Der perfekte TripNeuseeland

© Pete Seaward
© Pete Seaward

Alle, die jemals auf den zwei grünen Inseln waren, schwärmen (oft ein Leben lang)  von ihren Naturschönheiten. Kommen Sie mit zu den wilden Stränden im Norden und zu den Fjorden im Süden. Gestoppt wird, um den weltbesten Kaffee zu trinken, Vulkane zu besteigen, mit Delfinen zu schwimmen oder … Hach, lassen Sie sich einfach überraschen.

Milford Sound

Fjord-Idylle

Es kracht über dem Milford Sound. Es schallt in Wellen in die Ohren, das laute Hinabstürzen der Wassermassen. Sie fallen ungebremst über die schroffen Felsen, donnern hinein ins dunkle Fjordwasser. Unten arbeitet sich das blaue Passagierschiff „Milford Mariner“ durch die spektakuläre Wasserstraße, die sich von der Tasmanischen See fast 15 Kilo­meter ins Inland erstreckt. Grün bewachsene Berge, die 1200 Meter in die Höhe ragen, flankieren sie. Der Milford Sound wurde von einem uralten Gletscher geschaffen. Dies macht ihn tatsächlich zu einem Fjord und nicht zu einer Meeres­enge (Sound) – er wurde fälsch­licherweise von walisischen Forschern so benannt.

Die Gäste an Bord erscheinen trotz des üblichen Platzregens an Deck und lehnen sich über die Reling, um eine Rücken­flosse zu erspähen. Delfine und manchmal auch Haie tummeln sich hier, aber heute lassen sich nur Robben blicken. Ein kleines Mädchen in einem pink­farbenen Poncho schreit auf, als eine von ihnen an der Steuerbordseite auftaucht und gemächlich unter der Wasserober­fläche ihre Schwimmkünste zeigt.

Diese Wasserstraße ist nur eine von vielen wundervollen Naturschönheiten in der Gegend: Dutzende Fjorde entlang der Küste reichen ins Landesinnere wie ausgestreckte Zeigefinger. Der Milford Sound ist der am einfachsten zugäng­liche, denn es gibt eine befestigte Straße und ein Besucherzentrum sowie zahl­reiche organisierte Bootstouren.

Aber der Fiordland-Nationalpark bietet viele weitere Entdeckungsmöglichkeiten abseits der Hauptattraktion, denn er ist mit mehr als 12.500 Quadratkilometern der größte des Landes. Ein vielerorts nahezu menschenleeres Paradies für Naturfreunde! Einige Besucher nähern sich dem Star unter den Fjorden auf dem Wanderweg Milford Track. Er gilt als einer der schönsten der Welt. Und dazu ist er noch leicht zu bewältigen, selbst für Trekking-Neulinge. Damit die Besucher sich nicht zu sehr in die Quere kommen, wird die Anzahl der Wanderer von Ende Oktober bis Ende April begrenzt.

Man muss einem viertägigen Reiseplan in einer Richtung folgen. Zum Schluss wird man mit einem Wahnsinnsausblick auf den Milford Sound belohnt. Der Kepler und der Hollyford Track sind bei Über­füllung gute Alternativen, genauso wie der Routeburn Track, der nahe Queenstown startet. Die passende Ausrüstung kann man vor Ort leihen. Übernachtet wird in einfachen Wanderhütten. Zu guter Letzt ein heißer Tipp: Ist per pedes ein Fluss zu durchqueren, ziehen Sie das mit Schuhen durch, dann reisen Sie wie ein Insider. Denn der Neuseeländer geht niemals barfuß durch einen Fluss …

Matamata

Hobbithausen live

Wie einst Zauberer Gandalf steht man vor dem grasgrün bewachsenen Erdhügel,  darin von runden Holztüren verschlossene Löcher. Wie groß man sich an diesem Ort fühlt, an dem die Hobbits zu Hause sind! Man trifft zwar keinen persönlich, hat sie aber vor dem geistigen Auge – die kleinen Wesen mit den großen Füßen. An einer Leine weht Mini-Wäsche im Wind und in Mini-Schub­karren liegt geerntetes Gemüse. Der original­getreue Drehset ist der beste Ort im Land, um sich dem „Der Herr der Ringe“-Mythos zu nähern. Auch Nicht-Fans genießen es, in der hügeligen Idylle des Auenlandes herumzulaufen und am Ende der Tour (siehe Kasten „Weitere Infos“) ein eigens für die Dorfkneipe „The Green Dragon“ gebrautes Bier oder Cider zu trinken.

