Am besten wäre es, einen Holzpflock durch das Herz sämtlicher transsilvanischer Stereotype zu treiben. Ja, diese Region hat auch düstere Burgen und nebelverhangene Berge zu bieten, aber wer Transsilvanien (oder Siebenbürgen) heute besucht, wird wohl eher durch innovative Kunstgalerien schlendern, Bären beobachten oder in den Karpaten Ski fahren.
Siebenbürgen erlebt gerade eine Renaissance. Cluj-Napoca wurde vom Kunstverlag Phaidon zur Kunststadt der Zukunft ausgerufen und Brașov (Kronstadt) zieht mindestens genauso viele Nachtschwärmer wie Vampirjäger an. Pferdewagen rattern zwar immer noch über die Landstraßen, doch sie werden sich diese bald mit Uber-Taxis teilen müssen, denn der Online-Vermittlungsdienst für Fahrdienstleistungen hat ein Büro in Bukarest eröffnet. Gleichzeitig gibt es für die Region immer mehr Einträge bei Airbnb, was Fans von privaten Übernachtungsmöglichkeiten freuen dürfte.
Jenseits der Städte richtet sich das Augenmerk auf die transsilvanischen Raubtiere mit echten Fangzähnen: Wölfe, Luchse und ein Großteil von Rumäniens 6000 Bären. Vor Kurzem wurden auch wieder Wisente in den Karpaten angesiedelt. Im krassen Gegensatz dazu erteilt die Regierung noch immer Jagdgenehmigungen für Tiere, die als Bedrohung gelten, und bebaute Gebiete machen der Natur den Platz streitig. Doch auch in diesem Land, das einst für seine Bärenhetzjagden berühmt war, findet langsam ein Gesinnungswandel statt. Naturschutzgebiete wie Libearty und umweltbewusste Anbieter wie Ibis und Carpathian Nature Tours werden zunehmend beliebter. Endlich finden Siebenbürgens Naturschätze die Beachtung, die sie verdienen.
Westisland ist zwar nur zwei Autostunden von Islands Hauptstadt (dem netten kleinen Reykjavík) entfernt, aber noch nicht auf dem Radarschirm der meisten Touristen. Diese weite und vielseitige Region bietet das ganze Spektrum von Islands ursprünglicher Natur: wolkenverhangene Gletscher, karge, von gigantischen Lavaröhren durchzogene Lavafelder, rauschende Wasserfälle und saftige grüne Wiesen, die ideal zum Reiten sind. Die 90 km lange Halbinsel Snæfellsnes und der Snæfellsjökull-Nationalpark werden vom glitzernden Gipfel des Snæfellsjökull gekrönt, der von Jules Verne in Reise zum Mittelpunkt der Erde verewigt wurde. Vor der Küste tummeln sich Wale, Robben, Papageientaucher und Dutzende anderer Seevögel.
Island verzeichnet einen Besucherzuwachs im zweistelligen Bereich (24 % allein im Jahr 2014!), doch die Infrastruktur passt sich erst jetzt dem gestiegenen Bedarf an – neue Pensionen und Cafés schießen wie Pilze aus dem Boden. 2016 wird der Westen Islands wohl endlich die internationale Aufmerksamkeit bekommen, die er verdient, denn Into the Glacier, die neue künstlich erschaffene Eishöhle im Langjökull-Gletscher, ist seit Kurzem eröffnet und lockt Besucher in die Region. Also am besten gleich hinfahren, vor dem Massenansturm!
Nach mehr als 50 Jahren Eiszeit herrscht nun endlich Tau- wetter zwischen Kuba und den USA, und die karibische Nation befindet sich auf der Schwelle zu einem umfassenden Wandel. Havanna hat natürlich jede Menge Architektur, Geschichte, Musik, Museen und Galerien zu bieten, aber nachdem man die Vintage-Cadillacs bewundert hat, sich mit Che Guevara auf der Plaza de la Revolución hat ablichten lassen und die Malecón entlangge- schlendert ist, ist es Zeit, die langsamere Seite des Lebens in Kuba kennenzulernen. Dafür muss man nach Westen fahren, in das etwa zwei Autostunden von der Hauptstadt entfernte bäuerliche Zentrum Valle de Viñales.
