Warum die drittgrößte Stadt Spaniens noch keinen Besucherrekord aufgestellt hat, ist eines der letzten ungelösten Rätsel der Welt. Denn die Mittelmeer-Beauty ist majestätisch wie Madrid, feierwütig wie Barcelona und damit erste Wahl für einen fixen Boxenstopp zum Sonne-Tanken. Hinein in dieses unentdeckte Juwel!
Für echte Foodies ist der "Mercado Central" die wahre Kathedrale der Stadt. Der 1928 erbaute Modernismus-Tempel spiegelt die fast schon religiöse Hingabe wider, mit der die Valencianer dem Genuss huldigen. Hier türmen sich die köstlichen Obst- und Gemüsesorten aus La Huerta, einer fruchtbaren Küstenebene, deren Hauptstadt Valencia ist, bergeweise. Licht strömt durch die große Kuppel und die riesigen Bleiglasfenster der Hallen, während an den verschnörkelten Eisenträgern Peperoniketten, Knoblauchstränge und Früchte auf Käufer warten. Klar, ohne die weltberühmten Orangen darf man nicht nach Hause kommen. Ebenfalls nicht verpassen sollte man den Anbau der Halle: Hier findet man Fisch und Meeresfrüchte in Hülle und Fülle. Und Innereien. Riesige Seeteufel geben glupschäugig den Kinderschreck, die gewundenen Schweinenieren beim alteingesessenen Charcuterie-VIP "Manglano" erinnern an moderne Kunstwerke. Trotz dem Hunger? Die "Central Bar" serviert Croquettas, frittierte Artischocken und andere lokale Snacks "in fein". Chef Ricard Camarena hat sich mit seinem Design-Restaurant "Eponymous" einen Michelin-Stern erkocht, aber hier kann man auch ohne goldene Amex in den Genuss seiner Kunst kommen.
Mehr Infos: mercadocentralvalencia.es, centralbar.es
Ein Schnupperkurs in Sachen Grandezza und Lebendigkeit für einen ersten Eindruck? Dann auf zur Plaza de la Reina in der Altstadt, wo die ersten Sonnenstrahlen die Wärme des Tages ankündigen. Ein paar Nachtschwärmer grüßen die Nonnen vor der sandfarbenen Kathedrale mit einem höflichen "Buenos dias", während Anzugträger vor dem Job noch schnell in eine der Bars auf einen Cortado, den spanischen Espresso, einkehren. Über allem wabert der Geruch von Churs, frittierten Teigkringeln, die ganz Hartgesottene in den dazugehörigen, zuckrigen Kakao tunken. Wer seine Zähne liebt, begnügt sich mit dem Duft des Fettgebackenen und folgt den Nonnen ins Gotteshaus. Hier ist es still. Heilige mit sanftem Blick schmücken die vielen Winkel. Deutlich weniger mild sind die Wasserspeier der nagen Seidenbörse La Sonja, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehöret. Die Steinfiguren grimassieren biestig oder bohren sogar in der Nase! Um das gesamte historische Viertel zu erlaufen, braucht man nicht länger als eine Stunde und hat sich das Frühstück hinterher redlich verdient.
Mehr Infos: visitvalencia.com
Text: Orla Thomas, Deutsche Bearbeitung: Natali Michaely, Christine Ritzenhoff, Fotos: Philip Lee Harvey
Den vollständigen Artikel mit Infos zu kurzweiligen Aktivitäten in Valencia, köstlichen Spezialitäten und Drinks sowie Unterkunftstipps finden Sie in der Januar/Februar-Ausgabe des Lonely Planet Traveller.