DeutschlandWandern, Klettern, Radfahren: Deutschlands beste Outdoor-Abenteuer

Klar lockt die Ferne mit ihren exotischen Ländern. Meistens kennen wir uns vor unserer eigenen Haustür weniger aus als am anderen Ende der Welt. Dabei hat Deutschland so viel zu bieten. Genau genommen ist Deutschland ein unterschätztes Abenteuer-Kraftpaket, von uralten, germanischen Wanderpfaden bis hin zu seidigen Flüssen, die durch prächtige Landschaften mäandern und nur darauf warten, befahren zu werden. Ganz zu schweigen von herausfordernden Kletterfelsen und herrlichen Skihängen.

Bei Nachbarn wie der Schweiz, Frankreich und Österreich, die Deutschlands Gebirge flächen- und höhenmäßig die alpine Szene stehlen, wird das Land der Teutonen oft unterschätzt. Völlig zu Unrecht. Denn es gibt eine enorme Vielfalt an Outdoor-Abenteuern und für jeden Geschmack ist etwas dabei.

Es gibt in ganz Deutschland unzählige Fernwanderwege zum sportlichen oder genussvollen Wandern, Radeln und Reiten sowie zahlreiche Flüsse zum Paddeln und Felsen zum Klettern. Jede Menge Abenteuer locken in den Bergen - von den Mittelgebirgen wie Thüringer Wald, Harz und Erzgebirge bis zu den alpinen Gipfeln in Bayern, Deutschlands beliebtestem Outdoorspielplatz. Gekrönt wird Deutschland von seinem höchsten Gipfel, der 2.962 Meter hohen Zugspitze, und drumherum erstreckt sich ein fantastisches Wintersportparadies. Es besteht kein Zweifel, dass Deutschland für Abenteuerlustige eine reichhaltige Auswahl bereithält. Hier sind unsere besten Tipps.

Die zahlreichen Fernwanderwege Deutschlands bieten viel Abwechslung. Es gibt steile und anspruchsvolle Touren mit Gipfelglück und Ausblick. Abwechslungsreiche Wege führen durch satte Wälder, erkunden historische Dörfer und laden zu Spaziergängen in naturbelassene Landschaften ein, bei denen sich mit etwas Glück noch wild lebende Tiere wie Luchse oder sogar Gämsen und Adler beobachten lassen.

Im Thüringer Wald und in der Sächsischen Schweiz und befinden sich einige der landschaftlich schönsten Fernwanderwege Deutschlands. Der Rennsteig mit seinen 168 Kilometern ist der Höhenweg über den Rücken des sagenhaft grünen Thüringer Waldes. Letzterer ist nicht zu verwechseln mit dem ebenso beeindruckenden 320 Kilometer langen Rheinsteig von Bonn nach Wiesbaden. Auf seiner Strecke entlang des Rheins ist er von teils herausfordernden Anstiegen und einer Landschaft von natürlicher und kultureller Bedeutung geprägt.

Entlang des 112 Kilometer langen Malerweges im Elbsandsteingebirge befinden sich alle wichtigen landschaftlichen und historischen Attraktionen, welche die Region berühmt machen: von der Festung Königstein über Pfaffenstein, Barbarine, Kuhstall, die Affensteine und Schrammsteine, das Kirnitzschtal, Burg Hohnstein, die Felsenbühne Rathen bis zur Bastei. Am Grenzkamm im Dreiländereck zwischen Deutschland, Tschechien und Polen befindet sich der Kammweg, ein 289 Kilometer langer Fernwanderweg, der zu den ältesten Wegen Mitteleuropas zählt. Auf deutscher Seite verläuft er im Erzgebirge und geht auf tschechischer Seite ins Iser- und Riesengebirge über.

Der 660 Kilometer lange Goldsteig in Ostbayern ist Deutschlands längster Wanderweg. Er führt durch Wälder und Flusslandschaften und nimmt eine Menge Gipfel oberhalb der 1.000-Höhenmeter-Marke mit. Andere beliebte Wandergebiete befinden sich in den Mittelgebirgslagen von Harz und Schwarzwald. Wer größere Herausforderungen sucht, wandert entlang der zahlreichen Routen in und um die bayerischen Alpen - oder nimmt die Herausforderung einer Alpenüberquerung an, die in Bayern beginnt und nach Italien führt.

