Das kleine Land in Mittelamerika ist ein Wirklichkeit gewordener Garten Eden: Besucher sind schier überwältigt von dem natürlichen Reichtum dieses wunderschönen Fleckens Erde mit seinen Nebelwäldern, einsamen, palmengesäumten Stränden, Vulkanen und einer exotischen Tierwelt.
In der lichtdurchfluteten Küche ihres Restaurants in Puerto Viejo de Talamanca flitzt Elena Brown hin und her, während in der Pfanne in Streifen geschnittene Kochbananen brutzeln und im Topf eine duftende Sauce brodelt. Die Köchin hat eine Mission: Sie möchte die traditionelle karibische Kost perfektionieren. „Meine Mum hatte 14 Kinder“, erzählt sie, während sie in den Töpfen rührt. „Also mussten alle in der Küche mit anpacken.“
Heute bereitet sie für ihre Gäste die Familiengerichte aus ihrer Kindheit zu, die sie allerdings raffiniert verfeinert. Elena Brown serviert höchstpersönlich auf ihrer Holzterrasse. „Ich liebe es, wenn die Menschen meine Gerichte genießen“, sagt sie und lacht fröhlich. „Sie essen nicht nur, sie schmecken die Karibik.“ Puerto Viejo de Talamanca ist der ideale Ort, um eine Reise durch Costa Rica zu beginnen. Das einst verschlafene Dorf hat sich zu einem lebendigen Küstenort entwickelt. Traveller schauen hier vorbei, um zu relaxen, Gleichgesinnte zu treffen und sich über die besten Touren auszutauschen. Nebenbei probieren sie sich durch die eindrucksvollste Restaurantszene der Küste. Eine der beliebtesten Speisen ist der scharfe Eintopf Rondón – ein köstlicher Kokosmilch-Sud mit Maniok, Chili, grünen Bananen, Fisch und Shrimps. Unbedingt probieren!
Besonders am Wochenende füllt sich das Örtchen auch mit Einheimischen aus der Umgebung. Tagsüber geht es an den grandiosen Strand und abends in eine der rustikalen Bambus-Bars, um Guaro, den heimischen Zuckerrohrschnaps, zu trinken. Dazu übertönen lokal bekannte Calypso-Lieder das Quaken der Frösche im Regenwald. Was für ein Leben!
PS: Das Lokal von Elena finden Sie am östlichen Ortsausgang auf der Straße Richtung Cocles.
Über Jahrhunderte ahnten die Bewohner von La Fortuna nicht, dass ein Vulkan über ihrer Stadt thront. Der letzte große Ausbruch ereignete sich um 1400, danach fiel der Berg in einen tiefen Schlaf und seine wahre Natur geriet in Vergessenheit. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nannten die Bauern der Gegend den Gipfel einfach nur Cerro Arenal, also Arenal-Hügel. Niemand wunderte sich über den irreführenden Namen – bis der vermeintliche „Hügel“ 1968 grollend zum Leben erwachte. Augenzeugen berichteten, dass innerhalb weniger Minuten die Asche den Himmel verdunkelte. Der unterschätzte Berg spuckte autogroße Felsen aus, die fünf Kilometer weit flogen und beim Aufschlag explodierten. Die Lava begrub drei kleine Dörfer unter sich. Und der Berg verdiente sich so wahrlich seinen neuen Namen: Volcán Arenal.
Mit diesem Ausbruch erwachte das bis dato verschlafene Nest La Fortuna zum Leben. Vulkanologen und Touristen strömten hierher ins Landesinnere, um den feuerspuckenden Riesen zu bestaunen. Die letzten erwähnenswerten Regungen ereigneten sich in den 90er-Jahren. Sergio Rodríguez ist Naturforscher und Fremdenführer, er hat den Giganten mehrere Hundert Mal bestiegen und auch die aktiven Zeiten erlebt. „Die Ausbrüche“, erzählt er, „sind wie ein Erdbeben, gefolgt von einem Krach, als ob jemand den größten Transformator der Welt starten würde.“ Wissenschaftler ordnen den Arenal heute als einen der zehn aktivsten Vulkane der Welt ein.
