Das ist die Kunst des Packens: Hier ist keine einzige ausgebeulte Naht zu sehen!
© Nick Bramhall / CC BY-SA 2.0
Platzsparendes Packen ist eine grundlegende Fähigkeit für jeden Weltenbummler, denn es ermöglicht dir, dem Chaos des Reisens gelassen und gut gerüstet entgegenzutreten.
Mit kleinem Gepäck schaffst du es in Japan, den Zug noch einzuholen, der dort immer, wirklich immer pünktlich fährt. In Indien kannst du dich und dein Gepäck in – oder notfalls auch auf – den einzigen Bus ins nächste Dorf quetschen. Mit kleinem Gepäck passen auch sechs große Rucksacktouristen in das winzige Fischerboot, um zur einsamen Insel zu gelangen.
Natürlich müssen beim Packen immer auch persönliche Entscheidungen getroffen werden. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen von Komfort, Stil und notwendigen Utensilien. Aber wenn du ein paar einfache und erprobte Grundsätze beachtest, kannst du Größe und Gewicht deines Gepäcks auf jeden Fall minimieren. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird deine Reise trotzdem nicht ohne den ein oder anderen ungeplanten Zwischenfall verlaufen, das leichte Gepäck wird aber definitiv deinen Rücken und auch deine Nerven schonen.
In der Praxis solltest du daher folgendermaßen vorgehen: Nimm eine Tasche, die im Flieger ohne große Anstrengung im Gepäckfach verstaut werden kann. Fülle die Tasche mit so vielen Dingen, wie es dir ohne übermäßiges Stopfen möglich ist. Lass den Rest zu Hause. Die schwierigen Entscheidungen, die du im Vorfeld triffst, werden sich unterwegs auf jeden Fall bezahlt machen.
Schwarze Löcher sind so kompakt, dass nicht einmal das Licht ihrer Gravitation zu entkommen vermag. Dein Gepäck sollte nach dem gleichen Prinzip funktionieren: Gefaltetes ist kleiner als Zusammengeknülltes. Gefaltetes wird zusammengerollt noch kleiner. Und: Wenn deine Kleidung mehr als ein Drittel deines Gepäcks ausmacht, hast du mit großer Wahrscheinlichkeit zu viel davon eingepackt.
Mancher mag es vielleicht kaum glauben, aber den meisten Kulturkreisen ist Wäsche waschen durchaus ein Begriff. Sei es die Hotelwäscherei, der Waschsalon um die Ecke oder die ältere Dame, die sich so ein paar Pesos dazuverdient - dein frisch gewaschenes T-Shirt ist in der Regel in greifbarer Nähe. Und zur Not verfügt eigentlich jede Unterkunft über ein Waschbecken und fließendes Wasser.
Vorausschauend zu packen zahlt sich insbesondere bei Outdoor-Abenteuern aus, wie z. B. bei dieser Wanderung in Spitzbergen.
© Kitty Terwolbeck / CC BY-SA 2.0
Drei Paar Socken. Dreimal Unterwäsche. Drei Shirts. Nummer 1 trägst du, Nummer 2 wäschst du und Nummer 3 trocknet gerade. Die Beinbekleidung wechselt man ja üblicherweise nicht ganz so häufig, zwei lange Hosen und eine den kulturellen Gegebenheiten angemessene kurze Hose bzw. ein Rock sollten also ausreichend sein. Am besten wählst du farblich zueinander passende Kleidungsstücke aus leichtem, schnelltrocknendem Baumwollgemisch, die auch mit ein paar Falten nicht allzu unordentlich aussehen.
Die meisten modernen Geräte wie Smartphones und Kameras wechseln automatisch die Spannung, wenn du sie einsteckst (schau nach, ob auf dem Stecker "Input 100~240v" oder ähnliches steht). Lass Geräte mit begrenztem Spannungsbereich und schwere Spannungswandler zu Hause. Ein Mehrfachstecker und ein Steckeradapter sollten ausreichen, um all deine Geräte mit Strom zu versorgen.
Mach dies zu deinem Mantra, während du packst. Der Aspekt des Unbekannten, den wir mit dem Reisen verbinden, führt dazu, dass wir uns mit vertrauten Dingen umgeben wollen, aber "Was wäre wenn"-Szenarien bringen dich nicht weiter. Solltest du unterwegs doch feststellen, dass du etwas dringend benötigst, kannst du es dir in der Regel auch dann noch kaufen oder von jemandem leihen. Eine Sache solltest du aber auf jeden Fall einpacken: ein schnelltrocknendes Microfaser-Handtuch - hier ist das synthetische Produkt tatsächlich besser als das aus natürlichen Materialien.
Auch auf dieser Wanderung durch das Baliem-Tal im Hochland der Provinz Papua auf Neuguinea macht es sich bezahlt, wenn man mit leichtem Gepäck reist.
© Loren Bell / Lonely Planet
Diese Aussage lässt sich am besten mit einigen Beispielen verdeutlichen:
1. Die Frisbeescheibe: Sie eignet sich nicht nur hervorragend, um neue Freunde zu finden (probier es einfach mal aus und starte ein kleines Spiel an einem x-beliebigen Ort), wenn du sie strategisch günstig außen an deinem Rucksack anbringst, dient sie außerdem als Schutz für Zerbrechliches oder Empfindliches. Darüber hinaus kannst du sie als Schneidebrett, Teller, Schüssel, Flaschenöffner oder Fächer verwenden. Und mit einer Frisbee hast du immer ein trockenes Sitzplätzchen.
2. Der Sarong: Umkleidekabine, Decke, Raumteiler, Handtuch, Tasche, Sonnensegel - ein Sarong ist vermutlich das am vielseitigsten einsetzbare Kleidungsstück in deiner Tasche. Oh, ach so, nicht zu vergessen: Er ist natürlich auch ein Rock.
3. Die (Fallschirm)-Leine: Du kannst sie verwenden, um Dinge an deinem Rucksack zu festzumachen, Wäsche daran aufzuhängen oder dein Gepäck auf dem Dach deines Bullies oder dem Gepäckträger deines Mopeds zu befestigen.
Auch wenn du es geschafft hast, deine Packliste auf das Wesentliche zu reduzieren, kann es sein, dass ein oder zwei Dinge einfach nicht mehr in deinen Rucksack passen. Dann kannst du dir die drei Gepäck-Schlupflöcher der Fluggesellschaften zunutze machen:
1. Angezogen ist nicht eingepackt. Also stopf deine Taschen voll, zieh deine Jacke an und trage deine Wanderstiefel statt der Sandalen.
2. "Handgepäck plus ein weiterer persönlicher Gegenstand" sollte wie Musik in deinen Ohren klingen. Du kannst also beispielsweise auf dem Hinflug Gastgeschenke und auf dem Rückflug Souvenirs in eine kleine Schultertasche, eine Kameratasche oder einen kleine Rucksack packen.
3. Duty-free zählt nicht. Einkäufe, die nicht in deine Tasche passen, kannst du bei den meisten Fluggesellschaften ohne zusätzliche Gebühr mit dir führen.
Alles, was du für eine lange Reise benötigst, auf einen Blick: Unser Autor zeigt, wie ein Profi packt.
© Loren Bell / Lonely Planet
In dieser Liste findest du alles, was unser Autor für einen mehrmonatigen Trip nach Südostasien eingepackt hat. Für andere Reiseziele musst du die Liste eventuell etwas anpassen.
Text: Loren Bell, deutsche Bearbeitung: Franziska Kammleiter / Lonely Planet Deutschland