Wolfgang Güllich (1960-1992), einer der besten Sportkletterer der Weltgeschichte, war ein Deutscher. Kein Wunder, weist das Land doch zahlreiche weltberühmte Felsklippen auf, die zwar nicht unbedingt mit ihrer Größe beeindrucken, dafür aber mit ihrem Schwierigkeitsgrad punkten. Die Südpfalz war die Wiege für Güllichs Talent, mit Herausforderungen im Sportklettern und Bouldern und einer Topografie von bemerkenswerten 120 Türmen und 200 Klettermassiven.

Die Kalksteinfelsen des Frankenjura bieten noch mehr Möglichkeiten für Weltklasse-Klettern. Die Region ist - zusätzlich zu ihrer hohen Dichte an traditionellen Brauereien - für mehr als 6.500 Kletterrouten bekannt, einschließlich des weltweit ersten anerkannten Anstiegs der Klasse 9a "Action Directe" am Waldkopf im Krottenseer Forst. Güllich hat spezielles Equipment entwickelt, um die für die Route nötige Kraft aufzubauen, die lange, dynamische Bewegungen erforderlich macht.

Auch das Elbsandsteingebirge wird mit seiner malerischen Landschaft und ihren anspruchsvollen Felsformationen von Kletterern sehr geschätzt. Freeclimbing ist hier ein Hochgenuss und eine Vielzahl von Klettersteigen locken auch weniger erfahrene Bergsteiger an. Es gibt geschätzte 14.000 Routen auf den mehr als 1.100 frei stehenden Felsen in der Elbregion nahe der Grenze zu Tschechien.

In Deutschland gibt es mehr als 200 ausgewiesene Fernradwege. Diese gut ausgeschilderten - oft verkehrsfreien - Radwege bieten eine interessante Möglichkeit, geschichtsträchtige Stätten und Landschaften von großer natürlicher Schönheit zu miteinander zu verbinden. Wer die Qual der Wahl hat, hat es schwer und muss sich entscheiden: zwischen Touren durch wild-romantische Flusstäler, entlang schroffer Küstenlandschaften, vorbei an kristallklaren Alpenseen, durch dichte Wälder und über imposante Gebirgspässe.

Einige der schönsten Radwege führen entlang der großen Flüsse. So erfreut sich beispielsweise der 860 Kilometer lange Elberadweg großer Beliebtheit, genauso wie die Tour entlang der Donau. Wer sich nicht nur für die Landschaft, sondern auch für Geschichte interessiert, sollte unbedingt einmal entlang des Rheins radeln. Es lohnt sich, beim Planen der Tour ein paar Tage extra für die Besichtigung der zahlreichen mittelalterlichen Burgen einzuplanen, die an den Ufern dieses Radweges, der von Kleve im Nordwesten bis zum Bodensee im Südosten führt, geradezu verschwenderisch verstreut sind.

Wer hingegen den Blick aufs offene Meer schätzt, radelt den 1.095 Kilometer langen Radweg von Flensburg nach Usedom an der deutschen Nord- und Ostseeküste entlang. Meist geht es eben voran, mit einigen Abschnitten aus Sand, Kies oder Kopfsteinpflaster. Die Strecke entlang der dramatischen Kreidefelsen, durch flache Sandbuchten, über windgepeitschte Halbinseln und durch üppig grüne Wälder ist eine unvergessliche Erfahrung. Die mittelalterlichen Städte Wismar und Stralsund, die auf der UNESCO-Welterbeliste stehen, liegen ebenfalls auf der Strecke.

Beliebt sind auch die Fahrten durch die malerischen Berge des Schwarzwaldes im Südwesten des Landes.

Für passionierte Mountainbiker gibt es in der abwechslungsreichen Landschaft Deutschlands eine Vielzahl von Offroad-Abenteuern. Um nach Herzenslust natürliche Singletrails zu fahren, zieht es viele Mountainbiker in die waldreichen Regionen des Sauerlandes, in die Eifel und in den Harz, der allein mehr als 2.200 Kilometer Mountainbike-Strecken aufweist, sowie in den Schwarzwald. Der 200 km lange Radweg Rennsteig führt durch den Naturpark Thüringer Wald und das Schiefergebirge. Allein 120 Kilometer der Strecke verlaufen auf Waldwegen.

