City Trip21 originelle Arten, London zu entdecken

© Helen Cathcart
© Helen Cathcart

Ein VIP-Treffen mit Giraffen, Spray-Kurs bei einem Graffitikünstler, lustiges Musik-Bingo, Residieren wie ein Royal... Und noch mehr Ideen, wie Sie Englands Metropole aus einer ganz neuen Perspektive erleben. Have fun!

1. Schnitzeljagd per SMS durch die spannendsten Viertel

Lust auf eine Stadt-Erkundung der etwas anderen Art? Ein origineller Spaß mit Überraschungseffekten sind die Touren von „HiddenCity“: Per SMS wird man durch verschiedene Viertel gelotst und löst unterwegs Rätsel, um weiterzukommen. Man bucht für eine ganze Gruppe oder schließt sich anderen Leuten an. Der Treffpunkt wird vorgegeben. Ein heißer Tipp ist die Route „Bright Lights Evening Trail“ durch Londons trendiges Flussufer-Gebiet South Bank mit jeder Menge beeindruckender Architektur, Boutiquen, Theatern, dem berühmten London Eye, vielen Bars und Restaurants. Während der zwei- bis vierstündigen Tour (je nachdem, wie schnell beziehungsweise clever man ist) kehrt man zweimal ein. Endpunkt ist eine urige Kellerbar.

Pro Team kostet die Tour ca. 18,50 €, Infos und Buchung unter inthehiddencity.com.

2. Auge in Auge mit einer Giraffe im London Zoo

Promis hinter Bühnenkulissen die Hand schütteln kann ja jeder. Ein Meet and Greet mit einer Giraffe, und zwar auf Augenhöhe (ca. 4,50 Meter hoch!), ist eine reichlich exotische Begegnung. Möglich macht’s der London Zoo täglich ab 14 Uhr: In einer speziellen „VIP Area“ dürfen bis zu sechs Personen die Giraffendame Ellish und ihre vierbeinigen XXL-Mitbewohner auf einem Aussichtsplateau füttern. Immer mit dabei ist einer der Zoowärter, die allerlei Wissenswertes über die größtgewachsenen auf dem Land lebenden Tiere parat haben. Zum Beispiel Gerald Asher: „Gut aufpassen, wenn ihr den Giraffen eine Mohrrübe hinhaltet“, erklärt er vorab, „ihre Zunge, mit der sie das Futter umschlingen, wird bis zu einen halben Meter lang. Sie benutzen sie wie ein zusätzliches Gliedmaß.“ Danke für den Tipp, Gerald.

Tickets ab ca. 29 € p. P. (Zoobesuch nicht inkl.), täglich 14 Uhr, Vorabbuchung wird empfohlen, zsl.org/zsl-london-zoo. PS: Ein VIP-Treffen mit den Pinguinen im Zoo ist auch möglich.

3. Ein Kinoabend voller Überraschungen

Gemütlich zurücklehnen und sich mit Popcorn auf dem Schoß einen Blockbuster anschauen? Forget it! Die monatlich stattfindenden, höchst beliebten „Secret Cinema“-Events haben nichts mit gewöhnlichem Kino zu tun. Erst in allerletzter Minute werden die Gäste, die sich zuvor auf der Homepage angemeldet haben, darüber informiert, welchen Film es zu sehen gibt. Und vor allem wo. Die Location wird nach dem Inhalt ausgesucht, will heißen: Es könnte passieren, dass Sie zum Beispiel im Knast landen. Eigens engagierte Schauspieler reichen Ihnen dann Gefängnisklamotten, die Sie anziehen müssen, und führen Sie in eine riesige Zelle, wo Sie und Ihre „Mithäftlinge“ sich den Streifen ansehen – in der Regel ein Klassiker wie, tja, „Die Verurteilten“. Im Laufe des Abends wird auch das Publikum zunehmend Teil des Films. Keine Sorge, es wird Ihnen an nichts fehlen: Die „Wärter“ sind bestechlich – und haben Popcorn dabei!

