Wer die kulinarischen Kultplätze von New York aufsucht, reist mitten in dessen Epizentrum. Nirgendwo anders kommt man der Seele der Stadt so nah wie hier.
Noch mehr geschmackvolle Eindrücke aus New York in unseren Bildergalerien zur Reportage:
New York I: von Bagel bis Donut
New York II: von Pizza und Pastrami bis Cheesecake und Cocktail
New York ohne Hot Dog ist wie München ohne Weißwurst. Und wie bei jeder regionalen Spezialität dreht sich auch hier seit jeher alles um die Frage: Wer macht die beste? Um die Wurst geht es seit 1870. Damals verkaufte der deutsche Einwanderer Charles Feltman die simple Kombi aus Brötchen und Frankfurter erstmals auf New Yorks Badeinsel Coney Island. Feltman scheffelte Millionen. Bis sein Ex-Angestellter Nathan Handwerker 1916 einen Shop gegenüber eröffnete und die Brühwurstbrötchen zum halben Preis verhökerte. Das "Nathan's Famous" ist bis heute eine Institution. An jedem 4. Juli findet hier der "Hot Dog Eating Contest" statt. Der letzte Sieger stopfte ungeheure 69 Wurstbrötchen in sich hinein! 1973 ging der Kampf um die New Yorker Hot-Dog-Krone in die nächste Runde. Nachdem "Papaya King" jahrzehntelang erfolgreich sein Menü aus frisch gepresstem Papayasaft plus Bockwurst-Snack beworben hatte, startete "Gray's Papaya" mit demselben Konzept. Mit Erfolg: Künstler wie Lou Reed gingen ein und aus, die Würstchenbude diente als Kulisse für Spielfilme und Serien wie "E-Mail für Dich" und "Sex and the City".
Die Upper West Side mit ihren begrünten Straßen und den hübschen Gebäuden im Neogotik- und Beaux-Arts-Stil ist nicht gerade berühmt für ihre Fast-Food-Szene. Doch "Gray's Papaya" zieht auch 2014 die Massen an. Hier gibt's keine raffinierten Kreationen wie in den schicken Restaurants des Viertels, dafür ehrliche New Yorker Dogs aus gegrillter Rindswurst und Sauerkraut im Röst-Brötchen. So bleibt nach dem Essen genügend Zeit (und Geld), um die Boutiquen auf der Columbus Avenue abzuklappern und den Central Park zu erkunden. Tipps: Bei "Blades" (156 West 72nd St) Inliner ausleihen und gemütlich durch den Park gleiten. Oder dem "American Museum of Natural History" (Central Park West/79. St, amnh.org) mit seinen mehr als 36 Mio. Objekten und dem benachbarten "Rose Center of Earth and Space" einen Besuch abstatten. Beide spannend! Broadway, zw. 71./72. St, Hot Dogs ab ca. 0,90 €, grayspapayanyc.com.
Dumbo - Down under the Manhattan Bridge Overpass - ist nur durch den East River von den Wolkenkratzern in Downtown getrennt. Und doch fühlt man sich in dem historischen Brooklyner Viertel wie in einer anderen Stadt. In den Kopfsteinpflasterstraßen des ehemaligen Industriegebietes versprühen szenige Galerien, Cafés und kleine Möbelläden Retro-Atmosphäre. In den umgebauten Lagerhäusern aus dem 19. Jahrhundert wohnen heute Kreative in lässigen Lofts. Und sie alle zieht es zum Eisschlecken in die "Brooklyn Ice Cream Factory", die neben der Brooklyn Bridge in einem alten Feuerwehrbootshaus untergebracht ist. Die Mitarbeiter tragen weiße Hemden zu roter Fliege. Die Eiscreme für die Shakes und Becher produziert man noch selbst aus natürlichen Zutaten. Firlefanz wie Chili-Eis gibt es nicht, dafür acht klassische Sorten wie Vanilla Chocolate Chunk oder Butter Pecan. Auf den Bänken am Ufer vor der Factory sitzen Jogger neben Hundebesitzern, genießen ihr Eis und blicken auf die Skyline von Lower Manhattan.
Als der italienische Einwanderer Giovanni Bosio 1770 die erste Gelateria in New York eröffnete, war Eiscreme noch Luxus. Im Sommer 1790 soll Präsident George Washington 200 Dollar für die Leckerei ausgegeben haben (heute wären das gut 4300 Euro!). Kühles genascht wurde damals meist auf Empfängen und Staatsbanketten - bis Gefriermaschinen im19. Jahrhundert die Herstellung und Aufbewahrung der Spezialität vereinfachten und zur Massenproduktion führten. Das Ende des Zweiten Weltkriegs (und damit auch der Milch-Rationierung) feierten die Amerikaner mit Eiscreme: Über 20 Liter pro Kopf sollen sie 1946 verputzt haben. Heute pilgern die Fans zur "Brooklyn Ice Cream Factory" und greifen zu den Waffeln, die hier in Stars-and-Stripes-Tüten stecken. Tipp: Richtung Süden spaziert man am Wasser entlang durch die gepflegten Parkanlagen nach Brooklyn Heights! Oder man läuft ab der Factory die Old Fulton und Washington Street hoch bis Boerum Hill. Sehr schön! Old Fulton/Water St, Kugel ca. 2,90 €, brooklynicecreamfactory.com.
Noch mehr geschmackvolle Eindrücke aus New York in unseren Bildergalerien zur Reportage:
New York I: von Bagel bis Donut
New York II: von Pizza und Pastrami bis Cheesecake und Cocktail
Text: Natalie Millman, Deutsche Bearbeitung: Olaf Heise, Fotos: Sivan Askayo
Den vollständigen Artikel mit weiteren kulinarischen Tipps in New York finden Sie in der Juni-Ausgabe des Lonely Planet Traveller.
Hinkommen
Lufthansa (lufthansa.com) und Singapore Airlines (singaporeair.com) fliegen von Frankfurt a. M., ab Zürich geht's mit Swiss (swiss.com), ab Wien mit Austrian Airlines (austrian.com).
Herumkommen
Die Stadtteile lassen sich prima zu Fuß oder per Leihrad (Infos: citibikenyc.com) erkunden. Größere Entfernungen legt man per Subway zurück (Tipp: 7-Tage-Karte ca. 21 €). Der New York Pass bietet u. a. freien Eintritt in 80 Sehenswürdigkeiten (ab ca. 137 € , newyorkpass.com).
Weiterlesen
Viele Tipps, einen Stadtplan sowie Detailkarten bietet der Lonely-Planet-Reiseführer "New York" (19,99 €; als eBook 15,99 €). Aktuelle Events etc. findet man unter nycgo.com.