auch Zeichen modernen Lebens: Strandhotels, Einkaufszentren und verkehrsreiche Straßen. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt die Villen der Riviera del Brenta, außerdem frisch restaurierte Meisterwerke: Tizians und Veroneses in Venedig, Palladios und Tiepolos in Vicenza und Giottos in Padua. Darauf lässt sich vortrefflich mit Prosecco aus der Region oder einem Kultwein aus Valpolicella oder Soave anstoßen. Anderswo in Italien tut’s ein cin-cin (Prosit) – in Venetien nerhebt man sein Glas auf la bea vita (das schöne Leben).
Lobeshymnen auf die Toskana gibt es zuhauf, doch die Schönheit und der Zauber dieser Region übersteigen dennoch jede Beschreibung. Unterwegs beeindrucken die außergewöhnliche Kunst und Architektur, die Festivals, eine Küche, die sich an den Jahreszeiten orien t iert – undnatürlich die Landschaften mit Olivenhainen, Weingärten und Zypressen: eine Postkartenidylle! Es gibt nur wenige Flecken auf dieser Welt, wo Essen, Mode, Kunst und Natur so mühelos eine derart wunderbare Synthese eingehen. Unternehmen und ansehen kann man sich hier fast schon zu viel: Am Vormittag will eine Stätte des Weltkulturerbes bestaunt werden, am Nachmittag lockt eine Spazierfahrt durch einen Nationalpark, und abends wird in einem Weingut schick übernachtet. Mittelalterliche Skulpturen, Renaissancegemälde und gotische Dome gefällig? Oder einetolle Wanderung und fantastisches Slow Food? Auf den Hügeln wächst der Wein, bezaubern alte Olivenhaine…
Übersät mit Tempeln, Burgen, Schlössern und Palästen aus drei Jahrtausenden, sprudelt diese Region hier förmlich über von Legenden und Mythen – Ikarus stürzte über den Campi Flegrei (den „brennenden Feldern“ bei Pozzuoli) in den Tod, Sirenen brachten Seefahrer vor Sorrent von ihrem Kurs ab, und Richard Wagner komponierte in Ravello. Zur Region Kampanien gehören einige der legendärsten Reiseziele Europas – angefangen beim geheimnisumwitterte Pompeji bis zur VIP-Insel Capri. Im Herzen der Region liegt das pulsierende Neapel mit seinen Opern-Palazzi, seinen quirligen Märkten, und seinen randvoll mit Kunst gefüllten Museen. Was Kaff ee und Pizza anbelangt, ist in Neapel nicht nur die Spitzenqualität zu Hause, sondern insbesondere auch, was die Gastronomievielfalt anbelangt. Jenseits des Straßenlärms erschließt sich rund um die Inseln ein Zauberland mit üppiger Vegetation sowie nostalgischen Fischerdörfern und unberührten Berglandschaften.
Sizilien verwöhnt seine Gäste eher mit einem zuckersüßen Espresso, in dem der Löff el steht, als mit einem milchigen Cappuccino. Die Insel ist mit Kunstschätzen und Naturschönheiten schier überfrachtet, dafür hapert es an der Infrastruktur, und der Kampf gegen die von der Mafia organisierte Korruption nimmt kein Ende. Wer Sizilien kennenlernen will, sollte off en für alles sein – und einen gesunden Appetit mitbringen. Sämtlichen Widersprüchlichkeiten zum Trotz bleibt eines konstant: die hohe Qualität des Essens. Aufgrund der 2500-jährigen Fremdherrschaft verfügen die Sizilianer über ein bedeutendes Kulturerbe, das von der Architektur aus Magna Graecia über die byzantinische Pracht und das arabische Kunsthandwerk bis zu den normannischen Kathedralen und Palästen reicht. Diesen Reichtum ergänzen abwechslungsreiche Landschaften mitmalerischen Feldern, rauchenden Vulkanen sowie eine kilometerlange Küste mit mehreren vorgelagerten Inseln.
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