Tickets ab ca. 70 €, Anmeldung unter secretcinema.org

4. Wohnen wie Königs und Konsorten

Sie träumten schon immer davon, einmal wie ein Blaublüter zu residieren? Dann checken Sie für ein paar Tage im „Hampton Court Palace“ ein. Der imposante Bau aus der Tudorzeit liegt idyllisch an der Themse. Man kann entweder das Apartment „Fish Court“ (für bis zu 6 Personen) oder „The Georgian House“ (8 Personen) buchen – und sich wie ein echter Royal fühlen. Hier vergnügte sich schließlich einst König Heinrich VIII mitsamt seinen acht Gattinnen. Das i-Tüpfelchen zum hoch-herrschaftlichen Ambiente: Während der Öffnungszeiten haben Sie freien Eintritt in die zugänglichen Bereiche des alten Gemäuers und können auch nach der Sperrstunde durch die wunderschön angelegten Palastparks lustwandeln.

4 Nächte im „Fish Court“-Apartment ab ca. 821 €, im „The Georgian House“ ab ca. 842 €, buchbar über landmarktrust.org.uk.

5. Steigen Sie der Queen aufs Dach

Es ist das wohl merkwürdigste Gebäude der Stadt: Auf der „Queen Elizabeth Hall“ in Londons Innenstadt thront eine Art Holzboot, das aussieht, als sei es gerade vom Hochwasser der Themse angespült worden – und stecke nun auf dem Konzerthaus fest. „A room for London“ heißt das Hotel-Kunstwerk, das mit einem Schlaf- und Badezimmer, einer Kochnische sowie Mini-Bibliothek ausgestattet ist – und über eine sagenhafte Aussicht verfügt. Gleich um die Ecke liegt das Riesenrad London Eye. Gegenüber, auf der anderen Seite der Themse, sieht man Big Ben und die prächtige St. Paul’s Cathedral. Für diese exklusive Lage müssen Gäste tief in die Tasche greifen, was die Nachfrage jedoch nicht mindert. Ganz im Gegenteil: Wer eine Nacht (länger darf ohnehin niemand dort bleiben) in dem von Fiona Banner konzipierten Häuschen verbringen will, muss sich zuvor auf der Homepage anmelden und nimmt dann an einem Losverfahren teil. Also, good luck!

DZ ab ca. 480 €, living-architecture.co.uk.

6. Schlemmen à la last minute

Bei Anruf: Essen! So etwa funktioniert der „Secret Supperclub“, eine Pop-up-Dinner-Party für alle, die kleine, geheime Abenteuer mögen: Sie melden sich auf der Homepage an und um 18 Uhr bekommen Sie eine SMS mit der genauen Adresse. Einzig die Gegend, in der das Essen stattfinden wird, ist bekannt: irgendwo in Londons Osten entlang der S-Bahn-Linie „Gingerline“, benannt nach ihrer roten Farbe im Streckennetzplan. Dort, in einem Privathaus oder Lokal, genießen Sie in geselliger Runde ein leckeres 4-Gänge-Menü. Das unkonventionelle Event hat sich mittlerweile als Institution für Gourmets mit Pfadfinder-Attitüde etabliert. Tipp: Unternehmen Sie einen Tag lang eine „Gingerline“-Tour und steigen Sie immer mal wieder aus. Die Bahn verläuft nämlich im Kreis und führt vorbei an kleinen Märkten, hübschen Boutiquen und zahlreichen Parks, die zum Spazierengehen einladen.

Dinner ab ca. 80 €, gingerline.co.uk.

7. In geheimer Mix-Mission

Eine gute (= lässige) Figur am Tresen machen – wer will das nicht? Und wo könnte man das besser erlernen als in jener Bar, in der sich Bond-Autor Ian Fleming einst zu seiner Romanfigur inspirieren ließ: Das Hotel „Dukes“ liegt ebenso versteckt wie diskret im noblen Stadtteil St. James. Umgeben von schweren Ledersesseln, blau gestreiften Tapeten, Spiegeln, Holzpaneelen und Herzögen an der Wand genießt man in der Bar das berühmte Bond-Getränk, allerdings nicht geschüttelt. „Das war nur die Filmvariante“, sagt Alessandro Palazzi, Barmanager des „Dukes“. „Meist bekommt man den Martini sogar genau umgekehrt serviert, also gerührt.“ Dies und andere Geheimnisse verrät er in seinen zweistündigen „Martini Masterclasses“. Dabei werden die Schüler auf höchst charmante Weise in die Etikette der Cocktailwelt eingeführt und erfahren außerdem die Zutaten von Palazzis Eigenkreation, dem „Dukes Bar“-Martini: fünf Maßeinheiten eiskalter Gin oder Wodka, ein Schuss Wermut und ein Spritzer Zitronensaft, idealerweise aus der Schale einer an der Amalfiküste gereiften Limone.

