Hunger im Großstadtdschungel. Aber wo am besten Essen, wenn es schnell gehen soll und trotzdem die kulinarischen Gelüste maximal gestillt werden möchten? Wir haben ein paar Tipps.
Wo lernt man das pulsierende Herz großer Städte besser kennen, also dort, wo die Liebe durch den Magen geht? Wo sich Einheimische und Gäste mischen, an Orten, wo das Leben pulsiert - beispielsweise in den großen Markthallen oder angesagten Food Courts großer Shopping Malls.
Darunter gibt es aufregende Architektur ebenso zu finden wie pure Zweckmäßigkeit - und ihr erster Zweck ist sicherlich, als Konsumtempel die Menschen zum Kaufen zu verlocken. Es gibt aber weitaus mehr Gründe, sich dort umzusehen, als dem Kaufrausch zu frönen oder der Hitze in wohl klimatisierte Gebilde zu entfliehen. Wir meinen, der schönste Grund ist, die außergewöhnlich vielfältigen Geschmackserlebnisse zu genießen.
Foodcourts sind ein Paradies für Menschen, die gerne essen und sich dabei überraschen lassen möchten - von der Vielfalt der jeweiligen landestypischen Küche ebenso wie von dem Meer an Angeboten internationaler Gerichte. Nirgendwo sonst gibt es so viel konzentrierte kulinarische Vielfalt wie in den Gastronomiebereichen der weltweiten großen Einkaufszentren und ehrwürdigen Markthallen.
Einige von ihnen haben bereits Kultstatus erlangt - als Eldorado für unentschlossene, aber experimentierfreudige Genießer. Hier und dort naschen, bis Bauch und Neugier gestillt sind - das ist die Art von Genuss, den wir lieben. Deshalb haben wir eine Auswahl der spektakulärsten Foodmarkets auf der ganzen Welt zusammengestellt.
Wenn es ums Essen geht, werden hungrige Reisende oft von farbenfrohen Lebensmittelmärkten oder Straßenverkäufern in Bann gezogen. Dabei gibt es spannende, dynamische Konzeptstores mit einem großen Angebot an lebendiger und innovativer internationaler Küche in den großen Einkaufszentren und Markthallen. Die dortigen "Garküchen" sollten keinesfalls unterschätzt werden. Neben erstaunlicher Auswahl sind zumeist auch die Preise erfreulich - außer man gönnt sich etwas ganz Außergewöhnliches.
Die Grande Dame aller Shopping Malls ist das Harrods in London mit seinem opulenten Jugendstil-Restaurant. An diesem geschichtsträchtigen Ort hat Londons Adel, beziehungsweise dessen Diener, bereits vor 200 Jahren die wichtigsten Einkäufe für die feine englische Küche getätigt. Im Herzen des palastartigen Kaufhauses Harrods scheint alles zu leuchten: vom Marmor der Austernbar und den hohen, gewölbten Spiegeln hinter der Bäckerei-Theke bis zu den handgeschnitzten Eisskulpturen der Fischabteilung.
Warum nicht einmal den inneren Aristokraten mit gehäuften Löffeln Kaviars verwöhnen? Oder den Gaumen mit köstlichen Hummer kitzeln, mit opulent getürmter Eiscreme aus glitzernden Kristallschalen oder mit winzigen Macarons, die nach dem edlen Parfum einer Herzogin aus dem 19. Jahrhundert schmecken?
Unbedingt probieren: Einen Teller mit wilden schottischen Austern in der atemberaubend schwarz-weißen Austernbar.
In Tokios großen, berühmten Kaufhäusern befinden sich die sogenannten Depachika - kolossale Tempel für Japans Liebe zum Essen. Depachika setzt sich zusammen aus den Wörtern für Kaufhaus (depāto) und Keller (chika). Fast unvorstellbar, dass dort durchschnittlich mehr als 30.000 verschiedene Lebensmittel und Spezialitäten verkauft werden. Unser Tipp: Sushi, Sashimi und unbedingt Takoyaki probieren. Die herzhaften Teigkugeln sind mit Tintenfischstücken gefüllt und werden mit leckerer Soße serviert, auf der hauchfeine Thunfischscheibchen in der aufsteigenden Hitze knistern. Ebenfalls empfehlenswert sind kalte Nudelsalate, die vielfältigen Omelett-Varianten oder Bento-Schachteln mit Fisch und Gemüse, die aussehen, als beherbergen sie Juwelen.
