Der perfekte TripKambodscha

Räucherstäbchen vor einer Pagode © Mark Read
Räucherstäbchen vor einer Pagode © Mark Read

Das kleine Land am Golf von Thailand reizt mit der größten Tempelstadt der Erde, mit Phnom Penh, der pulsierenden Metropole am legendären Mekong, mit üppigem Regenwald und Dörfern, auf Wasser gebaut. Eine Reise in eine Welt der Gegensätze.

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Phnom Penh

Pulsierende Perle am Mekong

Es ist später Abend in Phnom Penh. Aus den Bars und Restaurants rund um den Königspalast wummert kambodschanische Popmusik. Bunte Neonlichter blinken, junge Männer und Frauen scherzen. Zahllose Remorks – motorisierte Rickschas – knattern durch die engen Straßen. An der palmengesäumten Uferpromenade verkaufen Händler duftende Fleischspieße, Nudeln und gegrillte Schlangen.

Phnom Penh pulsiert. Nach einer bewegten Geschichte, die ihren Tiefpunkt im Massenmord und in der Zwangsdeportation der nahezu gesamten Stadtbevölkerung durch die Roten Khmer in den 1970er-Jahren fand (s. Unten), erblüht die einstige „Perle Asiens“ im Sauseschritt zu neuem Glanz. Es gibt schicke Designhotels, hübsche Cafés und erstklassige Restaurants ebenso wie goldverzierte Paläste, Pagoden und grüne Alleen. Zugleich verströmt die niedrige Skyline der Altstadt mit ihren vielen Bauten aus der französischen Kolonialzeit (1863 bis 1954) das abenteuerliche Flair alter Zeiten.

Wer das Leben in der 1,5-Millionen- Metropole aufsaugen will, stürzt sich auf einem der quirligen Märkte ins Getümmel. Der „Psar Thmei“-Zentralmarkt ist in einem prächtigen Art-déco-Gebäude mit riesiger Kuppelhalle untergebracht. Schon früh am Morgen drängt man sich hier an Ständen voller Klamotten, Kitsch und Schmuck, in der Lebensmittelabteilung türmen sich Körbe mit feuerroten Drachenfrüchten und Lotusblumen, daneben bieten Händler frittierte Taranteln, würzige Currys und Schweinenasen feil – ein Abenteuer für die Sinne! Auch großartig: der „Russische Markt“, wo man Markensachen zum Spottpreis ergattern kann. Kunst und modische Accessoires findet man auf der Street 178 und der 240.

Wenige Blocks vom „Psar Thmei“ entfernt taucht man dann im „Nationalmuseum“ in die über 1200-jährige Kultur des Khmer-Reichs ein, ehe man durch die Parkanlagen des nahen Königspalastes schlendert. Unbedingt ansehen: die Silberpagode mit den 5000 Silberfliesen.

In einem Hof der weitläufigen Anlage restauriert ein Künstlerteam mit Pinseln und Farbe gerade akribisch ein altes Wandgemälde. „Es stellt eine Szene aus dem Reamker dar, die kambodschanische Version des indischen Nationalepos Ramayana“, erklärt Roeung Sreyna, während sie behutsam an einem Himmelspalast pinselt. Das Mischen der Töne und Beseitigen der Feuchtigkeitsschäden sei ein aufwendiger Prozess. „Mit jedem anderen Bild wären wir in einem Jahr fertig. Aber das hier ist unsere Geschichte. Wir müssen sehr vorsichtig arbeiten.“

Tonlé Sap

Im Wasserdorf

Me Chrey ist kein gewöhnliches Dorf. Die Straßen sind aus Wasser und seine Holz- und Schilfhäuser schwimmen. Die 500 Familien im Ort siedeln auf dem Tonlé Sap, dem größten Süßwassersee Südostasiens.

Sobald der Morgen dämmert, erwacht das Leben in Me Chrey. Männer machen ihre Boote vor den Hütten zum Fischen klar, auf den Terrassen ziehen Frauen Bambuskörbe aus dem Wasser, um sie auf Schäden hin zu prüfen. In den Reusen wird der Fang der Woche bis zum Markttag frisch gehalten. Eine Händlerin gleitet mit ihrem Kahn voll frischem Obst und Gemüse fröhlich grüßend vorbei. In einem schwimmenden Holzverschlag grunzt ein Schwein.

