Die polnische Hauptstadt wurde nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg aufwendig restauriert. Nicht nur in der als Weltkulturerbe deklarierten Altstadt begegnet man der Geschichte auf Schritt und Tritt.
In den 1950er-Jahren schenkte die Sowjetunion ihren polnischen Freunden den im kitschigen Zuckerbäckerstil errichteten „Kulturpalast“. Im Inneren des monströsen Gebäudes befinden sich Kinos, Theater, Museen und eine Wissenschaftsakademie. Der Blick von der Plattform im 30. Stock ist grandios (Plac Defilad 1, täglich 9–20 Uhr geöffnet, Lift-Ticket ca. 4,60 €, pkin.pl)
Gegenüber des Jüdischen Theaters geht die Ulica Próżna vom Grzybowski-Platz ab. Hier sind die Ausmaße der Zerstörung Warschaus im Zweiten Weltkrieg noch heute sichtbar: Die roten Backsteinfassaden der Häuser sind mit Granateinschlägen übersät. Ein paar Blocks weiter südlich, im Hof des Hauses Nr. 55 in der Ulica Sienna, stehen Fragmente der Mauer, die einst das Jüdische Ghetto einschloss.
Unter den Arkaden des im Zweiten Weltkrieg ansonsten völlig zerstörten barocken Sächsischen Palais ist das „Grabmal des Unbekannten Soldaten“ untergebracht. Es erinnert an die vielen Polen, die im Kampf für die Freiheit und Unabhängigkeit ihres Landes ihr Leben verloren. Sehenswert ist die feierliche Wachablösung Sonntagmittag um 12 Uhr (Ogród Saski, Eintritt frei).
Das imposante Backsteingebäude wurde im 17. Jahrhundert als Residenz für König Sigismund III. (1566–1632) von italienischen Baumeistern errichtet. Heute beherbergt es u. a. eine erlesene Sammlung europäischer Kunst. Sehenswert! Beeindruckend ist auch der mit vergoldeten Säulen verzierte Ballsaal (pl. Zamkow 1, Führungen ab ca. 5,30 €, zamek-krolewski.pl).
In der Mitte der zum Teil noch ummauerten Altstadt („Stare Miasto“) liegt der Altstadtmarkt („Rynek Starego Miasta“). Der von wunderschönen, sorgfältig restaurierten Patrizierhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert eingerahmte Platz ist einer der hübschesten Orte der polnischen Kapitale. In den Häusern Nr. 28–42 hat das Stadtmuseum seinen Sitz und ist einen Besuch wert (Di + Do 11–18 Uhr, Mi + Fr 10–15 Uhr, Sa + So 10.30–16 Uhr geöffnet, Eintritt ab ca. 1,50 €).
Die auch „Johanneskathedrale“ genannte Kirche ist eines der ältesten Gotteshäuser Warschaus. Sie wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude fast vollständig zerstört, in der Nachkriegszeit im neugotischen Stil wieder aufgebaut. Im rechten Seitenschiff ist die Renaissance-Grabplatte der beiden letzten masowischen Herzöge zu sehen (ul. Świętojańska 8, Mo–Sa 10–13 + 15–18 Uhr, So 15–18 Uhr, Eintritt frei).
Gegenüber des Denkmals, das an die Helden des Aufstands im Warschauer Ghetto erinnert, ist in den vergangenen Jahren ein modernes, multimediales Museum entstanden, das sich der 1000-jährigen Geschichte der polnischen Juden widmet (ul. Anielewicza 6, Eintritt frei, jewishmuseum.org.pl).
Im „Museum des Warschauer Aufstands“ wird den Helden der Polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa, kurz: AK) gedacht, die sich 1944 mutig gegen die deutschen Nazi-Besatzer auflehnten. Fotos, Filme und Archivaufnahmen von Augenzeugenberichten dokumentieren den Verlauf der tragisch geendeten Revolte (ul. Przyokopowej 28, Eintritt ca. 3 €, Sonntag frei, 1944.pl).
Warschaus grüne Lunge, der Łazienki-Park“ im Stadtteil Śródmieście, gehörte einst zu Schloss Ujazdów und diente den polnischen Herrschern lange Zeit als Jagdrevier. Heute ist die weitläufige, im englischen Stil gestaltete Parklandschaft der Öffentlichkeit zugänglich. Im Sommer finden in der Gartenanlage kostenlose Chopin-Konzerte statt (ul. Agrykola 1, Eintritt frei, lazienki-krolewskie.pl).
Text: Elena Rudolph, Natalie Millman, Max Baker; Titelbild: Shutterstock
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Ab Frankfurt a. M. geht es mit Lufthansa (lufthansa.com) oder Lot (lot.com), ab Zürich mit Swiss (swiss.com) oder Lot, ab Wien mit Austrian Airlines (austrian.com) oder Lot nonstop nach Warschau. Der internationale Flughafen (Frederic-Chopin-Airport) liegt rund zehn Kilometer südlich des Zentrums. Warschaus nationaler Flughafen, der Modlin-Airport, 38 Kilometer nördlich. Mit Zügen, Bussen und Taxis gelangen Sie von beiden Orten aus schnell in die Innenstadt. In der City selbst kommt man bestens mit öffentlichen Verkehrsmitteln voran (Tageskarte ab ca. 3 €, ztm.waw.pl).
Der Wiederaufbau Warschaus
Am Ende des Zweiten Weltkrieges standen lediglich noch 15 Prozent aller Warschauer Gebäude. Damals begann der umfangreiche Wiederaufbau der Stadt:
Für Geschichtsfans ist ein Ausflug ins Technikmuseum Pflicht. Hier steht die legendäre Dechiffriermaschine „Enigma“, mit der die Alliierten die Funksprüche der Nazis entzifferten (ca. 2 €, muzeumtechniki.warszawa.pl)
Im Baedeker Allianz-Reiseführer Polen (25,95 €) ist ein gut recherchiertes, informatives Kapitel über Warschau enthalten. Empfehlenswert ist auch der Marco-Polo-Reiseführer Warschau (11,99 €), der viele Insidertipps verrät. Einen ersten Eindruck von der Stadt gewinnen Sie schon vor Ihrer Anreise auf der interaktiven Seite warszawa360.pl. Dort kann man ein 360°-Panorama Warschaus genießen.