Ihr Auto heißt wie die mutige Kinderbuchheldin. Das soll zwei Schweizern auf der legendären Panamericana Glück bringen.
Andy und ich haben die Panamericana-Tour vier Jahre lang vorbereitet und erst einen Testlauf nach Kroatien unternommen. Anfang Mai 2014 ging es dann los: Wir haben unser Auto von Hamburg nach Kanada verschifft und in Halifax abgeholt. Wir werden solange auf der berühmten Route, die über Mexico nach Südamerika führt, unterwegs sein, wie unser Erspartes reicht.
Andy war vor der Reise Projektleiter bei der Schweizerischen Bundesbahn und ich habe als Dekorateurin gearbeitet. Wir sind seit über zehn Jahren ein Paar. Für den Trip haben wir uns einen Toyota Landcruiser gekauft und ihn zum Reisemobil umgebaut. Dieses ,Busch-Taxi‘ kommt überall durch, die Ersatzteile sind auf der ganzen Welt zu haben.
Irgendwie war von Anfang an klar, dass das Auto einen weiblichen Namen braucht, als gutes Omen. Wir kamen auf Zora, nach der rothaarigen Heldin aus einem Kinderbuch. Bis jetzt ließ sie uns nie im Stich, obwohl es schon mal haarig war: Eines Nachts wurden wir vom Wind geweckt, Böen rüttelten so heftig am Auto, dass wir Angst hatten, es kippt um. Wir parkten nämlich ziemlich exponiert auf einem Hügel nahe der Stadt Twillingate. Im Pyjama versuchten wir wegzufahren, kamen aber weder vor noch zurück. Zora hatte sich komplett festgegraben. Da begannen wir als Team zu funktionieren: Andy fuhr, ich schob den Wagen an und legte Steine unter die Räder. Nach einer Weile hatten wir es geschafft. Nur weg hier!
Am selben Ort hatten wir aber auch eines unserer schönsten Erlebnisse. Twillingate gilt als Heimat der Eisberge. Wir konnten die riesigen gefrorenen Klötze im Meer beobachten und lauschten ihrem Knarren und Knirschen. Durchs Fernglas haben wir sogar Wale gesehen. Neben der Natur waren wir auch von den offenen Kanadiern begeistert. Claude, den wir auf einem Parkplatz kennenlernten, wo wir gerade bloggten, lud uns gleich zu sich ein. Demnächst werden wir ihn und seine Frau in Surrey bei Vancouver besuchen. Toll, wenn solche Bekanntschaften den Reiseplan ändern.
Wir sind jetzt seit vier Monaten unterwegs, manches muss sich noch einpendeln. Oft wollen wir zu viele Dinge gleichzeitig: weiterfahren, wandern, gut kochen und den schönsten Übernachtungsplatz finden. Doch das geht nicht. Bisher schliefen wir meist da, wo es uns am besten gefiel. In Mittelamerika werden wir aufgrund der heikleren Sicherheitslage vermutlich auf Campingplätze umsteigen oder Einheimische fragen. Dort wollen wir auch Spanisch lernen. Bis nach Ushuaia (Argentinien), der südlichsten Stadt der Welt, sind es mit diversen Abstechern noch rund 80.000 Kilometer – oder rund zwei Jahre. Zwar fehlen uns Familie und Freunde, aber Heimweh kennen wir nicht. Seit viel zu langer Zeit haben wir von dieser Reise geträumt!
Interview: Julia Holzapfel, Alexander Salenko; Titelbild: Andy Kramer und Sabine Mehmann
Diesen Artikel und viele spannende Reisereportagen finden Sie in der November-Ausgabe des Lonely Planet Traveller.
Andy Kramer (30) und Sabine Mehmann (29) bloggen auf off-the-maps.ch regelmäßig über ihre Reise.