Hier ist auch der beste Ort, traditionelle Mochi (Reiskuchen) zu probieren, federleichte japanischen Käsekuchen und Softeis in exotischen Geschmacksrichtungen von Kirschblüte bis Wasabi. Das Depachika in der Takashimaya-Filiale in Shinjuku ist besonders exquisit. Es lohnt, sich mit den gekauften Köstlichkeiten in den Picknick-Garten auf dem Dach zu begeben, um beim Schlemmen einen grandiosen Blick über die Stadt zu genießen.
Unbedingt probieren: Sashimi vom fangfrischen Fisch sowie Gebäck aus international gemixten Stilrichtungen wie beispielsweise französisch-japanische Grüntee-Eclairs.
Die 100 Jahre alte Gourmethalle ist das pulsierende Herz im Zentrum von Los Angeles. Der Grand Central Market verkörpert unbestritten die glorreiche, kulinarische Vielfalt der Stadt in Kalifornien, die ein inspirierender Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen und ihrer prägenden Küchen ist.
Neben jüdischen Läden mit koscheren Delikatessen drängen sich altmodische chinesisch-amerikanische Wan-ton-Suppenküchen und Hipster-Brauereien, die angesagtes India Pale Ale, das süffige Craft Beer schlechthin, brauen. Die Klientel ist ebenso vielfältig: Touristen mit Kamera drängen sich neben Bauarbeitern und Möchtegern-Schauspielern. Mit Warteschlangen muss rechnen, wer zur Haupt-Brunch-Zeit oder zur Mittagszeit in die hangarmäßige Halle kommt. Das trifft besonders für angesagte Imbisse und Restaurants wie das Eggslut zu, der Heimat von Instagram’s berühmtesten Eiersandwich.
Unbedingt probieren: Pupusas. Die dicken Maistortillas, gefüllt mit Fleisch, Käse, Bohnen und anderen Zutaten werden gegrillt, bis sie außen knusprig und innen schön saftig sind. Super lecker sind sie bei Sarita’s Pupuseria.
Wer hier an fettige Fastfood Burger und schlaffe Pizza denkt, wird den Gedanken im Food Garden auf der Plaza Rio von Tijuana erfreut verdrängen. Auf 30.000 Quadratmetern reihen sich regionale und internationale Gourmet-Leckerbissen aneinander. Gespeist wird auf Tischen aus Altholz unter hohen Industriedecken in dieser modernen Halle mit urbanem Flair. Klar, dass hier das Wasser sofort im Munde zusammenläuft und man am liebsten alles anknabbern würde.
Die gegrillten Octopus-Tacos sind sensationell, ebenso wie die Toasts an einem Stand, der die baskische Variante von Tapas anbietet: Pintxos. Es lohnt ebenso, eine Schüssel mit japanischem Tonkatsu Ramen zu schlürfen und danach das Mahl mit einem süßen Crêpe oder einer Cerveza abzurunden - oder besser noch mit beidem. Dieser Food Garten in Tijuana, Mexiko, ist einfach unwiderstehlich.
Unbedingt probieren: Frühstück im Los Chilaquiles mit dem beliebten gleichnamigen mexikanischen Gericht aus gebratenen Maistortillas, in Salsa getränkt und mit Käse, Bohnen, Avocado und Eiern überbacken.
In dieser luftigen Halle im Fin de Siècle Mercado da Ribeira lassen sich angesagte Lissaboner an langen Gemeinschaftstischen nieder, um zu essen und zu reden, sehen und gesehen zu werden. Ein Bummel zwischen den über 30 Ständen ist eine wahre Freude für die Sinne. Viele der Stände sind auf klassische portugiesische Küche mit modernen Einflüssen spezialisiert.
Sagenhaft lecker sind nicht nur die knusprigen Tintenfischkroketten oder eingelegten Sardinen mit Gemüse. Auch nach den mit Knoblauch gedämpften Muscheln und Hühnchen vom Holzkohlegrill leckt man sich alle zehn Finger. Während der Stoßzeiten ist es schwierig, Sitzplätze zu bekommen. Macht nichts, einfach ein Glas Sangria bestellen und entspannt ein Weilchen warten, während das Getränk wohlig die Kehle hinunter rinnt. Für Eile und Hast ist hier nicht der richtige Fleck.
Unbedingt probieren: Die warmen, flockigen Pastéis de Nata machen süchtig. Die mit Pudding aus saftigem Eigelb gefüllten und gebackenen Törtchen mit ihrer karamellisierten Kruste sind einfach sagenhaft.
Allein wegen der Architektur ist die Markthalle einen Besuch wert. Die Innenwände dieses hoch aufragenden hufeisenförmigen Gebäudes sind mit einem gigantischen Fliesenmosaik ausgekleidet, an dem überdimensionierte Leckereien prangen. Drei Meter hohe Avocados und Trauben von der Größe von VW-Bussen - wie soll man sich da nicht im Paradies, oder wenigstens wie auf Gullivers Reisen wähnen?