Eigentlich sollten die Filmsets nach den Drehs wieder abgebaut werden, doch anhaltender Regen verhinderte, dass das Hobbitdorf nach Plan in seine Einzelteile zerlegt werden konnte. Unterdessen ließen sich Tolkien-Fans aus aller Welt von Bauern aus der Nachbarschaft mit dem Traktor zu der abgelegenen Schafsfarm in der Nähe von Matamata fahren, um einen Blick auf die 44 Höhlenwohnungen zu werfen. Der Besitzer witterte das Geschäft und ließ die liebevoll gestaltete Kulisse stehen. Jetzt gehört das Dorf zu einem der Touristenmagneten des Landes.

Übrigens: Die Touren mit den Guides sind spannend – besonders für Film-Maniacs: Sie geben echtes Insiderwissen preis. Hätten Sie gedacht, dass das Laub der großen Eiche reine Illusion ist? Nach Anweisung von Peter Jackson klebten Studenten Stück für Stück Plastikblätter an. Nach Drehbeginn passte dann dummerweise die Farbe nicht und Helfer mussten das Laub neu anpinseln.

Im Shop gibt es Bier, das extra für den Dreh mit nur einem Prozent Alkohol gebraut wurde – damit die Schauspieler nicht anfingen zu torkeln. Ein Schluck vom „Sobering Thought“ und man fühlt sich wie ein echter Hobbit(-statist).

Warum Neuseeland zu Mittelerde wurde

Regisseur Peter Jackson filmte „Der Herr der Ringe“ wie auch die Trilogie „Der Hobbit“ an mehr als 150 Orten  in seiner Heimat Neuseeland und lockte so viele Touristen an.

Als ich 17 Jahre alt war, las ich „Der Herr der Ringe“ und brachte in meinem Kopf automatisch die fiktive Welt von Mittelerde mit den Landschaften in Verbindung, die ich bereits aus meiner Kindheit kannte. Tolkien beschreibt in seinen Büchern die Gegenden so genau, dass ich und mein Team wussten, nach welchen Drehorten wir suchen mussten. Neuseeland war der perfekte Platz zum Filmen, weil Tolkien mit Mittelerde ein Europa beschrieb, das mehr als 7000 Jahre in der Vergangenheit liegt. Es musste also eine europäisch aussehende Landschaft mit ursprünglichem Charakter gefunden werden. Tolkien schrieb eher über Orte mit viel Wind und Regen als über Dauersonnenschein. Perfekt für Neuseeland. Hier gibt es jede Menge Wildnis, ohne Häuser, Straßen oder Stromleitungen.  Per Helikopter habe ich mich auf die Suche nach den perfekten Filmsets gemacht. Dabei bekam ich einen ganz neuen Blick auf meine Heimat: Neuseeland mag zwar klein sein, aber die Landschaft ist wahnsinnig abwechslungsreich, insbesondere auf der Südinsel. Überfliegt man einen Berghügel, sieht es auf der anderen Seite plötzlich komplett anders aus.

Mir war es wichtig, dass so viel wie möglich von der Landschaftskulisse authentisch war und nicht im Computer erstellt wurde. Deswegen können die Filmfans nun anreisen und an den Originalschauplätzen ihrer Helden verweilen.

Mein persönlicher Lieblingsort in Neuseeland ist übrigens Central Otago auf der Südinsel. Es ist eine überaus trockene und karge Landschaft mit riesigen, beeindruckenden Hügelketten, Ebenen und Tälern. 

Die vollständige Reportage finden Sie im Lonely Planet Traveller Magazin, Ausgabe Juli/August 2013. 

Zum Magazin

Text: Christine Dohler & Christa Larwood

Das Wichtigste

Anreise

Nach Auckland fliegt man ab Frankfurt a. M. u. a. mit Malaysia Airlines via Kuala Lumpur (malaysiaairlines.com, ca. 1500 €), ab Zürich mit Lufthansa via Hongkong (lufthansa.com, ca. 1800 €) und ab Wien mit Qantas via Dubai und Sydney (qantas.com, ca. 1800 €). Weitere Verbindungen mit Emirates und Etihad.