In der Stadt Viñales entspannen Sie auf der Veranda Ihrer casa particular (Pension) in einem Schaukelstuhl und sehen die Pflugochsen vorbeiziehen. Oder Sie werden in der von der Unesco gelisteten Landschaft aktiv: Heuern Sie einen örtlichen Führer an, der mit Ihnen durch die Tabakfelder und mogotes (Felsformationen) wandert, reitet oder radelt, und genießen Sie die fantastischen Ausblicke über die Täler. Beenden Sie den Ausflug mit einem erfrischenden Bad in einer Höhle, bevor Sie wieder zu Ihrem Schaukelstuhl zurückkehren. Am Abend lauschen Sie mit einem kalten Bier in der Hand dem örtlichen Musikstil son, der live aus den Bars ertönt, bevor Sie in Ihrer casa zu Abend essen. Die meisten casa-Gastgeber sind sehr stolz auf die Qualität ihrer hausgemachten Mahlzeiten, ein saftiges Brathuhn oder gegrillter Hummer mit traditionellen Beilagen wie Reis, schwarzen Bohnen und Kochbananen.
Lust auf einen Szenenwechsel? Fahren Sie ca. 60 km in nordwestlicher Richtung nach Cayo Jutías, von Viñales aus ein lohnender Tagesausflug. Um den langen weißen Sandstrand zu erreichen, fährt man über einen Damm und durch Mangrovenwälder. Hier gibt es kaum touristische Infrastruktur – keine Hotels und nur eine Handvoll Restaurants – und wie in Viñales können Sie frei entscheiden, ob Sie lieber aktiv sein (schnorcheln und Kajak fahren) oder sich zurücklehnen wollen.
Auch wenn dank der verbesserten Beziehungen zu den USA der Tourismus ansteigt, wird Viñales sich wahrscheinlich seinen traditionellen Charme und seine Gemächlichkeit bewahren. Viñales und Havanna – zwei völlig unterschiedliche Seiten Kubas.
In den letzten Jahren tauchte der Name „Friaul“ des Öfteren auf den Top-Weinlisten der Welt auf und ein paar ehrgeizige friaulische Winzer sind unter Kennern weit über Italien hinaus zu Kultfiguren aufgestiegen. Während viele Fans sich damit begnügen, die aromatischen Weiß-, vollmundigen Rot- und umwerfenden Roséweine zu Hause zu verköstigen, wollen immer mehr die rustikalen Weinrouten der Region auch persönlich erleben.
Trotzdem ist die Gegend noch erstaunlich untouristisch; sogar Italiener aus anderen Teilen des Landes verirren sich selten hierher. Ob in der einfachen Bauernhofküche, im eleganten Restaurant oder bei einer Weinprobe zwischen Rebstöcken: Weinkellereien sind keine Touristenattraktion, sondern gehören – wie gemeinsames Essen und Weingespräche – im Friaul zum Alltag.
Mehrere zertifizierte Anbaugebiete (DOCs) bilden zwischen den Städten Udine, Gorizia und Triest eine Art Schachbrett, auf dem die Regionen des viel beachteten Collio und Colli Orientali sowie des Jokers Carso nur etwa eine Autostunde Fahrt voneinander entfernt liegen. Die Region ist insgesamt nicht besonders groß, aber ihre vielen Mikro-Klimazonen versprechen Vielfalt – für den Gaumen und fürs Auge, das über die sich ständig verändernde Landschaft aus sanften Hügeln, weiten Ebenen und den nahen Alpen schweift.
Sie schmiegt sich in den Golf von Hauraki und liegt fast auf Tuchfühlung mit dem beeindruckenden ruhenden Inselvulkan Rangitoto: Nur 35 Minuten mit der Fähre vom Zentrum Aucklands entfernt liegt eine paradiesische Insel mit versteckten Buchten, Traumstränden, Weinbergen, Luxusunterkünften und bohèmehaftem Lebensgefühl. Waiheke Island, Neuseelands am drittdichtesten bevölkerte Insel, wird liebevoll „Insel des Weins“ genannt, beheimatet über 30 Weingüter und bietet einige der besten Verköstigungen des Landes. Von vielen Gütern aus hat man einen spektakulären Blick auf die Skyline von Auckland. Sie können an einem Syrah (Shiraz) oder Rosé nippen, sich in der Sonne räkeln, die lokalen Spezialitäten probieren und entdecken, was „Waiheke time“ bedeutet. Dionysus würde den Daumen heben.
Waihekes zurückgelehnte Hippie-Vergangenheit ist noch deutlich spürbar. Noch immer gibt es hier eine blühende Kolonie mit über 100 Künstlern, darunter Bildhauer, Glasbläser, Maler und Holzschnitzer. Waiheke ist ideal für Outdoor-Sportarten wie Mountainbiking, Kajakfahren und Segeln. Die Insel ist ein aufregender elektrisierender Mix mit entspanntem Rhythmus: gleichzeitig schnell und langsam – so etwas findet man nirgendwo sonst auf diesem Planeten. Inzwischen ist Waiheke Island allerdings kein Geheimtipp mehr – 2016 wird die Insel die ganze Welt begrüßen und sie in ihren Bann ziehen.
