NordschottlandAuf die wilde Tour

 Kurvenstar: Diese Straße führt zu einem Aussichtspunkt am Loch Kishorn mit Blick auf den Bergpass Bealach na Bà. ©Daniel Alford
Kurvenstar: Diese Straße führt zu einem Aussichtspunkt am Loch Kishorn mit Blick auf den Bergpass Bealach na Bà. © Daniel Alford

Die North Coast 500 ist eine raue Straße. Mach dich bereit für eine Reise entlang der äußersten Randlagen Großbritanniens und lasse dich von ungewöhnlichen Landschaften und bodenständigen Einheimischen verzaubern.

Invergordon bis John O'Groats

158 Kilometer

Erkunde die Nordostküste, an der sich ein imposantes Schloss im französischen Stil sowie eine steile Klippentreppe befinden, und halte an der Spitze Schottlands für eine atemberaubende Aussicht an.

Die NC500 kämpft gegen die schöne, aber windige schottische Küste und verläuft durch weiß getünchte Dörfer mit rostfarbenen Akzenten. Immer weniger Verkehr, immer weniger Asphalt. Ich gehe durch den Schlamm zum Dunrobin Castle, eine Mischung aus Schloss Neuschwanstein und französischem Chateau, in dem einst die viktorianische Aristokratie zu Hause war. Hinter der Märchenfassade mit den beeindruckenden Türmen, die seit Jahrhunderten von Schwärmen flatternder Krähen geplagt werden, nehme ich im Tearoom Platz.

Nächstes Ziel ist Caithness, wo die Küste immer unberechenbarer wird. Wellen peitschen gegen die Klippen, auf denen Ruinen thronen, die mich an Shakespeare denken lassen. Die Whaligoe Steps – eine steile, handgeschnitzte Treppe mit 365 Stufen – führen zu den Überresten eines alten Fischereihafens, der aus der Blütezeit des Herings stammt, dem sogenannten Silver Darling, der im 19. Jahrhundert Wohlstand in diese bitterarme Region brachte. Ich finde den Verwalter der Treppen, Davie Nicols, in der Nähe eines verfallenen Nebengebäudes, das mit Geweihen bestückt ist und mit Türen der alten roten Telefonkabinen, denen man regelmäßig entlang der NC500 begegnet.

„Die Treppen wurden nach den Walen benannt, die hier angespült wurden“, erzählt Davie. Die Spitzen seines buschigen Schnurrbarts werden von einer salzigen Windböe durcheinander gewirbelt. „Als meine Großmutter jung war, konnte sie ein Jahr lang von so einem Tier leben. Siehst du den kleinen Wasserfall dort an der Klippe? Wenn der Wind dreht, fliegt dieser etwa 90 Meter hoch.“ Nach etwa 30 Kilometern Richtung Norden komme ich in John O’Groats an. Auf den ersten Blick ein farbloses Ziel, aber wenn man über die flachen Häuser hinausschaut, entdeckt man majestätische Ausblicke. Ich verbringe meinen Aufenthalt mit der Nase an der Glasfront einer gemütlichen skandinavischen Hütte. Riesige Schiffe gleiten durch die Pentland Firth, eine der turbulentesten Meerengen der Welt, deren Boden mit Schiffswracks übersät ist.

Am Abend sitze ich mit einem Bier in der Hand am Kamin und erblicke draußen ein magisches Schauspiel: Hoch über den sich im Wind wiegenden Grasbüscheln blinkt ein geisterhaftes, hellgrünes Licht am Sternenhimmel auf. Das Nordlicht. Die Himmeltänzerin von Caithness tanzt sich die Seele aus dem Leib.

 

Text: Tim Moore, Fotografie: Daniel Alford

Weiter geht die Tour in unserem Heft!

In der Winter-Ausgabe 2018/2019 des Lonely Planet Magazins findest du weitere Tourenabschnitte der North Coast 500. Reise mit unserem Autor von Inverness, über Durness bis nach Ullapool und erebe die raue Natur und die charmanten Ortschaften auf dem Weg.

Alle Infos zum Magazin findest du hier.

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