Neben Natur & Outdoor-Abenteuern hat Chile auch für Kulturinteressierte jede Menge in petto. Gerade die indigenen Gemeinschaften Chiles – z.B. die Rapa Nui der Osterinsel mitten im Pazifik, die Chiloten der mystischen Insel Chiloé, die Aymara und Atacameños im Norden oder die Mapuche im Süden – haben interessante Traditionen und Bräuche, die Besucher erleben können. Und mit den sechs UNESCO-Welterbestätten bietet Chile kulturelle Attraktionen von Weltrang.
Neben den Europäern, die auch in Chile ihre Spuren hinterlassen haben, ist die Faszination der chilenischen Kultur zu einem Großteil auch auf die kurze Besetzung durch die Inkas und vor allem die indigenen Volksgruppen zurückzuführen, die bereits vor 13.000 Jahren das Land besiedelten. Im Süden Chiles gibt es heute Dörfer, die ausschließlich von den Mapuche – der größten indigenen Gruppe Chiles – bewohnt werden. Auch die Traditionen der Aymaras und Atacameños könnt Ihr heute noch im Norden hautnah erleben. Bis heute pflegen sie ihre indianisch-traditionelle Lebensweise mit Landwirtschaft, Lamazucht, uralter Naturreligion und farbenfrohen Festen.
Wer ein wenig Geschichte schnuppern möchte, wird in Chile auf jeden Fall fündig. Habt Ihr zum Beispiel gewusst, dass die ältesten Mumien der Welt nicht in Ägypten, sondern am Strand von Chinchorro bei Arica gefunden wurden? Heute könnt Ihr sie in der Ausstellung im archäologischen Museum San Miguel de Azapa in der Nähe Aricas besichtigen. Auf dem Weg dorthin wird Euch eine weitere Besonderheit des chilenischen Nordens auffallen: Die sogenannten Geoglyphen – riesige, an Hängen angebrachte Erdzeichnungen.
Auf den Spuren der Inkas könnt Ihr auf der Anden-Hauptstraße Qhapaq Ñan reisen, die zum gigantischen Inka-Straßensystem Südamerikas gehört. Dieses war die Hauptverbindung des Inkareichs in Nord-Süd-Richtung und erstreckte sich über mehr als 6.000 Kilometer.
Einen aktuelleren Einblick in Chiles Geschichte bekommt Ihr in den Humberstone- und Santa-Laura-Salpeterwerken. Sie wurden 2005 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte Chile durch den Handel mit Bodenschätzen, insbesondere mit Kupfer, Guano und Salpeter einen wahren Wirtschaftsboom. Von dieser Zeit zeugt noch heute der marode Charme der Industrieruinen, die umgeben von einer Geisterstadt auf jeden Fall eine Besichtigung Wert sind.
Ein beliebter Ort für Künstler und Schriftsteller und unangefochtene Kulturhauptstadt Chiles ist die Hafenstadt Valparaíso. Weltberühmt ist hier das Paradiestal wegen seines historischen Stadtkerns mit seiner Architektur aus dem 19. und 20. Jahrhundert, welcher im Jahre 2003 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Die Stadt ist ist auf über 40 Hügeln erbaut, charakteristisch sind ihre bunten Häuser und historische Bergaufzüge.
Ein Muss für Literaturliebhaber ist zudem die Besichtigung von "La Sebastiana", dem Haus des chilenischen Nationaldichters und Nobelpreisträgers Pablo Neruda. Aber auch sportlich Interessierte können ihren Vorlieben frönen: Nationalsport und volkstümliche Tradition ist das chilenische Rodeo, das insbesondere in Zentralchile sehr verbreitet und beliebt ist. Der bedeutendste Rodeo-Wettkampf – das Champion – findet jährlich in der Stadt Rancagua statt.
Die wohl geheimnisvollste Insel Chiles ist die Osterinsel, um deren Bewohner. die Rapa Nui, und Bauwerke sich viele Legenden und Theorien ranken. Bis heute geben die monumentalen Moai-Steinfiguren den Forschern Rätsel auf. Die bis zu acht Meter hohen Moais wurden wahrscheinlich vor über 500 Jahren von eingewanderten Polynesiern aus dem Vulkangestein der Insel gehauen und sind auf der ganzen Insel aufgestellt. Heute zählen die Lavakolosse und der ganze Nationalpark Osterinsel zum Unesco-Weltkulturerbe.
Wer Architektur schätzt, findet auf der Insel Chiloé ein wahres Highlight: Hier wurden auf Stelzen über dem Wasser bunte Häuser und zahlreiche Holz-Kirchen errichtet, die das Wahrzeichen der Insel sind. 16 dieser Kirchen gehören zum UNESCO Weltkulturerbe. Eine weitere Besonderheit stellt hier die sogenannte Minga dar: Wenn Chiloten umziehen, ziehen sie nicht einfach in ein neues Haus, sondern verfrachten das alte mit Hilfe von Flößen und Ochsenkarren an den neuen Wohnort. Zu diesem Zweck werden Familie, Freunde und Bekannte um Hilfe gebeten. Zum Dank steigt ein riesiges Fest für alle Helfer.
1704 wurde der schottische Seemann Alexander Selkirk wegen Meuterei auf der Insel Más a Tierra, der heutigen Robinson-Crusoe-Insel, ausgesetzt. Von dieser Geschichte ließ sich der Schriftsteller Daniel Defoe zu seinem berühmten Werk Robinson Crusoe inspirieren. Wenn das noch kein Grund für einen Besuch der Insel ist, könnt Ihr Euer Glück bei der Suche nach dem verschollenen, legendären Piratenschatz aus dem 18. Jahrhundert versuchen.
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