Das Flugzeug landet scheinbar mitten in der Steppe. Weit und breit ist keine Stadt zu sehen, die Sonne geht gerade auf. Wir sind zwar in Windhoek gelandet, aber gefühlt noch nicht richtig angekommen im namibischen Herbst. Wir werden am Flughafen von unserem lokalen Reiseführer Uwe mit dem Minibus abgeholt und schon beginnt die Safari. Auf dem Weg zum Frühstück in der 29 Kilometer entfernten Lodge GocheGanas springen am Wegesrand bereits Warzenschweine aus dem Gebüsch, Paviane rennen über die Straße und Antilopen wedeln mit ihren Schwänzen.
Noch sind unsere Sinne nicht geschärft, die Kameras nicht startklar gemacht für die Tierbeobachtungen. Es dauert eine Weile bis unser Stadtblick sich darauf einzoomt, das Leben in der Natur bis ins kleinste Detail wahrzunehmen: Die vielen Schmetterlinge, die in der erstaunlich grünen Ebene schwirren, die Vögel in den Baumkronen und die Käfer im Sand. Es herrscht Ruhe im Bus, auch weil kaum jemand im Flugzeug richtig geschlafen hat. Erst als wir nach dem Frühstück in den offenen Geländewagen steigen, die warme Luft um die Nase weht und die ersten Gnus uns ihre flüchtenden Hinterteile zeigen, fangen die Kameras an richtig zu klicken. Unsere Tour ist zwar eine Fotosafari, aber wir werden eigentlich nur heute eine klassische Pirschfahrt unternehmen. Wir jagen eher dem besten Bild hinterher, als den Big Five. Löwen, Elefanten, Nilpferde gibt es nicht auf unserer Route. Dafür weite Ebenen mit Büschen oder rote Sanddünen unter einem klaren Horizont.
Auch wenn eine Weile nichts passiert, außer dass jemand ruft: Zebra auf 9 Uhr oder Warzenschwein auf 12 Uhr (während Safaris werden Richtungen im Uhrzeigerprinzip angegeben). Kaum erscheint ein Tier klickt und klackert es im Wagen wie bei einer Paparazzimeute. An Bord sitzen leidenschaftliche Hobbyfotografen und unser Profi Jörg Ehrlich, der als erfahrener Tier- und Naturfotograf immer wieder erzählt, wie schwierig es ist, einen Geparden oder ein Gnu so abzulichten, dass es dynamisch ins Bild herein läuft, das Licht sowie die Schärfe passt und dann auch noch die Umgebung stimmig ist. Er selber hat schon hunderte Tage auf Safari in ganz Afrika verbracht und dabei tagelang nach einem guten Motiv gejagt. Dazu gehört auch mal drei Stunden im Geländewagen um einen Geparden zu kreisen bis der richtige Moment kommt.
Zwischendurch versuchen sich alle an einem Bild von einem Riesengrashüpfer, weil gerade nichts anderes vor die Linse springt. Am Ende posiert noch ein Leguan für uns, ein sehr seltener Anblick. Doch als die Tour längst zu Ende ist und wir uns wieder in unserem Minibus befinden, um unsere vierstündige Fahrt nach Stampriet anzutreten, passiert der Höhepunkt des Tages: Eine Giraffenherde streckt ihre Hälser aus dem Gebüsch, darunter vier Junge. Aufgeregt versuchen alle die beste Einstellung und Perspektive zu erwischen ohne die Tiere zu verschrecken - und freundlicherweise auch so, dass jeder einen Schuss erwischt. Die Gruppe ist sehr rücksichtsvoll. Es ist beeindruckend, wie ruhig diese riesigen Tiere sind und wie harmonisch sie sich in die Natur einfügen. Dagegen kann jeder Zoo auf der Welt gleich dichtmachen. Wir haben jetzt schon das Gefühl, mehr gesehen zu haben als erwartet. Kann das noch getoppt werden? Der Tag endet übrigens ebenfalls mit Warzenschweinen, allerdings auf dem Teller beim Abendessen im Kalahari Farmhouse, unserer ersten Unterkunft.
Lonely Planet Traveller-Redakteurin Christine Dohler bloggt vom 22. bis 29. März aus Namibia.