28 Wüsten hat Achill Moser schon durchwandert. Auf seiner jüngsten Tour begleitete ihn sein Sohn Aaron. Mit dabei waren auch zwei Kamele.
"Selbst nach 30 Jahren Wüstenerfahrung erlebe ich immer noch erstaunliche Momente wie diesen: Während unseres gemeinsamen Tunesien-Trekkings verdunkelte sich plötzlich der Himmel dramatisch. Durch eine Wolkenlücke brachte die Sonne wie ein Scheinwerfer die Dünen zum Leuchten. Und dann, von einer Sekunde auf die andere, hat es in der Wüste geregnet! Auf dem Sand bildete sich eine Kruste. Über die liefen wir wie auf einem Blätterteig. Unsere Route führte vom Chott el Djerid, dem größten Salzseengebiet der Sahara, auf einer ehemaligen Berberstraße bis in das Dahar-Gebirge. Dank eines Kompasses und guten Kartenmaterials haben wir uns nicht ein Mal verlaufen. Allerdings kann ich auch nach den Sternen navigieren. Das haben mir auf meiner ersten Reise nach Marokko Beduinen beigebracht. Die einzigen Begleiter, die mein Sohn und ich hatten, waren zwei Kamele. Über weite Strecken transportierten sie unser Gepäck. So hilfreich die Tiere sein können, so gefährlich sind sie auch. Die Zähne im Unterkiefer eines Kamels gleichen schartigen Scherben, mit denen sie härteste Äste zermalmen können. Auch sind sie imstande, mit gezielten Tritten einem Menschen ohne weiteres einen Knochen zu brechen. Wichtig ist, die Gefahren der Wüste zu kennen, dann kann man sich darauf vorbereiten. Bevor wir beispielsweise unser Zelt aufschlagen, stochern wir mit einem Stock im Boden herum, um Tiere zu vertreiben. Auch die Wetterfronten habe ich ständig im Blick, um nicht überraschend in einen Sandsturm zu geraten. Konflikte zwischen Aaron und mir gab es unterwegs kaum. War einer schlecht drauf, legten wir einen Weg fest und Aaron marschierte voraus. Sahen wir uns am Ende des Tages wieder, hatten wir uns viel zu erzählen. Denn jeder hat die Strecke anders wahrgenommen. Das Besondere in der Wüste ist, dass man sich für die Menschen, die man trifft, Zeit nimmt. Mehrere Abende saßen wir mit fremden Nomaden am Lagerfeuer. Da geht es heiter zu, die Beduinen sind gut im Geschichtenerzählen und lachen viel. Danach legen sich alle auf ihre Unterlagen und betrachten vor dem Einschlafen den Sternenhimmel. 'Das ist stiller als still', hat Aaron an so einem Abend gesagt. Solche Augenblicke machen süchtig nach Wüste."
Text: Julia Holzapfel, Titelbild: Achill+Aaron Moser
In seinem Buch "Das Glück der Weite" (Hoffmann und Campe, 19,95 €) erzählt Achill Moser (r.) von seinen Wüsten-Wanderungen, die er allein oder mit seinem Sohn (l.) unternimmt (achillmoser.de). Falls Sie auch auf einer ungewöhnlichen Reise sind, stellen wir Ihre Geschichte vor. Schreiben Sie an: redaktion@lonelyplanettraveller.de.