Wenn heute alles gut geht, werden wir in der Wüste im Freien übernachten. Das heimische Volk der San sagt, dass man dort das Singen der Sterne beobachten kann. Sascha hat extra ein Stativ für die Reise besorgt, weil er das perfekte Bild von der Milchstraße fotografieren und dann in seinem Büro in Göppingen aufhängen möchte. Bei seiner ersten Reise nach Namibia hat er sich so in den Sternenhimmel verliebt, dass er alleine deshalb immer wieder kommen würde. Er sagt, das war der schönste Reisemoment seines Lebens.
Doch ein Blick nach oben macht wenig Hoffnung: grau, wolkig. Es regnet und damit erwischen wir einen echt seltenen Moment in Namibia. Seit Jahren gab es nicht mehr so viel Regen. Wir müssen auf dem Weg in die Namib-Wüste eine andere Route nehmen, weil plötzlich reißende Flüsse entstanden sind. Doch wir finden auch bei schlechtem Wetter Motive, wie man in der Bildergalerie sieht. Unser Höhepunkt: Alain kommt als ehemaliger Stuntman auf die Idee, dass unser Fahrer mit Vollgas durch eine der Riesenpfützen auf der Schotterpiste braust und wir im richtigen Moment abdrücken. Er macht das drei Mal für uns – und ich glaube, es hat ihm auch Spaß gemacht. Nur das Auto ist vor Dreck kaum noch zu erkennen, das Kennzeichen nicht mehr lesbar.
Der Regen vermiest uns sicher nicht die Stimmung. Aus dem Autofenster blicken wir in die Ferne und sind immer wieder erstaunt, wie weit die Aussicht reicht. Unterwegs sehen wir kaum Menschen oder Häuser. Mir wird klar, warum das Land mit dem Luxus der Weite Touristen wirbt. Deutschland würde locker zwei Mal rein passen, aber es leben nur 2,1 Millionen Menschen hier. Kein Wunder, dass viel Raum für die Natur und Tiere bleibt. Doch wie bei so vielen Reisemomenten merkt man erst, was diese Weite genau heißt, wenn man vor Ort ist und sich beim Blick in die faszinierende Wüstenwelt verliert. Dank des Regens grünt es auf der roten Erde, ein wunderschönes, wechselndes Farbenspiel entsteht. Dafür ist eines der trockensten und ältesten Ökosysteme der Erde bekannt.
Die beste Aussicht habe ich heute von der Veranda meines Bungalows im Namib Dune Star Camp. Optimistisch ziehe ich das Bett nach draußen und lasse von dort den Blick über die Sanddünen schweifen. Eine halbe Stunde vergeht. Einfach nur Stille.
Auch beim Sundowner-Spaziergang wenig später ist es ruhig – bis Simon das Zischen einer Schlange im Gebüsch hört und aufschreckt. Nun müssen wir Foto-Jäger uns entscheiden: Sonnenuntergang oder Schlange. Beides ist auf jeden Fall mehrere Einstellungen wert. Und dann geht es auch früh ins Bett, denn morgen stehen wir um 4 Uhr auf, um das beste Licht bei den berühmten Riesen-Sanddünen im Tal von Sossusvlei haben. Als ich in flauschige Decken eingehüllt in meinem Outdoor-Camp liege und in den Himmel schaue, bin ich verblüfft: Es leuchtet kein einziger Stern. Das habe ich noch nie gesehen.
P.S.: Um 2 Uhr nachts musste ich meine Zelte abbrechen, weil mir der Regen ins Bett tropfte.
Lonely Planet Traveller-Redakteurin Christine Dohler bloggt vom 22. bis 29. März aus Namibia.