Das Andenland sollte für die Österreicherin Katharina Garcia-Exenberger (23) nur eine Station auf ihrer Südamerika-Reise sein. Doch dann traf sie mitten in der Wüste die Liebe ihres Lebens …
In die Ferne gezogen hat es mich schon immer: Europa, Asien, Afrika. Durch jede Reise habe ich neue Kulturen kennengelernt, aufregende Menschen getroffen, Abenteuer erlebt. Von Grund auf geändert hat sich mein Leben aber, als ich auf dem Weg in Perus Hauptstadt Lima war, wo ich ein Konzert von Jack Johnson besuchen wollte. Durch eine Verkettung von Zufällen landete ich in der Wüstenoase Huacachina. Es war schon spät geworden, ich hatte Riesenhunger und kehrte in ein kleines Lokal ein, in dem ich mit einem freundlichen ,Hola‘ begrüßt wurde. Und zwar von Luis, den ich vier Monate später heiraten sollte. Wir kamen sofort ins Gespräch, besser gesagt, wir kommunizierten mit Händen und Füßen, und das bis in den frühen Morgen hinein. Als er mich am folgenden Abend fragte, ob ich noch länger bei ihm in Huacachina bleiben möchte, sagte ich Ja. Irgendwas hatte sich verändert. So einfach und klar war das. Jack Johnson musste ohne mich spielen!
Ich fing an, im Hostel zu arbeiten, lernte Spanisch, gab Englischunterricht und war als Übersetzerin für Touristen tätig. Außerdem versuchte ich mich im Salsa-Tanzen, eine Fähigkeit, die den Peruanern im Blut liegt, und jeden Nachmittag lief ich mit Luis die Dünen um Huacachina hoch, um Sand-Ski zu fahren. Gemeinsam besuchten wir seine Mutter in Lima und reisten durch das Land. Peru mit seiner landschaftlichen Vielfalt, den sehr traditionellen Lebensweisen und dem umwerfenden Essen (es gibt über 3000 verschiedene Sorten Kartoffeln!), hat mich jeden Tag aufs Neue begeistert – genau wie Luis. Meine Zeit dort war keine Reise mehr, sondern ein neues Leben.
Vorher bin ich meist alleine on tour gewesen, doch nun gab es keinen Tag mehr ohne Luis. Wir merkten beide sehr schnell, dass wir für immer zusammenbleiben wollen und haben nach vier gemeinsamen Monaten geheiratet. Es war eine Feier, wie sie lustiger, bunter und verrückter nicht hätte sein können, inklusive Wüstenbuggy als Hochzeitslimousine. Nach acht Monaten in unserer Oase sind wir schließlich in meine Heimat gereist. Luis sah zum ersten Mal Schnee, lernte Deutsch und mein Zuhause kennen. Inzwischen arbeiten wir beide im Tourismus, und immer, wenn wir genug gespart haben, zieht es uns wieder in die Ferne. Mittlerweile waren wir ein zweites Mal in Südamerika, aber auch in Italien und Paris. Es ist schön, dass Luis auch so reisebegeistert ist wie ich, sodass wir uns immer wieder gemeinsam in neue Abenteuer stürzen. Irgendwann, wenn wir den perfekten Platz zum Leben gefunden haben, werden wir wohl sesshaft werden – vielleicht ja sogar in Huacachina. Dort ist alles ,tranquillo‘.
Protokoll: Hannah Boeddeker, Bilder: privat
Dieser Artikel ist in der September-Ausgabe des Lonely Planet Traveller erschienen. Dort finden Sie außerdem eine Reportage über Australien, Tipps für einen Roadtrip in Irland und 20 neue Geheimtipps unserer Autoren.