Obwohl Franz Kafka die Stadt in seinen Texten nie explizit erwähnte, ist der Einfluss der tschechischen Metropole auf sein Werk deutlich zu spüren. Der berühmte Schriftsteller wird bis heute an vielen Orten mit Ausstellungen und Gedenktafeln geehrt.
Kafka verließ sein Elternhaus erst im Alter von 31 Jahren, zog innerhalb kurzer Zeit mehrmals um. Nach der Lösung seiner Verlobung und der Fertigstellung des Romans „Der Process“ ließ er sich 1915 in einem Haus in der Dlouhá 16 nieder. Da die Straße sehr laut war (und ist!), zog sich Kafka oft ins Haus seiner Schwester nahe der Burg zurück, wo er Ruhe und Frieden fand.
Zu Kafkas Lebzeiten konnte sich Prags Kaffeehaus-Szene leicht mit der Wiens messen. Hier trafen sich Europas Intellektuelle, um über die Geburtswehen der Moderne zu sinnieren. Im prachtvollen Ambiente des 1902 eröffneten „Café Louvre“ kann man noch heute im Glanz des Jugendstils baden. Ein marmorverkleidetes Treppenhaus führt in das Café, wo es ein gutes Frühstück und original tschechische Gerichte gibt (cafelouvre.cz, Národní 22).
Eine von Kafkas ersten öffentlichen Lesungen fand 1912 im „Hotel Erzherzog Stefan“ statt. Das heutige „Grand Hotel Europa“ ist ein prunkvoller Bau aus dem 19. Jahrhundert und liegt an der Nordseite des Wenzelsplatzes. Gegenüber befindet sich der Lucerna Kulturpalast. Hier waren Kafka und sein engerer Bekanntenkreis gern gesehene Stammgäste. Sie kamen oft zu Kabarett-Aufführungen oder sahen sich Kinofilme an (evropahotel.cz, lucerna.cz).
Das Haus, in dem Franz Kafka am 3. Juli 1883 geboren wurde, liegt nahe der St. Niklaskirche mit ihrem schlanken Glockenturm. Das Haus wurde später komplett umgebaut, nur die alte Pforte blieb erhalten. Eine Büste Kafkas und eine Gedenktafel sind an der Fassade angebracht. Drinnen gibt es eine kleine Kafka-Ausstellung (Náměstí Franze Kafky 3, So + Mo geschlossen).
Viele Texte des Schriftstellers wurden von seiner Zeit als Beamter bei der Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt beeinflusst. Dort verfasste er unter anderem Berichte über Industrieunfälle. Oft beklagte er sich bei Freunden, wie schwierig es sei, seinen „Brotberuf“ mit dem Schreiben zu vereinen. In dem Versicherungsgebäude befindet sich heute das Hotel „Century Old Town Prague“ (accorhotels.com, Na Porící 7).
Kafka hatte eine sehr komplexe Beziehung zum Judentum und schwankte, während der damals schwierigen Zeit für Juden in Osteuropa, zwischen Säkularismus und Zionismus. Oft nahm er an den Gottesdiensten in der Altneu-Synagoge teil, die älteste erhaltene Synagoge Europas. Schmiedeeiserne Lüster deuten noch heute auf den mittelalterlichen Ursprung hin (synagogue.cz, Červená 250/2, Eintritt ca. 10 €).
Auf dem zentralen Platz in der Dušní-Straße inmitten des alten jüdischen Viertels findet man das Franz-Kafka-Denkmal. Die Skulptur, ein Projekt der Franz-Kafka-Gesellschaft, zeigt ihn im Anzug auf den Schultern eines gigantischen kopflosen Mannes – eine surreale Hommage an den Autor und sein Werk (www.franzkafka-soc.cz).
Die Dauerausstellung ist eine Pilgerstätte für alle Fans des Schriftstellers. Hier werden sämtliche Erstauflagen von Kafkas Werken, seine Tagebücher und Fotografien ausgestellt. Durch den audiovisuellen Soundtrack im Hintergrund, der extra für die Ausstellung geschrieben wurde, erwachen die dreidimensionalen Installationen zum Leben (kafkamuseum.cz, Cihelná 2b, Eintritt ca. 7 €).
Der Autor verstarb mit 40 Jahren in einem Sanatorium bei Wien. Er wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof in Prag im Grab seiner Eltern beigesetzt. Gedenktafeln erinnern an seine Schwestern, die in Konzentrationslagern starben, und an Max Brod, Kafkas Verleger (synagogue.cz, Izraelská 1, So und an jüdischen Feiertagen geschlossen). Mehr über den Schriftsteller gibt’s unter franzkafka.de
Mit Lufthansa geht es ab Frankfurt nonstop nach Prag (lufthansa.com), mit Swiss ab Zürich (swiss.com), mit Austrian Airlines ab Wien (austrian.com). Auch Czech Airlines bedient mehrere deutsche Flughäfen (czechairlines.de). Vor Ort ist kein Auto nötig, denn das Prager Metro-, Tram- und Bus-Netz ist hervorragend organisiert. Tagestickets kann man per SMS kaufen (ca. 5 €, dpp.cz). Die Altstadt erkundet man am besten zu Fuß. Wollen Sie ein Taxi nehmen, sprechen Sie vorher den Endpreis mit dem Fahrer ab. Das erspart Ihnen teure Überraschungen am Ziel!
Das charmante Hotel Union wurde 1906 im Jugendstil erbaut. Zu kommunistischen Zeiten wurde es verstaatlicht, heute ist das Haus mit 57 Zimmern privat geführt (hotelunion.cz, Ostrčilovo nám. 462/4, DZ ab ca. 42 €).
Das Hotel U Medvdků liegt im Süden der Altstadt. Einige Zimmer haben bemalte Holzdecken aus der Renaissance-Zeit. Es gibt ein eigenes Restaurant und eine kleine Hausbrauerei im Gewölbekeller (umedvidku.cz, Na Perštýně 7, DZ ab ca. 98 €).
Das 5-Sterne-Hotel Le Palais liegt in einem Wohngebiet und wurde geschmackvoll restau-riert. Ein Spa und ein Fitnessstudio versprechen luxuriöse Entspannung (palaishotel.cz, U Zvonařky 1, DZ ab ca. 134 €).
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