Weiterreise

Busse (Buspässe auf kiwiexperience.com) und Züge sind zuverlässig. Es lohnt sich aber, ein Auto zu mieten, vor allem auf der dünn besiedelten Südinsel (budget.co.nz, ab ca. 45 € pro Tag). Inlandsflüge bei dem Vergleichsportal grabaseat.co.nz checken.

Buchtipps

Lonely-Planet-Reiseführer „Neuseeland“ (MairDumont, 26,95 €). Offizielle Tourismusseite: newzealand.com

Extra-Tipp Neuseeland

Nervenkitzel

In Neuseeland treffen sich die Adrenalin-Junkies dieser Welt. Viele Urlauber wagen dort ihren ersten Tandem-Fallschirmsprung, z. B. in der gemütlichen Stadt Taupo (skydivetaupo.co.nz, ab ca. 162 €). Ganz Waghalsige pilgern nach Queenstown. Die Kleinstadt ist der perfekte Ausgangspunkt für Höhen-Action. In den 1980ern errichteten hier zwei „Kiwis“ die erste kommerzielle Bungee-Anlage auf der Kawerau-Brücke. Heute gibt es mehr als 70 Arten, sich in die Tiefe zu stürzen. Beim gewagtesten Sprung fällt man 134 Meter von einer Plattform Richtung Canyon. Das bedeutet: In 8,5 Sekunden geht's flott nach unten (bungy.co.nz, „Nevis Bungy“, ca. 170 €).

Weitere Infos

Milford Sound
  • Eine Übernachtungstour mit der „Milford Mariner“ kostet ab ca. 123 € pro Person in der Zweierkabine (realjourneys.co.nz).
  • Für den Milford Track können Wanderer allein oder mit einer geführten Tour (z. B. ultimatehikes.co.nz) losziehen. Von Oktober bis April muss der Trip in jedem Fall frühzeitig im Voraus reserviert werden. Das Startdatum der Wanderung ist verbindlich (doc.govt.nz)
  • Das Hotel Te Anau Lodge war einst ein Konvent. Die modernen, gemütlichen Zimmer haben sich viel von der Ruhe aus jener Zeit bewahrt, als hier noch Nonnen lebten (teanaulodge.com, 52 Howden Street, ab ca. 156 €, vom 15. Mai bis 15. August geschlossen).

    Extra-Tipp Neuseeland

    Camping-1x1

    Wohnmobile können ab ca. 30 € pro Tag (einfache Ausführung für zwei Personen mit Kocher und Kühlschrank) gemietet werden (autorentals.co.nz). Die meisten Orte bieten Stellplätze mit Stromanschlüssen (newzealand.com/camping) ab ca. 24 € pro Nacht. Außerdem gibt es mehr als 200 Campingplätze (doc.govt.nz, ab ca. 10 € pro Nacht). Man sollte generell nicht wild campen!

    Weitere Infos

    Matamata
    • Das Set kann man nur bei geführten Touren besichtigen, die mehrmals täglich angeboten werden. Man kann sich in Matamata abholen lassen (hobbitontours.com, ab ca. 49 €).
    • Auf der Südinsel und rund um Wellington liegen viele der Landschaften, die in „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ zu sehen sind. Sie lassen sich auf eigene Faust erkunden oder während einer geführten Tour. Ein guter Startpunkt ist Queenstown (nomadsafaris.co.nz, ca. 110 €).

    Extra-Tipp Neuseeland

    Auf Gletschern wandern

    Die Gletscher Fox und Franz Josef  an der Westküste gehören zu den wenigen der Welt, die man gut aus der Nähe betrachten kann. Über Trekkingwege kommt man zu den „Füßen“ der schnell wachsenden Eisgebilde. Eine geführte Wanderung auf dem Gletscher lohnt sich (ab ca. 45 €). Noch aufregender ist das Heli Hiking, bei dem man auf die Berge geflogen wird und dort Höhlen und Eisformationen zu Fuß erkundet (franzjosefglacier.com, ab ca. 259 €). Übernachtungstipp: Das „Holly Homestead B&B“ liegt abseits vom Touristenrummel inmitten einer Wahnsinns-Berglandschaft (hollyhomestead.co.nz, State Highway 6, DZ ab ca. 174 €).

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