Die Auvergne macht einen auf wunderbare Art schwindelig. Mit ihren von Gletschern geformten Tälern und den vulkanischen Gipfeln erinnert sie mehr an Island als an Zentralfrankreich, wurde aber bislang übersehen, weil sie so friedlich provinziell wirkt. Doch mittlerweile verbringen viele Franzosen ihren Urlaub hier, um dem Touristenansturm an der Küste zu entkommen. Die Auvergne hat sich seither mit ehrgeizigen Kunstprojekten sowie einer Portion Wildnis und Abenteuer selbst neu erfunden, ohne ihren Kleinstadt-Charme zu verlieren.
Im Rahmen der Kunstreihe Horizons fügt sich Konzeptkunst harmonisch in das herrliche Landschaftsbild der Auvergne ein: Stellen Sie sich leuchtende Wölfe vor, überdimensionale Seerosenblätter und geisterhafte Skulpturen, die in den Bäumen hängen. Weil nun immer mehr Kunstliebhaber in die Auvergne strömen, werden auch die alten Glanzstücke der Region restauriert und wiederentdeckt. Eine großartige Entwicklung, nicht zuletzt für die spektakulären romanischen Kirchen und mittelalterlichen Ruinen der Auvergne.
Wo es innovative Kunst gibt, ist kreative Küche meist nicht weit. Die Auvergne ist zwar bekannt für ihre deftige Gebirgsküche, sie bietet aber auch originelle und vor allem leichtere Kost. Den Appetit holt man sich, wenn man durch mittelalterliche Gassen spaziert oder auf einer Bergwanderung Bussarde beobachtet.
Hawaii ist ein Selbstläufer, mit goldenen Sandstränden, smaragdgrünen Berggipfeln und einer entspannt, lässigen Atmosphäre. Einst galten die Inseln als reines Strand- und Surfer-Reiseziel, heutzutage kommen Gäste auch wegen des Essens, der Geschichte oder aus Abenteuerlust. Hawaiis Regionalküche, eine kulinarische Bewegung aus den 1990er-Jahren, ist heute eigenständig und kombiniert verschiedene einheimische Aromen mit Zutaten aus dem Archipel. Futtern Sie sich durch einheimische Spezialitäten in den Restaurants der angesagten Chinatown von Honolulu, schlürfen Sie einen Kaffee aus örtlichem Anbau auf einer landwirtschaftlichen Tour durch Maui oder genehmigen Sie sich einen hawaiianischen Plate Lunch auf einem der quirligen Wochenmärkte auf O‘ahu. 2016 ist auch ein wichtiges Jahr für manche der Hauptattraktionen des Archipels. Zwei Nationalparks, Haleakalā National Park auf Maui und Hawai‘i Volcanoes National Park auf Big Island, feiern dieses Jahr ihren 100. Geburtstag. Und jedem Geschichtsfan ist klar, dass sich 2016 der Angriff auf Pearl Harbor zum 75. Mal jährt.
Wenn Sie all das mit Hawaiis abenteuerlicher Seite verbinden – rauchende Vulkane entlangwandern, mit tropischen Fischen schwimmen oder an O‘ahus Nordküste auf einer mächtigen Welle reiten –, haben Sie den perfekten Mix, der Hawaii zu einer der Topdestinationen des Jahres 2016 machen wird.
Bayern ist das Supermodel unter Deutschlands 16 Bundesländern, gesegnet mit übermäßiger Schönheit, toller Ausstrahlung und einer lässigen Art. Von den gewaltigen Alpen bis zu den sanft geschwungenen fränkischen Weinbergen lässt sich eine einzigartige Ansammlung von touristischen Schmankerln entdecken. Die Märchenschlösser des „verrückten“ Königs Ludwig II. erheben sich majestätisch über die umgebenden dunklen Wälder, mittelalterliche Orte mit hohen Stadtmauern laden entlang der Romantischen Straße zur Besichtigung ein, und Überreste der Nazizeit in Nürnberg und Berchtesgaden gewähren Einblick in eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte. Die Hauptstadt München verzaubert mit großen Parks, erstklassigen Museen, imposanten Bauten und dem Oktoberfest, dem größten Volksfest der Welt.