Die 1987 als privates Observatorium für die Universität Costa Rica errichtete „Arenal Observatory Lodge“ (DZ ab ca. 60 €, arenalobservatorylodge.com) ist der einzige Ort im Nationalpark, in dem der Vulkan liegt, an dem man übernachten kann. Urlauber und Wissenschaftler mischen sich hier. Die Sicht auf den Gesteinsriesen haut einen um. Ein Seismograf arbeitet rund um die Uhr, um die Aktivitäten aufzuzeichnen. Wer nicht unbedingt im Park wohnen will, findet gute Hotels in und um La Fortuna.
Bis 2010 konnte man die glühende Lava die Hänge herunterfließen sehen, was besonders nachts ein Wahnsinnsanblick war. Auch wenn der Vulkan momentan ruht, sind doch überall im Park Spuren des explosiven Temperaments zu finden. Es gibt hier großartige Wanderwege. Die meisten führen durch Privatreservate und sind kostenpflichtig. Durch die Lava-Felder schlängeln sich Pfade, die voll kohlenschwarzer Felsbrocken sind. Besucher sollten sich in sicherer Entfernung zum Gipfel halten und nicht hinaufsteigen, denn auch wenn der Arenal verschnauft, ächzt er, lässt Dampf ab oder spuckt Gesteinsbrocken aus.
Für genug Abenteuer in der Gegend ist gesorgt: La Fortuna hat sich zu einem Zentrum für Outdoor-Aktivitäten entwickelt. Man kann vierstündige Märsche zum Krater-See von Arenals schlafendem Nachbarn, dem Volcán Chato unternehmen. Im Osten laden die Stromschnellen der Flüsse Balsa und Toro zu Wildwasser-Fahrten ein. Im Süden können sich Andrenalin-Junkies in den engen Berg-Canyons von Felswänden und Wasserfällen abseilen oder aber die müden Wander-Beine in heißen Quellen regenerieren.
Jeder Quadratzentimeter ist bedeckt von Kletterpflanzen, schillernde Kolibris schwirren zwischen den Bäumen umher, riesige Pflanzen tragen Blätter in Sonnenschirmgröße und die Ranken von Würgefeigen umwuchern Avocadobäume. Wir sind in einem wahren Naturparadies, im 310 Hektar großen Santa-Elena-Reservat auf 1650 Meter Höhe. Das ist nahezu ständig von Dunstschwaden umhüllt. Das Licht wechselt permanent, Wasser tropft und rauscht, ab und zu ertönt der schrille Ruf des Glockenvogels. In dem Ökopark stehen die Chancen gut, den berühmtesten Vogel Mittelamerikas zu erspähen: den Quetzal mit grüner Punk-Frisur und langem Schweif. Seitdem bekannt wurde, dass er hier zu finden ist, strömen Besucher in die atemberaubende Natur. Immerhin wird versucht, den Tourismus so ökologisch wie möglich zu halten.
Der Andrang verwundert nicht, denn es gibt so viel Paradiesisches zu entdecken. Überall leuchten Orchideen, manche so klein wie ein Stecknadelkopf. Hier wachsen gut 600 der rund 1400 heimischen Arten. Blickt man in die Höhe, verschwinden Ranken im Nebel. Ein Quetzal ist nicht zu sehen. Der Wald gibt eben nicht alle seine Schätze einfach preis.
Die Schotterpiste nach Nosara schüttelt einen ordentlich durch. Sie zieht sich mitten durch Reisplantagen und vorbei an Brahman-Herden (die örtliche Rinderrasse), bis sie schließlich Kurs auf die Pazifikküste nimmt. Und dann, endlich, tun sie sich vor einem auf: die zauberhaftesten Strände dieses Planeten – goldgelber Sand, Palmen wiegen sich im Wind, das ist das Paradies!
Obwohl die Gegend in den vergangenen 20 Jahren immer beliebter geworden ist, haben strenge Bauvorschriften die Veränderungen in Nosara auf ein Minimum beschränkt: Gebäude sind an der Küste nicht erlaubt. Deshalb grenzt der Strand an Gebüsch und Bäume. Es lohnt sich, den Blick vom Meer in den Wald schweifen zu lassen, denn Tukane, Gürteltiere und Affen lassen sich nur wenige Meter entfernt erspähen. Hier ist bisher noch relativ wenig Wald gerodet worden und einige Ausländer sind zugezogen, um sich dem Schutz der Regenwälder zu widmen – oder den ganzen Tag auf den Wellen zu reiten.
