Ich bin stolz, ein Konso zu sein. Denn mein Volk pflegt sein kulturelles Erbe. Wir leben im Süden des Landes und sind berühmt für unsere terrassenförmigen Felder, auf denen wir Getreide, Gemüse und Obst anbauen. Als ich 2002 nach dem plötzlichen Tod meines Vaters Klanführer wurde, war das anfangs nicht leicht für mich. Ich arbeitete damals in Addis Abeba als Ingenieur. Über Nacht musste ich meine dortige, komfortable Existenz aufgeben und gegen ein Leben in einer strohgedeckten Hütte austauschen. Als Oberster (Poqalla) von insgesamt neun Klanführern (Kalla) vertrete ich die Interessen meines Volkes in wirtschaftlichen und politischen Angelegenheiten. Meine Hauptaufgabe aber ist es, den Frieden zu bewahren. Wenn Konflikte zwischen einzelnen Menschen, Gruppen, Dörfern oder ganzen Klans auftreten, vermittle ich unter den Parteien. Dafür habe ich eine Ausbildung zum Mediator absolviert. Seitdem die Unesco unsere Terrassenfelder 2011 zum Weltkulturerbe erklärt hat, kommen viele Touristen zu uns. Sie besichtigen unsere Dörfer und die Holzstatuen (Waka), die unsere Verstorbenen auf ihren Gräbern repräsentieren. Ich hoffe, dass der Tourismus keinen negativen Einfluss auf die Tradition meines Volkes hat.
Interview: Stéphanie Ledoux