Ab ca. 110 € p. P., dukeshotel.com.

8. Im Schwebezustand über die Themse

Die perfekte Maßnahme gegen Metropolenlärm und Hektik: Sightseeing per Gondel. Seit der Olympiade 2012 verbindet die Emirates Air Line die Stadtteile Greenwich und Docklands und bietet auf der rund einen Kilometer langen Strecke schönste Rundum-Aussichten. Während die Kapsel im Zeitlupentempo dahingleitet, sieht man unter sich das XXL-Kuppeldach der Sport-Arena, die Wolkenkratzer am Canary Wharf und schließlich Downtown. Jenseits der Docklands zeugen Kräne und Container vom einstigen industriellen Leben der Stadt. So verbindet die Fahrt nicht nur Londons Süden mit dem Norden, sondern auch die Vergangenheit mit der Gegenwart.

Tickets ab ca. 5 €, emiratesairline.co.uk.

9. Zu Hause bei Händel und Hendrix

Mit seinen Opern und Oratorien, darunter das Meisterwerk „Messiah“, gilt Friedrich Händel als einer der wichtigsten Musiker der Geschichte. Von 1723 bis zu seinem Tod im Jahr 1759 lebte der Barockkomponist, der gebürtig aus Halle an der Saale stammte, in der Brook Street 25. Das Gebäude im vornehmen Viertel Mayfair wurde kürzlich umfassend renoviert und beherbergt seither das „Handel House Museum“. Besucher können durch die Räume des georgianischen Hauses wandeln und regelmäßig Kammermusik-Konzerten lauschen. Sie mögen keine Klassik? Dann wird Sie das angrenzende Haus (Nr. 23) interessieren: Hier wohnte Ende der 60er ein anderes „Wunderkind“, Jimi Hendrix. Der spielte wie kein zweiter die Bluesgitarre. Zum Ausklang geht’s in die „Coburg Bar“ des nahen Hotels „Connaught“ (the-connaught.co.uk).

Tickets für beide Häuser ab ca. 10 €, Di–Sa 10–18 Uhr (Do 10–20 Uhr), So 12–18 Uhr,  handelhouse.org.

10. Die etwas andere Malstunde

Etwas Schönes zeichnen? Wie langweilig! Viel interessanter sind die „Art Macabre Drawing“-Kurse, in denen die Teilnehmer Motive in Endzeitstimmung zu Papier bringen. Je nach Thema geht es um „Totentanz“, „Schauermärchen“ oder „Vergiftete Pflanzen“. Gemalt werden (Burlesque-)Models, die sich lasziv und in schauerlich-schönen, erotischen Kostümen inszenieren, gern mit Accessoires wie Totenkopf, Tarotkarten und Knochen oder an der Seite eines Skeletts. Das Ganze wird mit entsprechenden Songs akustisch begleitet und macht die makabre Malstunde zu einem unvergesslichen Happening, bei dem man Teil des Theaters ist.

Tickets ab ca. 13 €, Malkurs-Termine unter deathdrawing.com.

Die restlichen Tipps finden Sie im Lonely Planet Traveller Magazin, Ausgabe September/Oktober 2013. 

Zum Magazin

Text: Orla Thomas

Das Wichtigste

Hinkommen

Lufthansa und British Airways fliegen London nonstop ab Frankfurt a. M. an (lufthansa.com, britishairways.com). Ab Wien gibt es Direktflüge mit British Airways und Austrian Airlines (austrian.com), ab Zürich mit British Airways und Swiss (swiss.com).

Herumkommen

Vom Flughafen Heathrow fährt man am besten mit dem Express-Zug in die Innenstadt (Hin- und Rückfahrt ca. 32 €). In der Stadt kommt man mit der U-Bahn (Tube) und per Bus am schnellsten voran. Fahrkarten sind mit der „Oyster Card“ um die Hälfte günstiger (tfl.gov.uk).

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Umfangreich: der Lonely-Planet-Reiseführer „London“ (19,99 €). Aktuelle Tipps gibt’s unter visitlondon.com/de.

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