Der lange Sandstrand von Nosara mit warmem Wasser wie in der Badewanne zieht leidenschaftliche Surfer magnetisch an. Einer von ihnen ist Juan, der sich Surfo nennt, um sich von all den anderen Juans im Ort zu unterscheiden. „Es ist ein ziemlich lässiges, einfaches Leben hier“, sagt er und grinst breit. Extrem relaxt, tief gebräunt und mit von der Sonne gebleichten Haaren sieht er aus wie ein Statist aus einem kalifornischen Surfer-Film. Er kommt schnell ins Schwärmen: „Herrlich, hier kann man Tag und Nacht mit kurzer Hose, ohne Hemd und barfuß rumlaufen.“ Es gibt ein paar Geschäfte im Ort, die Einheimischen gehören. Juan selbst betreibt – na, was wohl? Richtig, einen Surf-Shop. Der liegt in einer Gasse rund 100 Meter vom Strand entfernt.
Juan ist ein fanatischer Wellenreiter. „Dieser Strand ist aber nicht nur für Surfer, sondern für alle da“, betont er und erklärt, wie man sich hier das Meer teilt: „In den vorderen Wellen planschen die Kinder, Hunde und Erwachsenen mit Luftmatratzen und Cocktails. In der Mitte tummeln sich die Greenhorns unter den Surfern und Body-Boarder in den Wogen. Ja und da ganz hinten“, Juan zeigt in die Ferne, „im tiefen Wasser sind wir, die fortgeschrittenen Surfer, und warten auf die perfekte Welle.“
Wer Neues sucht, wechselt mal den Ort. Ein paar Kilometer weiter nördlich liegt Ostinal, ein geschützter Brutplatz der Oliv-Bastardschildkröten, die an jedem Vollmond zu Hunderten dort auftauchen. Südlich davon erstreckt sich die Playa Garza, eine weite Bucht mit sanften Wellen, in der die Fischer am Strand ihre Netze flicken. Weiter südlich findet man die benachbarten Strände Carrillo und Sámara. Letzterer lockt mit geselligem Dorfleben samt hervorragenden Grilllokalen am Strand. Trotzdem kann es schwer fallen, sich von Nosara zu trennen, weil – um es mal mit Juans Worten zu sagen – „dies ein Platz ist, an dem du immer die Natur um dich herum spürst.“
Als der Entdecker und Pirat Francis Drake 1579 auf der Suche nach einem Unterschlupf war – sein Schiff musste repariert werden und er brauchte einen sicheren Ort, an dem er nicht von der spanischen Flotte entdeckt werden konnte –, wurde er an der Küste von Costa Ricas Halbinsel Osa fündig. Die Natur verzauberte ihn sofort: eine Kette einsamer Buchten hinter dichtem Regenwald mit zahlreichen wild lebenden Tieren. In seinen Tagebüchern erwähnte Drake immer wieder Krokodile und Affen.
Die tummeln sich hier bis heute. Ebenso wenig hat sich der Blick verändert, den schon der abenteuerlustige Pirat genoss: Bahía Drake säumt wuchernder, saftig grüner, nebliger Dschungel. Mittlerweile beheimatet die Gegend den letzten Küstenabschnitt pazifischen Regenwaldes in ganz Mittelamerika mit einem der größten biologischen Reichtümer weltweit. Ein Refugium für Tiere wie Jaguare und Pumas, ganz zu schweigen von vielen anderen exotischen Wesen wie Totenkopfäffchen, Faultieren, Ameisenbären und Pfeilgiftfröschen. „Bei uns kann man Tiere beobachten, die es sonst nirgendwo gibt“, sagt Orgel Chavarría, der auf Osa aufgewachsen ist. Als Mitarbeiter der westlichsten Rangerstation im Nationalpark Corcovado in San Pedrillo kümmert er sich um das grüne Terrain, in dem Reiher auf ihren langen Beinen Patrouille laufen. „Das hier ist eine Schatzinsel!“ Der Park ist der beste Beweis dafür, wie schützenswert der Regenwald ist. Alle vier heimischen Affenarten schwingen sich durch die Baumkronen, in denen sich laut kreischende Aras drängen. Und so seltene Arten wie den Baird-Tapir kann man hier ebenfalls antreffen.