Die Bewohner von Me Chrey führen eine Art Nomadenleben. Ihre einfachen Häuser sind miteinander vertäut, doch viermal im Jahr folgen sie den Fischgründen und wechseln den Liegeplatz. Zudem zwingt alljährlich ein einzigartiges Naturphänomen zum Umzug: In der Regenzeit drückt der gewaltige Mekong seine Wassermassen bei Phnom Penh in den Tonlé Sap River, in den auch der See mündet. Der Fluss ändert daraufhin seine Fließrichtung und lässt den See auf die vierfache Größe anschwellen.

Sok Ang lebt schon seit über 30 Jahren in dem schwimmenden Dorf und betreibt neben ihrem Ein-Zimmer-Haus einen kleinen Tante-Emma-Laden. „Ich verkaufe alles, was die Leute hier so brauchen: Shampoo, Süßigkeiten, Speiseöl“, erzählt Sok. Aber natürlich bekäme man auch Whisky und Bier, versichert sie. Im Wohnzimmer nebenan sitzen ihre Kinder mit ein paar Freunden auf dem Boden um einen Fernseher und verfolgen gebannt eine Soap. Das Gerät klemmt an einer Autobatterie, der wichtigsten Stromquelle im Dorf. Einen Namen hat Soks Laden nicht – wozu auch, man kennt sich. „Alle sagen nur Oma Angs Laden. Obwohl ich noch gar keine Enkel habe“, sagt Sok und lacht.

Nach Me Chrey verschlägt es nur selten Touristen, im Gegensatz zum geschäftigen Wasserdorf Chong Kneas weiter nördlich. Am schönsten ist es, die Siedlung mit dem Kajak zu entdecken. Ohne den Lärm auf motorisierten Ausflugsbooten bewegt man sich im Einklang mit dem Tempo des Dorflebens. Man gleitet vorbei an Teppichen aus blühenden Wasser-Hyazinthen, in den engen Seitenstraßen von Me Chrey winken Kinder den fremden Besuchern von ihren Hütten aus zu. Manche paddeln in kleinen Plastikwannen aufgeregt hinterher. An den Ufern staksen gewaltige Sunda-Marabus. Weit draußen tauchen Graupelikane im Sturzflug ins Wasser.

Nach Me Chrey verschlägt es nur selten Touristen, im Gegensatz zum geschäftigen Wasserdorf Chong Kneas weiter nördlich. Am schönsten ist es, die Siedlung mit dem Kajak zu entdecken. Ohne den Lärm auf motorisierten Ausflugsbooten bewegt man sich im Einklang mit dem Tempo des Dorflebens. Man gleitet vorbei an Teppichen aus blühenden Wasser-Hyazinthen, in den engen Seitenstraßen von Me Chrey winken Kinder den fremden Besuchern von ihren Hütten aus zu. Manche paddeln in kleinen Plastikwannen aufgeregt hinterher. An den Ufern staksen gewaltige Sunda-Marabus. Weit draußen tauchen Graupelikane im Sturzflug ins Wasser.

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Der Völkermord der Roten Khmer

Drei Jahre, acht Monate und 20 Tage währte die Terrorherrschaft der Khmer Rouge, der Roten Khmer in Kambodscha. Sie kostete etwa zwei Millionen Menschen das Leben – damals ein Drittel der Gesamtbevölkerung – und traumatisierte ein ganzes Land.

Das beklemmende Tuol Sleng Museum in Phnom Penh erinnert an dieses grausame Kapitel in Kambodschas Geschichte. Es befindet sich in einem unscheinbaren Schulgebäude, das während der Diktatur unter Pol Pot als Sicherheitsgefängnis 21, kurz S21, diente. Es war das Folter- und Verhörzentrum des Regimes, in dem zwischen 1975 und 1978 etwa 17.000 Menschen, darunter Frauen, Kinder und Babys, inhaftiert waren.

Die Zellen des S21 sind bis heute so erhalten, wie sie nach dem Einmarsch vietnamesischer Truppen 1979 vorgefunden wurden. In den kleinen, dunklen Zellen hängen Stachelketten an rostigen Bettgestellen, man sieht geschmiedete Fußangeln und brutale Folterinstrumente. In den ehemaligen Klassenräumen hängen Hunderte erschütternde Porträts von verängstigten Menschen. Die Roten Khmer fotografierten penibel alle Insassen, teilweise auch nach der Folter.