Nach einer Weile des Schauens und Staunens ist es an der Zeit, mit ein paar typisch holländischen Gerichte zu starten - "Appeltaart" mit Schlagsahne beispielsweise und eine Tasse starken schwarzen Kaffee dazu. Danach schmecken herzhafte "Bitterballen" (zart knusprige Kroketten, traditionell mit Rindfleisch gefüllt) und "Kibbeling" (mundgerechte Stücke lecker in Teig frittierten Fisches). Alternativ gibt es ein Angebot an Dutzenden von internationalen Gerichten - von türkischen Kebab bis hin zu frisch zubereiteten Sushi.
Erbaut im Jahr 2014 am Ufer der Roten, wo die Stadt Rotterdam im Jahr 1270 gegründet wurde, hat sich die Markthal inzwischen zu einer der größten Attraktionen der Stadt entwickelt.
Unbedingt probieren: Die heißen, zuckerhaltigen Stroopwafels sind unwiderstehlich. Zwischen beiden dünnen Waffelhälften pappt eine himmlisch süße Karamellfüllung.
Die asiatische Metropole ist berühmt für seine riesigen Straßenverkäufer-Zentren. Eines davon ist das Maxwell Road Hawker Center in China Town. Es versorgt aber bei weitem nicht nur die Straßenverkäufer mit Nachschub. Wer hier wie die Einheimischen essen möchte, sollte mit der Etikette vertraut sein. Dazu gilt es, zuerst einmal einen Tisch zu erobern und diesen mit einem markanten Gegenstand zu reservieren, beispielsweise einem Regenschirm, einem Schal, selbst ein Taschentuch eignet sich, um zu demonstrieren: hier ist besetzt. Danach ist es einfach, eine entspannte Runde anzutreten und in die Töpfe der Garküchen zu hineinzuschauen. Die Anbieter liefern das Essen zum Tisch - man kann also beliebig viel bestellen, um die Auswahl auszuschöpfen, und sich dabei bequem am Tisch niederlassen und abwarten, was alles serviert wird.
Zu den klassischen Gerichten zählen heiße, dampfende Schalen mit chinesischen Dumplings und Wonton Soups. Beliebt sind außerdem "popiah", frische Frühlingsrollen, und "carrot cake", ein gedämpfter Pfannkuchen, der mit Eiern, Schweinefleisch und Frühlingszwiebeln angebraten wird. Das Rojak, Popiah & Cockle serviert die leckersten Frühlingsrollen und die neuen Lieblingsgerichte der britischen Küche gibts bei Lad & Dad. Das Beste: die Straßenhändler-Zentren werden von der Regierung subventioniert, sodass sie enorm günstig sind.
Unbedingt probieren: Am berühmten Stand von Tian Tian Hainanese Chicken Rice gibt es leckeres pochiertes Hühnchen, serviert mit Reis nach Hainan Art, der nach Ingwer, Knoblauch und Pandan-Blättern duftet - einfach sensationell.
Der Komplex aus den 1920er Jahren befindet sich in der historischen, ehemaligen Zentrale von Sears, Roebuck & Co in Atlanta und gehört mit seiner eindrucksvollen Architektur zu den größten Ziegelkonstruktionen im Südosten der Staaten. Über 20 unterschiedliche Lebensmittelhändler bieten hier ihre Spezialitäten an - von Süßigkeiten angefangen bis zu Atlantas bestem Burger bei Holeman & Finch. Die Vielfalt ist enorm: Allein das At the Tap bietet 56 Zapfhähne mit Craft Beer.
Spiller Park Coffee ist ebenso vertreten wie indisches Streetfood, die marokkanische Küche, Austern vom Golf und Würstchen aus Südafrika. In Atlantas Stadtteil Old Fourth Ward gelegen, bietet das Marktgebäude jedoch viel mehr als Essen bis zum Platzen. Ein Teil der Kalorien lässt sich im Vergnügungspark auf dem Dach gleich wieder abtrainieren. Oder aber man schlemmt dort gleich weiter, neben Minigolf gibts auch einen Biergarten mit herrlichem Blick auf den Sonnenuntergang.
Unbedingt probieren: Ein puertoricanisches Sandwich, gefüllt mit Schinken und Schweinebauch im El Super Pan, dazu als Beilage Maduros, süße sautierte Kochbananen, und einen Hibiskus-Tee.
Gut und gesund essen und dabei noch reisen? Unser Reiseführer zeigt, wie das geht. Schaut doch hier mal rein.
Original-Artikel: Emily Matchar/Lonely Planet international
Deutsche Fassung: Ines Wagner