Brechen Sie zu einem unvergesslichen Reiseabenteuer in das südamerikanische Land am Äquator auf. Erkunden Sie prächtige Kolonialstädte, streifen Sie durch artenreiche Urwälder und erleben Sie die imposanten Anden auf einer Zugfahrt. Sahnehäubchen: das Naturparadies der Galapagosinseln – ja, auch die gehören zu Ecuador.
Strahlend blau leuchtet der Morgenhimmel, als die Seilbahn auf Quitos Hausberg Pichincha surrt. In der Ferne stechen die vereisten Vulkankegel des Cotopaxi und Cayambe durch die Wolken, im Tal ergießt sich das Häusermeer der Andenmetropole – bestes Wetter für eine Wandertour mit Traumaussichten. In 4100 Metern Höhe merkt man jedoch schnell: Die Luft ist dünn wie Automatenkaffee. Und auch am Äquator kann’s reichlich frisch werden.
Schon das Sightseeing in den steilen Gassen der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt (2850 Meter) ist quasi Hochleistungssport. Aber ein echtes Highlight, denn Quitos historische Altstadt zählt mit ihren restaurierten Kolonialbauten, den prächtigen Kirchen, lebendigen Plazas und urigen Lokalen zu den schönsten Südamerikas.
„Ich liebe diese alten Häuser und den Tratsch der Leute“, schwärmt Guide Paola Carrera vor ihrem Elternhaus im quirligen Viertel San Roque. Im Erdgeschoss betreibt ihre Mutter einen Shop für „Agua de vida“. Das pinkfarbene Lebenswasser mixt sie aus 25 Pflanzen, darunter Amaranth-Samen und Kräuter aus dem Amazonas-Regenwald. In den schmalen Straßen wimmelt es von kleinen Läden, die Gewürze, Aluminiumpfannen, Kuhfüße (kommen in die Suppe) und Piñatas verkaufen, bunte Tier- und Comicfiguren aus Pappmaché, die man zu Feiern mit Süßigkeiten füllt. Pick-ups poltern übers Kopfsteinpflaster, verfolgt von kläffenden Hunden. „In San Roque kennt man sich, die Leute sind eng mit ihrem Viertel verbunden“, erzählt Paola, während sie auf ihrer Tour einige alteingesessene Kunsthandwerker abklappert. César Anchala etwa, der in seiner Sombrerería Hüte aus Kaninchenfell fertigt und Dämonenmasken fürs Inti Raymi, das alte Sonnenfest der Inka.
Pflichtstopp an der Plaza de San Francisco ist der gewaltige Klosterkomplex, den Franziskanermönche 1535 erbauen ließen, nachdem die spanischen Eroberer die Inka vertrieben hatten. Das üppig vergoldete Innere beeindruckt mit maurischen Stilelementen und traditionellen Sonnensymbolen, mit denen man die indigene Bevölkerung einst zum Kirchgang bewegen wollte.
Am Markt von San Roque hat sich vor einem Hauseingang eine Schlange gebildet, Aus dem Innern dringen Schreie. „Hier praktiziert Rosa Correa, eine Schamanin“, erklärt Paola. „Sie vertreibt böse Geister“. Wie? „Sie peitscht ihre Klienten mit Pflanzen aus.“ Ein junges Paar tritt mit entrücktem Blick nach draußen. Die religiösen Wurzeln sind in Quito überall spürbar.
Ein ganz normaler Beach-Abend auf den Galapagosinseln: Taxifahrer haben sich zum Volleyball am Hafen von Puerto Ayora versammelt, Kinder schauen Popcorn futternd zu. Plötzlich kommt ein Seelöwe angerobbt, wälzt sich mitten in der Menge auf eine Bank und döst seelenruhig ein – ein Auge halb offen, falls ein Snack abfällt.
Das abgeschiedene Archipel gut 1000 Kilometer westlich von Ecuadors Küste erscheint wie eine andere Welt. Die Tiere auf den 13 Inseln zeigen keine Scheu vor Menschen, und viele Arten wie Meerechsen oder die berühmten Galapagos-Finken leben nirgendwo sonst auf der Welt. Letztere inspirierten den Naturforscher Charles Darwin zu seinem Buch „Über die Entstehung der Arten“, das Grundwerk der Evolutionstheorie.
Die einzigartige Fauna lässt sich wunderbar auf der Isla Santa Cruz beobachten. „Jetzt in der feucht-heißen Jahreszeit sind alle glücklich, es gibt Futter im Überfluss“, sagt Nationalpark-Guide Ramiro Jácome Baño und zeigt auf den blühenden Teppich um den Vulkan Cerro Dragon im Nordwesten der Insel. „Halt!“, ruft er, als ein urzeitlicher Drusenkopf gelassen den Weg kreuzt. Das gelbe Reptil wird über einen Meter groß. „Sie stammen vermutlich von den grünen Leguanen auf dem Festland ab“, doziert Ramiro. „Entweder sind sie hierher geschwommen oder sie wurden auf Baumstämmen angetrieben.“
Weiter geht es zum El Chato Tortoise Reserve in den Bergen. Naturschützer der Charles Darwin Research Station päppeln hier heranwachsende Riesenschildkröten bis zu einer Größe auf, die sie vor eingeschleppten Arten schützt – bei Hunden und Katzen stehen die Jungtiere gern mal auf dem Speiseplan. Eigentlich werden sie über 150 Jahre alt, ihr Panzer ist so groß wie ein Treckerreifen. Jetzt in der Mittagshitze liegen die trägen Riesen wie dicke Findlinge in den Schlammlöchern.
Wenig später steht Ramiro nahe der Bucht von Puerto Ayora im knietiefen Wasser. Ein paar Badegäste schnorcheln um die Felsriffe, auf denen Tölpel mit schlumpfblauen Füßen watscheln. Unter Wasser knabbert ein Kugelfisch genüsslich an Ramiros Zeh. Die eigenwillige Natur der Galapagosinseln erstaunt den Guide auch noch nach 20 Arbeitsjahren. „Kürzlich schwamm ein Mantarochen auf mich zu“, erzählt er. „An seiner Kopfflosse hatte sich ein Stück Fischernetz verfangen. Ich konnte es leicht entfernen, und er verschwand wieder in der Tiefe.“
Die vollständige Reportage finden Sie im Lonely Planet Traveller Magazin, Ausgabe April 2016.
Text: Peter Grunert, deutsche Bearbeitung: Olaf Heise, Fotos: Philip Lee Harvey