Gwen Weisser und Patrick AllgaierAuf dem Landweg um die Welt

© Gwen Weisser und Patrick Allgaier
© Gwen Weisser und Patrick Allgaier

Ohne ein Flugzeug zu besteigen und mit nur fünf Euro Budget pro Tag reisen zwei Freiburger seit April 2013 um den Globus. 

Wie hat das Abenteuer angefangen?

Wir haben unsere Wohnung aufgegeben,  uns beim Finanzamt abgemeldet und allerlei Papierkram erledigt. Dann sind wir im April 2013 an einem Morgen einfach nach dem ­Frühstück aufgebrochen. Zum Abschied haben uns Familie und Freunde gewunken. Niemand musste uns zum Flughafen fahren. 

Sie reisen nur auf dem Landweg. Warum?

Wir wollen die Distanz einer Weltumrundung in jedem Meter spüren. Also bewegen wir uns per Autostop, Bus, Zug, Taxi, Schiff, Rad, Esel oder zu Fuß weiter. Beim Trampen lernt man, seine Erwartungen zu reduzieren und auf Überraschungen zu lauern. Das Ungewisse macht das Abenteuer.

Gibt es Länder, wo das nicht funktioniert?

In Indien gab es kaum Natur, zu viele Menschen und beunruhigende Nachrichten. Daher konnten wir uns nicht einfach irgendwo aus dem Auto werfen lassen. Dazu kommt: Sobald man an der Straße steht, stellen sich unzählige Neugierige dazu. Und wer hält schon für 20 Leute?

Wie sieht die Reiseroute aus?

Wir waren in der Ukraine, in Russland, Georgien, Iran, Kirgistan, Tadschikistan, Pakistan, Usbekistan, Indien und Nepal. Wir reisen so weit gen Osten, bis wir aus dem Westen zu Hause ankommen. 

Wurde es unterwegs mal gefährlich?

Im Iran fiel ein Fahrer in einen Sekundenschlaf, aber wir haben es rechtzeitig gemerkt. In Russland sind wir in ein Auto von drei Betrunkenen gestiegen. 

Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus?

Kein Tag ist wie der andere. Wir wissen morgens nicht, was passieren wird und wo wir abends schlafen. Wenn wir draußen unterwegs sind, versuchen wir, mit der Natur zu leben. Wir stehen mit der Sonne auf und krabbeln ins Zelt, wenn es dunkel wird.  

Was fehlt Ihnen am meisten?

Frisches Brot und ein gutes Stück Käse! Auch eine richtige Vesper mit der Familie zu machen oder mit den alten Freunden ein Bier in Freiburg zu trinken, wäre toll.

An was werden Sie sich noch lange erinnern?

In Usbekistan hat ein ganz normaler Linienbusfahrer für uns mittags seinen Dienst abgebrochen. Niemand durfte mehr zusteigen. Dann hat er uns mit der Linie 5 ganz Samarkand gezeigt. Das war Wahnsinn!  

Wie finanzieren Sie die Reise?

Von Gespartem. Wir haben vor der Reise viel gearbeitet und so viel Geld verdient, dass wir die nächsten drei Jahre jeden Tag fünf Euro ausgeben können.Da wir aber bald eine Fahrt über den Pazifik bis Alaska oder Kanada bezahlen  müssen, haben wir ein Arbeitsvisum für Südkorea beantragt. 

Was haben Sie vor der Reise beruflich gemacht?

Gwen hat 2012 ihr Abitur gemacht und in verschiedenen Jobs gearbeitet. Ich war als Kameramann tätig. 

Wie lange soll die Reise noch dauern?

Ursprünglich waren zwei bis drei Jahre geplant, aber wie es aussieht, könnten es auch vier werden. Eigentlich ist das hier keine Reise mehr. Es ist jetzt unser Leben.

Interview: Julia Holzapfel

Gwen Weisser und Patrick Allgaier bloggen auf weitumdiewelt.de von ihrer Reise.

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