Der Bikepark Winterberg bietet mit seinen elf professionell angelegten Abfahrten beste Konditionen für Downhiller und Freerider mit einer Vielzahl kreativer Hindernisse. Er zählt zu den besten Bikeparks in ganz Europa. Anfänger können im Trailpark ihre Fähigkeiten austesten. Die zwölf Kilometer langen Freeride- und Downhill-Parcours sind die größte Attraktion. Der Mountainbikepark Pfälzerwald ist ein Naturparadies mit 300 Kilometer Streckennetz durch das größte zusammenhängende Waldgebiet im Westen Deutschlands, wo man sich allein oder mit erfahrenen Guides auspowern kann.

Garmisch-Partenkirchen liegt direkt unterhalb der Zugspitze und gilt als das Epizentrum des deutschen Skisports schlechthin. Bereits 1936 wurden die Olympischen Winterspiele dort ausgerichtet und die alpine Ski-Weltmeisterschaft fand 2011 in Garmisch statt. Auf 20 Kilometern Naturschneepisten von 700 Metern bis drei Kilometern Länge, im Snowboardpark und auf 40 Kilometern Langlaufloipen erleben Skibegeisterte in Deutschlands höchstgelegenem und schneesicherstem Wintersportgebiet Skispaß pur. Echte Langlauf-Fans werden sich im nahe gelegenen Skidorf Oberammergau austoben, das mit über 90 Kilometer Strecken sowie einigen herausfordernden Pisten an den Hängen des Laber (1.683 Meter) lockt.

Wer einen noch intensiveren Nervenkitzel sucht, erlebt in Dammkar auf der gegenüberliegenden Seite von Garmisch-Partenkirchen die längste Freeride-Piste Deutschlands mit 7 Kilometer Länge und bis zu 40 Prozent Gefälle. Genau das Richtige für Profisportler und Adrenalin-Junkies. Die Abfahrt beginnt an der Bergstation der Karwendelbahn auf 2.244 Metern Höhen.

Auch im Allgäu gibt es über 500 Kilometer herrlicher Abfahrten, darunter garantieren zahlreiche attraktive Freeride-Pisten für Powderspaß im Tiefschnee. Mit 200 Skiliften ist das Allgäu flächenmäßig Deutschlands größtes durchgehendes Skigebiet.

Deutschland ist nicht nur wald-, sondern auch wasserreich - mit einer Vielzahl von Seen und Kanälen sowie einigen der größten Flüsse Europas, wie der Donau und dem Rhein. Insgesamt stehen Paddelfreunden mehr als 40.000 Kilometer geeignete Wasserwege zur Verfügung, die kreuz und quer durchs Land mit dem Boot erkundet werden möchten.

Das Paddeln auf den großen Flüssen ist beliebt, man muss sich allerdings mit den großen Schiffen und dem entsprechenden Wellengang arrangieren. Zu den attraktivsten Paddelgebieten für mehrtägige Touren zählt der Nationalpark Müritz zwischen Berlin und Rostock mit weit über 100 Seen. Hier kann man die Vorräte ins Boot packen, sich durch ein Labyrinth von Seen schlängeln und nachts das Zelt am Ufer aufschlagen. Bei Paddlern sehr beliebt ist auch der Spreewald südlich von Berlin. Der Bodensee im Dreiländereck und zweitgrößter See Europas wird ebenfalls gern mit dem Paddelboot befahren. In Schleswig-Holstein locken die Seen von Eutin bis Kiel. Mit seinem außergewöhnlichen Alpen-Panorama ist auch der kleine Eibsee am Fuße der Zugspitze bei Paddlern und Kajakfahrern sehr beliebt. Die Bootswanderstrecke Altmühl zwischen Rheinland und Donau im Naturpark Altmühltal mit ihren 159 Kilometern Länge enthält sogar einen unterirdischen Tunnelabschnitt, der künstlich für die Versorgung des Rhein-Donau-Kanals gebaut wurde.

Wer es etwas abenteuerlicher und sportlicher liebt, findet in Deutschland auch einige herausfordernde Wildwasserpisten. Zu den beliebtesten gehört die steile Abfahrt des Eistobel an der Argen in Bayern. Die Gutach im Schwarzwald ist ein weiterer schnell fließender, schmaler und harter Flusslauf. Auch die Stadt Augsburg hält für Wildwasserfahrer eine Attraktion bereit: Garantiert sportliche Bedingungen bietet das künstliche Wildwasser des Augsburger Eiskanals, der für die Olympischen Spiele 1972 in München gebaut wurde.

Original-Artikel: Lonely Planet international

Deutsche Fassung: Ines Wagner