Das Bier steht 2016 im Mittelpunkt, wenn Bayern 500 Jahre Reinheitsgebot feiert. Das ursprüngliche Gesetz, von bayerischen Herzögen im Jahr 1516 erlassen, erlaubte nur Gerste, Hopfen und Wasser im Bier. Damit wollte man der Zugabe von Ochsengalle, Eichenrinde und anderen potenziell giftigen Wirkstoffen Einhalt gebieten. Das Reinheitsgebot wird als das älteste heute noch geltende Lebensmittelgesetz der Welt angesehen. Der Deutsche Brauer-Bund ist so stolz darauf, dass er zum Jubiläum bei der Unesco dessen Aufnahme in die Weltkulturerbeliste beantragt hat.
Die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro sind 2016 mit Sicherheit der größte Publikumsmagnet Brasiliens – aber westlich der berühmten Küstenmetropole wartet ein weniger bekanntes Traumziel. Die Costa Verde („grüne Küste“) ist ein unberührter Küstenstreifen mit smaragdgrünen Bergen, Inseln voller Ruhe, rauschenden Wasserfällen und sensationellen, nahezu einsamen Stränden. Wenn Rio und São Paulo auch im Rampenlicht stehen – die Costa Verde ist eine Reise wert. Der Abschnitt Rio – Santos des Highway BR-101 verläuft durch einen Korridor der sattgrünen mata atlântica (Atlantischer Regenwald) und ist wahrscheinlich die letzte befestigte Straße, die Sie auf Ihrem Costa-Verde-Trip sehen. Sie werden die Sohlen Ihrer Flip-Flops ablaufen, weil Sie alles zu Fuß machen müssen – mit Ausnahme von Taxis sind keine Autos auf den kopfsteingepflasterten Straßen der denkmalgeschützten Kolonialstadt Paraty erlaubt. Dasselbe gilt für Vila do Abraão, Badeparadies und Hauptort der größten Insel der Region, der Ilha Grande; die einzigen erlaubten Fahrzeuge sind das städtische Polizeiauto, der Müllwagen und ein Löschfahrzeug.
Die Costa Verde ist ein Paradies unberührter Naturwunder. In der Bucht von Ilha Grande liegen 365 staatlich geschützte Inseln, die meisten davon unbewohnt. Die malerische Ilha Grande verdankt ihren ursprünglichen Charakter ihrer Vergangenheit als Piratenversteck, Leprakolonie und zuletzt als Gefängnis für politische Häftlinge und einige der gefährlichsten Verbrecher Brasiliens. Diese düstere Geschichte hatte lange Zeit eine abschreckende Wirkung, was Ihnen ganz recht sein kann – kommen Sie also lieber jetzt, bevor der Massenansturm einsetzt.
„Eine kleine Welt, in sich selbst, die unsere Neugier weckt.“ Das war Charles Darwins erster Eindruck von St. Helena im Jahre 1836, doch die äußerst abseits gelegene Insel – das zarteste der paradiesischen Satzzeichen auf dem strahlend blauen Blatt des Südatlantiks – rückt nun schlagartig näher an den Rest der Welt, wenn ihr viel diskutierter Flughafen 2016 endlich eröffnet wird. Bisher war die Insel nur auf dem 3100 km langen Seeweg in fünf Tagen von Kapstadt aus erreichbar. Bald ist es jedoch möglich, in nur 5,5 Stunden von Johannesburg anzureisen, weshalb in Jamestown bereits ein neues Hotel mit 32 Zimmern gebaut wird.
Für manche macht gerade St. Helenas Unzugänglichkeit den Reiz aus, doch die Abgeschiedenheit ist Segen und Fluch zugleich. Die Inselbewohner erlebten, wie die wirtschaftliche Lebensfähigkeit ihrer abgelegenen Gemeinde immer weiter schrumpfte, und so betrachten die meisten von ihnen die Entwicklung mit einer Mi- schung aus Aufregung und Angst. Der Flughafen wird Veränderungen mit sich bringen, doch in nächster Zeit wird St. Helena weiter ein spannendes und ausgefallenes Reiseziel bleiben: Handyempfang ist nach wie vor ein Gerücht, die Autos sind immer noch uralt und beim Vorbeifahren wird auch in Zukunft gewunken. Und das Inselleben, einschließlich der einzig- artigen Flora und Fauna, die Darwin bereits faszinierte, wird weiterhin seinen schlafwandlerischen Gang gehen. Zugegeben, die Besucherzahlen werden ansteigen, doch wie würde Charlie sagen? Ach ja, die Evolution.