Durch Regenwald-Tiefland und an Flussmündungsgebieten entlang, in denen Krokodile ihr Mittagessen verdauen, zieht sich ein Netz von Fußwegen quer durch den Park. Wer echten Dschungel erkunden möchte, kann sich hier auf einen der Pfade begeben – aber nicht ohne ein Paar gute Stiefel, Unmengen von Insektenschutzmittel und etwas Geduld. Um die Scheueren unter den Dschungelbewohnern zu erspähen, braucht man sehr viel Glück und Ausdauer. Schieferschwanztrogone sind im Geflecht der Äste fast unsichtbar und quakende Froschbanden lassen sich nur bei Nacht blicken. „Der Regenwald ist ja kein Zoo“, sagt Orgel, „die Tiere sind ständig in Bewegung oder verstecken sich. Wer sie sehen will, muss leise sein und warten können. Bei uns entscheidet schließlich die Natur, wann sie bereit ist, sich dem Menschen zu zeigen.“
Die vollständige Reportage finden Sie im Lonely Planet Traveller Magazin, Ausgabe September/Oktober 2013.
Text: Carolina A. Miranda & Ulrike Scherwinski, Titelbild: Jonathan Gregson
Das Wichtigste
Hinkommen
Ab Frankfurt a. M. fliegt ohne Zwischenstopp Condor (condor.com) nach San José. Mit Iberia geht’s via Madrid (iberia.com). Ab Zürich und Wien fliegt ebenfalls u. a. Iberia über Madrid.
Herumkommen
Die meisten Autoverleiher gibt’s in San José und in den Touristenorten an der Pazifikküste (u. a. adobecar.com). Sehr gut kommt man aber mit den gut vernetzten Regionalbussen voran. Inlandsflüge biete u. a. Nature Air (natureair.com).
Weitere Infos
Umfangreich ist der Lonely-Planet „Costa Rica“ (MairDumont, 24,99 €). Die offizielle Tourismusseite mit Infos zu Busplänen finden Sie unter visitcostarica.com.
Warum hinfahren?
Hauptattraktion im Tortuguero Nationalpark an der Karibikküste sind die Meeresschildkröten. Im Juli und August legen sie ihre Eier am Strand ab. Dabei sollte man die Tiere still beobachten und keinesfalls stören.
Übernachten
Das Angebot an Quartieren in Tortuguero ist groß. Eines der besten Preis-Leistungs-Verhältnisse bietet die charmante Anlage „Rana Roja“. Die „cabinas“ haben eine Terrasse mit Schaukelstuhl. Gebadet wird im schildkrötenförmigen Pool (ab ca. 58 €, tortugueroranaroja.com).
Hinkommen
Nature Air (ab ca. 75 €, natureair.com) fliegt von San José in 20 Minuten nach Tortuguero.
Warum hinfahren?
In den Bergstädtchen des Valle Central mischt man sich bei einem Marktbesuch unter die Locals. Die Gegend ist auch bekannt für ihre malerischen Kaffeeplantagen. Gute Orte für Besichtigungen: Orosi und Barva.
Übernachten
Das grandiose Öko-Resort „El Silencio“ in Bajos del Terro verlässt kaum ein Gast, ohne einen Baum gepflanzt zu haben (Bungalow ab ca. 226 €, elsilenciolodge.com).
Hinkommen
Mit dem Auto sind es rund 65 Kilometer von San José nach Bajos del Terro. Stoppen Sie in Zarcero. Dort findet man äußerst skurrile Heckenschnitte in Form von Dinosauriern und Gorillas.
Warum hinfahren?
Wer Strand und Regenwald in einem haben möchte, sollte an die Pazifikküste nach Manuel Antonio fahren. Es ist einer der ersten Orte mit Öko-Tourismus. Man kann hier Affen aus den Baumkronen des Nationalparks bis an den Strand laufen sehen. Danach nimmt man einen Drink in der Flugzeug-Bar „El Avíon“ (elavion.net).
Übernachten
Auf dem grünen Gelände der „Tulemar Bungalows & Villas“ hat jeder eine Hütte mit Meerblick (ab ca. 142 €, 4tulemar.com).
Hinkommen
Man erreicht den Ort in einer vierstündigen Fahrt von San José oder einem 30-minütigen Flug nach Quepos, etwa elf Kilometer entfernt.