Ziel der maoistisch-nationalistischen Roten Khmer war die radikale Umstrukturierung der Gesellschaft, nach der Kambodscha in eine von Bauern regierte, landwirtschaftliche Genossenschaft ohne Religion umgewandelt werden sollte. Sie gründeten das „Demokratische Kampuchea“, schafften die Währung ab und zwangen nahezu die gesamte Stadtbevölkerung zum Arbeiten aufs Land. Viele kamen bereits dort vor Hunger und Erschöpfung ums Leben. Mönche, Intellektuelle und Menschen vietnamesischer Abstammung samt ihrer Familien wurden inhaftiert, verhört, gefoltert und massenhaft ermordet, um das Land zu „reinigen“.

Heute sind die meisten Besucher des S21 Touristen. Doch auch Einheimische kommen noch hierher und suchen unter den Fotos nach vermissten Verwandten (Street 113, Phnom Penh).

Etwa 200 solcher Gefängnisse gab es im Land. Sie dienten als Internierungslager vor der Überführung in die Vernichtungsstätten wie Choeung Ek, den Killing Fields vor den Toren Phnom Penhs, wo die Inhaftierten systematisch exekutiert wurden, mitunter zu Tode geprügelt, um Munition zu sparen.

Heute beherbergt Cheung Ek ein Museum und eine Gedenk-Stupa, die auf den Wiesen des ehemaligen Obstgartens errichtet wurde (Infos unter http://phnompenh.gov.kh). 129 Massengräber wurden hier entdeckt. Die Stupa besitzt Acrylglaswände, die mit mehr als 8000 Schädeln und Knochen gefüllt sind – ein schauriger Anblick. In einem Audio-Führer sind Tonbandaufnahmen von ehemaligen Wachleuten, Henkern und Überlebenden zu hören. „Wir waren schon im S21, haben aber kein Bild von meinem vermissten Vater gefunden“, sagt Kim Khy, der mit seiner Mutter zwischen den Gräbern umherwandert. Sie ist seine einzige Verwandte, die den Terror überlebt hat. Der erste Prozess des Rote-Khmer- Tribunals begann erst im Jahr 2009. Pol Pot wurde nie verurteilt – er verstarb am 15. April 1998.

Text: Amy Karafin, Deutsche Bearbeitung: Olaf Heise, Titelbild: Mark Read

Den vollständigen Artikel mit weiteren Informationen und Geschichten aus Kambodscha finden Sie in der September-Ausgabe des Lonely Planet Traveller.

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Das Wichtigste

Hinkommen

Mit jeweils einem Stopp in Asien fliegen Thai Airways (thaiairways.com), Singapore Airlines (singaporeair.com) und Vietnam Airlines (vietnam-airline.com) z. B. von Frankfurt nach Phnom Penh.

Herumkommen

Cambodia Angkor Air (cambodiaangkorair.com) fliegt täglich von Phnom Penh nach Siem Reap (ab ca. 30 €). Per Fähre geht’s über den Tonlé Sap (ca. 25 €). Alternativ nimmt man den Bus oder das Sammeltaxi (Phnom Penh Siem Reap ab ca. 5 €) oder mietet ein Auto samt Fahrer.

Weiterlesen

Lonely Planet „Kambodscha“ (MairDumont, 22,99 €).

Weitere Infos (Phnom Penh)

  • Unter phnompenh.gov.kh findet man Infos zum Königspalast und zu weiteren Attraktionen.

Restauranttipps

  • Luu Meng, Chef im „Malis Restaurant“, verleiht traditionellen Khmer-Gerichten eine neue Note. Köstlich: das Grüne Curry mit Thunfisch (Hauptgerichte ab ca. 4 €, malis-restaurant.com)
  • Hinter einigen Restaurants stehen Hilfsorganisationen, die mit den Einnahmen Projekte in Kambodscha finanzieren, etwa das „Friends“ (Hauptgerichte ab ca. 4,20 €, friends-international.org).

Weitere Infos (Tonlé Sap)

  • Ausflüge an den Tonlé-Sap-See starten ab Siem Reap. Kajak-Tagestouren zu den Wasserdörfern bietet „Unique Kayak Cambodia“ an (ca. 110 € pro Person bei Gruppen bis zu drei Personen, inklusive Lunch und Getränke, uniquekayakcambodia.com).
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