Mehr als 600 Burgen und Festungen sowie zahlreiche Schlösser sind in Wales für jeden Besucher wirklich spannende Relikte längst vergangener Zeiten, die heute zu neuem Leben erwachen. Auch in einem der Nationalmuseen oder in einer der Kirchen und Kathedralen des Landes ist die Vergangenheit zum Greifen nah.
Wales‘ Burgen sind kein Zeugnis unbändiger Bau-Freude, auch wenn sich dies bei der schieren Menge vermuten ließe. Die Festungen aber waren vor allem den diversen Kriegen geschuldet und dienten der Abwehr vor Angreifern und Eroberern. Heute sind diese Zeiten glücklicherweise vorbei und die historisch bedeutsamen Bauwerke, die einem auf der Tour durch Wales eigentlich überall begegnen, sind meist recht gut erhalten.
Beeindruckt wirst du sicherlich sein, wenn du Caerphilly Castle erblickst. Sie ist nach Windsor Castle die größte Burg ganz Großbritanniens und diente King Edward I. bei seinen Burgbauten als Vorbild. Das hatte einen guten Grund: Die riesigen, mit Wasser gefüllten, umgebenden Flächen, der Burggraben sowie die zwei Ringmauern waren revolutionär und bei der Verteidigung des eigenen Hab und Guts ausgesprochen hilfreich. Nachdem mehrere berühmte Herrscher, u. a. aus der Familie der Tudors, die Burg bewohnten, übernimmt ihre Verwaltung heute Cadw, das in Wales für die Denkmalpflege zuständig ist. Cadw ist es auch, das dir die Türme, die prachtvollen Säle und sogar die heiligen Räume der Burg auf geführten Touren nahebringt. Wenn du möchtest, kannst du dich aber auch alleine auf den Weg machen.
Pembroke Castle, man spricht auch von „A Wonder of Wales“, setzt dem zumindest historisch noch einen drauf: Hier wurde Heinrich Tudor, der spätere Heinrich VII., geboren. In verschiedenen Ausstellungen kannst du dir die britische und walisische Geschichte nochmals näher zu Gemüte führen, anhand von Modellen die Wandlung der Burg begleiten oder dir ansehen, wie man im Mittelalter feierte. Wenn du schon hier bist, statte dem kleinen Örtchen – und sogar der kleinsten Stadt Großbritanniens – St Davids einen Besuch ab: Dort gleicht man seine geringe Größe durch die imposante St. Davids Cathedral aus, die wiederum eine der größten Kathedralen in Wales ist.
Bilder: Crown Copyright (2018) Visit Wales
Weitere vier Burgen ergeben ein UNESCO-Weltkulturerbe: King Edward I. hatte die vier Verteidigungsstätten Conwy Castle, Beaumaris Castle, Caernarfon Castle und Harlech Castle erbauen lassen – auch, um seinen Herrschaftsbereich zu verdeutlichen. Das gelingt bis heute beeindruckend und fast einschüchternd, wenn du erst einmal vor diesen riesigen Bauten aus grauem und gelblichem Gestein stehst.
Genug von Abwehr und Verteidigung? Den Gedanken schüttelst du schnell bei einer Besichtigung herrlich prunkvoller Schlösser und Herrenhäuser ab. Cardiff Castle lässt dich beispielsweise die Augen zusammenkneifen, so sehr funkelt das vorherrschende Gold in deinen Augen. Der Palast verfügt außerdem über tolle Holzschnitzereien, Wandmalereien und Fenster aus buntem Glas. Auch Powis Castle mit seinem wunderschönen und riesigen Schlossgarten solltest du dir ansehen. Erbaut wurde das Schloss um das Jahr 1200 und der Garten ist so etwas wie ein „Veränderungstagebuch“: Statuen und Orangerie, eingebettet in blühende Eiben und seltene Pflanzenarten, machen französische und italienische Einflüsse unverkennbar. Weitere romantische und fulminante Eindrücke gewünscht? Dann besuche Cardiff Castle, Castell Coch, Chirk Castle und Erdding Castle und sieh dir an, wie die Reichen damals lebten. Bei deinem Abstecher auf die Insel Anglesey wartet außerdem Plas Newydd, wo du architektonischen und adligen Hintergründen ebenso auf die Spur kommst wie der Kunst – bei der Ausstellung rund um das Leben und Schaffen des Malers Rex Whistler.
Weitere Ausstellungen bieten außerdem die sieben Nationalmuseen von Wales, die du kostenfrei besuchen und nochmals eine ganz andere Seite des Landes kennenlernen kannst. So ist zum Beispiel die ehemalige Kohlemine „Big Pit“ einen Ausflug wert, denn hier empfindest du unter Tage gemeinsam mit ehemaligen Minenarbeitern das damalige Leben auf der Suche nach Erz und Kohle nach. Zudem entführen dich die dazugehörigen interaktiven und Foto-Ausstellungen zurück in die Vergangenheit. Ebenfalls werden dir die großen und schweren Maschinen gezeigt, mit denen das Arbeiten tief unter der Erde besser von der Hand gehen sollte. Auch das „Waterfront Museum“ in Swansea nimmt sich der Industrialisierung an und schreibt 300 Jahre walisische Geschichte nach. Inbegriffen darin ist auch der soziale Wandel, der sich auf jeden Einzelnen, auf Gruppen und auch Organisationen ausgewirkt hat, als sich die Produktion aufgrund des Einsatzes von Maschinen veränderte.
Insgesamt drei Weltkulturerbe wurden von der UNESCO in Wales gekürt. Eines davon ist die Industrielandschaft von Blaenavon. In dieser Gegend wird ganz offensichtlich, warum Wales als Wiege der Industrialisierung Europas gilt. Das bereits erwähnte „Big Pit“ als Kohlebergwerk, Öfen, Steinbrüche, Eisenbahnanlagen, Hütten der Arbeiter, Kirchen, Kapellen, eine Schule – das Leben des 19. Jahrhunderts scheint hier wieder Gegenwart zu werden. Mehr hoch als tief wartet dann das „Pontcysyllte“-Aquädukt als drittes Kulturdenkmal auf dich: Die gusseiserne Brücke galt 1805 als bauliche Meisterleistung und diente Kanalbooten bei der Überquerung des Dee-Tals über den Llangollen-Kanal. Heute kann man sich ein Kanalboot mieten und hinüberschippern – vorausgesetzt, die 38 Meter Höhe machen einem nichts aus. Wie wär’s, steigst du ein?
Weitere Informationen über Wales erhältst du unter visitwales.com/de