Es ist alles bereit, ich könnte sofort in den Flieger steigen – nur mein Gepäck ist noch nicht startklar. Vor jeder Reise trübt das Packen meine Vorfreude. Schon der Gedanke daran, mich zwischen Rucksack und Koffer zu entscheiden, hält mich davon ab, früher als eine Nacht vor dem Flug damit zu beginnen. Stattdessen wälze ich mich tagelang vor dem Einschlafen im Bett: Koffer oder Rucksack, Rucksack oder Koffer? Der Vorteil eines Rucksacks ist, dass man sich wie ein echter Backpacker fühlt, der jederzeit mit seinen Sachen auf dem Rücken das Hostel wechseln, noch dem Bus hinterherrennen könnte und – wie eine Kollegin betonte – immer die Hände frei hat. Schließlich hat mich mein Rucksack auch zuverlässig um die Welt begleitet: Zum Wandern auf Island, zum Inselhopping auf Thailand oder der Interrail-Tour durch Portugal. Doch ich erinnere mich auch, wie das Gepäckstück nach einer Weile aussah: verstaubt, außen baumelten schlapp Schlafsack und Wanderstiefel oder der Inhalt war teilweise nach der Reise auf dem Kofferband verstreut. Steckte ich ihn zum Schutz in einen Reisesack, hörte ich zig Mal denselben Witz von Busfahrern und Flughafenpersonal: Ist da eine Leiche drin?
Mit einem Rollkoffer an den Hacken wird man weniger in die Kategorie Globetrotter gesteckt. Der klare Vorteil: Gerolle statt Geschleppe. Ich brauchte noch nicht einmal eine Packstrategie (unten die schweren Dinge; einzelne Tüten für Oberteile, Kosmetik, Hosen), denn ich kann einfach alles reinpfeffern und die verschließbare Klappe geht schon zu. Doch meine Kollegen witzelten, dass ich den nicht durch den Wüstensand in Namibia gerollt bekomme und mich schon automatisch zum Außenseiter mache – weil eigentlich in den Reiseunterlagen steht, dass ein Rucksack besser für die Tour zu handeln sei.
Der Reiseveranstalter empfiehlt auch: So viel wie nötig Gepäck und so wenig wie möglich. Noch so ein Thema, mit dem ich mich erst heute Abend beschäftigen möchte, wenn ich noch Platz für das vierte Paar Schuhe schaffe. Eine weitere Herausforderung wird es, in meinem Kleiderschrank Tarnfarben für die Tiersafaris zu finden. Denn eine Giraffe oder ein Gnu können schon irritiert sein, wenn man in signalrot oder auffälligem gelb die Geländetour antritt. Ähnliches war meinen Kollegen bereits bewusst: "Ist doch klar. Wenn man taucht, sollte man auch keinen Schmuck tragen, sonst beißen die Haie einem unter Wasser den Arm ab." Soso.
Was mich jetzt nur motivieren kann: Der Wetterbericht für Hamburg kündigt Regen bei 12 Grad an. Da packt es sich fast von alleine, ob nun Koffer oder Rucksack. Spätestens wenn ich morgen im Zug zum Frankfurter Flughafen sitze, werde ich höchstens in einer Schrecksekunde kontrollieren, ob ich meinen Ausweis dabei habe. Automatisch habe ich ausreichend Vorfreude auf die Gruppe, die Wüsten, das Meer, die Tiere, das Abenteuer im Gepäck.
Wer noch Last-Minute-Tipps für Namibia und Ideen für die Packliste hat, schreibt an: christine.dohler@lifeverlag.de
Lonely Planet Traveller-Redakteurin Christine Dohler bloggt vom 22. bis 29. März aus Namibia.