Tourismussaison ist in Venezuela das ganze Jahr über, allerdings sind bei der Reiseplanung das Klima und die venezolanischen Ferien und Feiertage zu berücksichtigen.
Venezuela hat eine Trockenzeit (etwa November/Dezember bis April/Mai) und eine Regenzeit (das übrige Jahr). Die Trockenzeit ist zum Reisen deutlich angenehmer, besonders für Wanderungen und andere Outdooraktivitäten. Beim Sightseeing in größeren und kleineren Städten stört der Regen nicht so sehr. Manche Sehenswürdigkeiten, z. B. die Wasserfälle, sind in der Regenzeit am eindrucksvollsten. Der Salto Ángel etwa ist nach heftigen Regenfällen in den feuchten Monaten überaus spektakulär, in der Trockenzeit jedoch, wenn die Flüsse Niedrigwasser führen, ist er unter Umständen nur ein Rinnsal und nur unter Mühen zu erreichen.
Die Venezolaner selbst packt das Reisefieber in der Weihnachtszeit (die hier bis Mitte Januar geht), zur Karnevalszeit (mehrere Tage vor Aschermittwoch) und in der Karwoche (der Woche vor Ostersonntag). Dann sind Flugzeuge und Busse rappelvoll und Hotels rasch ausgebucht, rechtzeitige Reservierung ist also dringend angeraten. Dafür geht’s zu diesen Zeiten aber auch besonders bunt und lebhaft zu und es gibt jede Menge Festivitäten. Im August sind Schulferien, was sich aber auf die öffentlichen Verkehrsmittel und die Unterkünfte nicht nennenswert auswirkt.
Alles in allem ist Venezuela ein recht sicheres Reiseland mit Abstrichen in Caracas und anderen größeren Städten. Vor allem dort ist eine Zunahme von Diebstählen, Raubüberfällen, Kidnapping und Kleinkriminalität zu verzeichnen. Caracas ist eine der gefährlichsten Hauptstädte in Lateinamerika; Touristen sollten in den Straßen der Hauptstadt stets sehr wachsam sein, besonders nach Einbruch der Dunkelheit.
Die meistverbreiteten kriminellen Methoden sind Taschendiebstahl und das Entreißen von Rucksack, Kamera oder Armbanduhr – ein Moment der Unachtsamkeit und schon ist der Dieb mit den Sachen auf und davon. Diebe arbeiten oft zu zweit oder in Gruppen: Einer oder mehrere lenken das Opfer ab, während ein Komplize die Tat verübt. Diebstähle aus Hotelzimmern, Autos und unbeaufsichtigten Zelten sind ebenfalls an der Tagesordnung. Vor einem Stadtbummel sollten Geld und Wertgegenstände nach Möglichkeit an einem sicheren Ort deponiert werden. In der Praxis hat sich die Methode bewährt, einen kleinen Geldbetrag von 20 bis 50 BsF für den Fall eines Überfalls bereitzuhalten; wenn die Täter völlig leer ausgehen, reagieren sie unter Umständen wütend und unberechenbar.
In Städten kann es selbst in exklusiven Vororten zu bewaffneten Raubüberfällen kommen. Wer in eine solche Situation gerät, sollte den Tätern geben, was sie verlangen. Flucht oder Kampfbereitschaft sind keine Option und Hilfe von Passanten ist nicht zu erwarten. Touristen haben auch schon von bewaffneten Raubüberfällen auf abgelegenen Wanderwegen, an einsamen Stränden oder sogar in einigen Posadas in Touristenhochburgen berichtet; solche Fälle sind aber wesentlich seltener. Beim Abheben von Bargeld an Geldautomaten ist zu jeder Tages- und Nachtzeit erhöhte Vorsicht geboten.
Reisende treffen in Venezuela immer wieder auf militärische Kontrollposten, die sogenannten alcabalas, die allerdings nicht ständig besetzt sind. Die Soldaten prüfen die Ausweispapiere der Fahrzeuginsassen und durchsuchen gelegentlich auch Gepäck. In Städten sind Polizeikontrollen selten, kommen aber vor (vor allem im Zentrum von Caracas). Es ist ratsam, immer den Reisepass oder eine Fotokopie mitzuführen, denn wer sich nicht ausweisen kann, landet möglicherweise auf einem Polizeirevier. Da nicht alle venezolanischen Polizisten vertrauenswürdig sind, sollte man nicht unbedingt vorbehaltlos auf die Forderungen der Beamten eingehen; die meisten Polizisten verhalten sich aber korrekt.
Falls Reisepass, Wertgegenstände oder andere persönliche Gegenstände gestohlen wurden, ist zunächst eine Anzeige (denuncia) bei der nächstgelegenen Station der Policía Técnica Judicial (PTJ) erforderlich. Dort schreibt der diensthabende Beamte einen Bericht, der die Schilderung des Vorfalls und eine Liste aller gestohlenen Gegenstände und Dokumente enthalten sollte. Dabei ist auf korrekte Formulierung und Vollständigkeit der Liste zu achten, die vor dem Unterschreiben noch einmal gründlich durchgelesen werden sollte. Der Geschädigte erhält eine Kopie, die als vorläufiger Identitätsnachweis dient und dem Versicherer bei der Schadensmeldung vorgelegt werden muss. Niemand sollte sich Hoffnungen machen, seine Sachen zurückzubekommen, denn die Polizei wird die Angelegenheit wahrscheinlich nicht weiter verfolgen. Die größten Gefahren sind aber auch in Venezuela die Standardrisiken, die für alle internationalen Reisen gelten: Sonnenbrand, Magen- und Darmprobleme und Verkehrsunfälle.