Die Britin Rachel Khoo gilt als weiblicher Jamie Oliver. Mit ihrer BBC-Kochshow „The Little Paris Kitchen“ bringt sie ihren Landsleuten seit 2012 französisches Savoir-vivre nahe. Wir waren mit ihr in Paris auf einer Tour culinaire.
Ich glaube, egal was auch immer passieren wird: Nichts und niemand wird die Pariser davon abhalten können, ihren täglichen Genüssen zu frönen. Und das ist auch gut so, denn genau das macht die Bewohner der französischen Hauptstadt in meinen Augen so liebenswert. Allerdings habe ich eine ganze Weile gebraucht, um das zu begreifen. Bei meinem ersten Paris-Aufenthalt – das war mit 18 während eines Schulausflugs – fand ich die Stadt und ihre Einwohner wahnsinnig unfreundlich. Das änderte sich auch dann nicht, als ich einige Jahre später zurückkehrte, um an der renommierten Kochschule „Le Cordon Bleu“ zu studieren. Erst als ich anfing, mich nicht mehr wie eine Besucherin, sondern wie eine Pariserin zu fühlen und zu benehmen, sprang der Funke über. Ich begann, jede Mahlzeit akribisch zu planen, verzichtete vollends auf Fast Food und setzte mich stattdessen sooft es ging mit Freunden um einen Tisch, erfreute mich an guten Gesprächen und genoss dabei jeden einzelnen Bissen. Es sind eben nicht die großen Dinge wie der Eiffelturm oder der Louvre, die Paris zu etwas Besonderem machen, sondern die vielen bezaubernden Details, wie die hübschen Schriftzüge an den Schaufenstern und das gleißende Licht. Sie lassen in Paris alles einen Tick schöner aussehen als anderswo.
In ganz Paris gibt es keine bessere Bäckerei als diese. Das weiß so gut wie jeder in der Stadt. Deswegen stehen morgens lange Schlangen von Menschen vor der Tür, die den Tag unbedingt mit einem der fantastischen Croissants starten möchten. Ich persönlich liebe „le pain des amis“, ein nach einem alten Rezept gebackenes, leicht nussig schmeckendes Sauerteigbrot. Für eines meiner Pop-up-Restaurants in London habe ich es eine Zeit lang zentnerweise mit dem Eurostar angeschleppt. Nahezu verrückt bin ich allerdings nach den „grünen Schnecken“, den „l’escargot chocolat pistache“, mit Schokolade und Pistaziencreme gefüllte Blätterteigspiralen. Ich schaffe es einfach nicht, den Laden zu verlassen, ohne mir eine davon zu schnappen (siehe auch Titelbild).
Croissant ca. 1 €, le pain des amis ca. 2,20 €, dupainetdesidees.com
Paris ist für seinen schlechten Kaffee bekannt, doch das ändert sich allmählich, weil in letzter Zeit eine ganze Reihe ausgezeichneter Cafés eröffnet hat. So wie die „Belleville Brûlerie“, die von Kaffee-Fans geradezu überrannt wird. Die Eigentümer beziehen ihren Kaffee von Kooperativen aus aller Welt und rösten ihn selbst. Von ihnen weiß ich, dass Kaffee ein saisonales und sensibles Produkt ist, das nur dann bitter schmeckt, wenn die Bohnen noch nicht (oder nicht mehr) gut sind oder etwas beim Röstprozess falsch gelaufen ist. Kaffee, der unter optimalen Bedingungen zubereitet wurde, verfügt immer über eine Vielzahl subtiler Aromen und hat einen fruchtig-blumigen Geschmack.
So 11 Uhr Kaffee-Degustation, Ticket ca. 30 €, cafesbelleville.com
Text: Rachel Khoo, Deutsche Bearbeitung: Elena Rudolph, Fotos: Helen Cathcart
Den vollständigen Artikel mit allen weiteren Infos von Rachel Khoo zu den kulinarischen Hot Spots in Paris finden Sie in der April-Ausgabe des Lonely Planet Traveller.