Das Ziel, bis 2030 von fossilen Brennstoffen unabhängig zu sein, treibt in Schwedens zweitgrößter Stadt Göteborg bereits die ersten grünen Sprösslinge der Nachhaltigkeit.
In Schweden prahlt man nicht gerne, deshalb erledigen wir das mal: Göteborg verdient ein großes Lob dafür, dass es den Global Destination Sustainability Index immer wieder anführt. 95 % seiner Hotels sind grün zertifiziert, 65 % des öffentlichen Nahverkehrs werden mit erneuerbaren Energien betrieben und in den Restaurants werden Ökosiegel wie bedeutende Auszeichnungen zur Schau gestellt.
Natürlich war das nicht immer so. Der vom salzigen Meerwind geschundene Seehafen hat Jahrzehnte gebraucht, um sich von einem Industriezentrum in einen Innovationsstandort zu verwandeln, in dem alte Warenlager als Markthallen, Kesselhäuser als Kunstgalerien und Schlachthöfe als Weinkellereien wiedergeboren werden. Die Überbleibsel seiner schmutzigeren Vergangenheit werden plötzlich zu Leinwänden für den Entwurf neuer Ideen.
Seine zunehmende Anziehungskraft hat zu einem großen Wachstum geführt: Göteborgs Bevölkerung wird in den nächsten 15 Jahren voraussichtlich um ein Drittel zunehmen. Glücklicherweise hat sich die Stadt zu ihrem 400. Geburtstag im Jahr 2021 einen neuen öffentlichen Park geschenkt, der auch ein Zeichen für Göteborgs Bemühungen um Teilhabe ist. Im Jubileumsparken kann man kostenlos in einem im Wasser schwimmenden Schwimmbad seine Runden drehen, sich am künstlichen Strand sonnen oder im Urban Garden Obst und Gemüse anbauen. Außerdem gibt es dort eine beeindruckende Sauna, die auf Stelzen über dem Wasser schwebt und deren Umkleiden aus 12.000 recycelten Flaschen hergestellt wurden.
Eher Lust auf einen Einkaufsbummel ohne Schuldgefühle? Göteborg ist stolz auf nachhaltige Marken wie Nudie Jeans, deren Hosen mit Garantie auf lebenslange Reparatur geliefert werden. Ein anderer Laden für Slow Fashion, Thrive, führt nur Marken, die den Arbeitnehmer:innen existenzsichernde Löhne zahlen, schadstofffreie Materialien verwenden und, nun ja, superstilvolle Kleidung herstellen.
„Liseberg ist einfach genial. Alle Fahrgeschäfte werden mit erneuerbarer Windenergie betrieben, und es gibt eines, Loke, das sogar Energie abspeichert, während es schaukelt!“
– Katarina Thorstensson, Nachhaltigkeitsstrategin aus Göteborg
Quartiere dich im Gothia Towers mit seinen 1.200 Zimmern ein – dem größten Hotel Europas mit der Note „sehr gut“, verliehen vom Nachhaltigkeitsprüfer BREEAM – und du trinkst dort Cocktails, die mit Honig aus dem hauseigenen Bienenstock gesüßt wurden, isst Mahlzeiten mit Zutaten aus dem hauseigenen Dachgarten und vergnügst dich in einem mit Windenergie betriebenen Spa im 20. Stock. Außerdem liegt direkt gegenüber der nachhaltige Freizeitpark Liseberg, der größte in Skandinavien.
Text: Mark Johanson
Übersetzung: Sarah Uhrig