Es herrscht Hochsommer an der Ostküste Australiens, also genau die richtige Zeit für einen Roadtrip. Entdecke die neuen Ecken von Sydney und erfreue dich am lässigen Lebensstil.
Das Licht orange, die Schatten lang – der perfekte Zeitpunkt, um Sydneys berühmtestes Gebäude von der „Opera Bar“ mit einem Drink zu bewundern. Auf der Westseite sieht man die majestätische Harbour Bridge, dahinter gleitet langsam die Sonne zum Horizont. Ihr Glanz reflektiert sie über eine Millionen weiß glasierten Keramikfliesen, die die geschwungenen Segel des Opernhauses bedecken.
Soweit zum Wahrzeichen der Stadt. Doch ihr Herz schlägt woanders. Zum Beispiel im aufstrebenden Viertel Surry Hills im inneren Süden mit seiner lebendigen Kultur- und Cafészene sowie den prächtigen viktorianischen Villen neben umgebauten Lagerhäusern; auf den Balkonen flattern Regenbogenfahnen.
In der Reservoir Street befindet sich das gemütliche Café Single O. Es ist überfüllt, eine Schlange hat sich vor der Tür gebildet. Eine junge Frau in Joggingkleidung setzt sich mit einem Handy am Ohr und Eiskaffee in der Hand auf einen Hocker. Auf der Straße wartet ein Mann mit seinem frisch gereinigten Anzug über dem Arm auf seinen „flat white“. Eine Mitarbeiterin begrüßt ihn familiär und reicht ihm den mit Latte hübsch verzierten Cappuccino; anscheinend ist dies sein Morgenritual.
Nicht nur hier zelebrieren die Locals ihren Lebensstil. Die einst zerklüfteten Viertel sind heute voll von In-Lokalen, Bäckereien und Märkten.
Südwestlich von Surry Hill liegt der Bezirk Redfern, der zunehmend seinen schlechten Ruf abschüttelt. „Als wir hierher kamen, gab es viele Drogen auf der Straße“, sagt Brian Fitzgerald von Soon & Fitzgerald, einem Kunst- und Textilgeschäft, das alle Arten von Stoffen verkauft. Heute zeigt sich ein ganz anderes Bild: Shops wie dieser und auch Seasonal Concepts, der Vintage-Sachen wie ein Kuschelzebra in Lebensgröße anbietet, ziehen die Leute aus der ganzen Stadt an und haben der Gegend ein kreatives Image verpasst.
„Wenn man hier durchläuft, spürt man eine spirituelle Energie“, sagt Sophia de Mester, Kuratorin und Designerin, die Spaziergänge bei Culture Scouts leitet. Ein Großteil der öffentlichen Kunst, die Sophia auf dem Weg durch die nach Jasmin duftenden Straßen von Redfern zeigt, ist geprägt von der Anwesenheit der Aborigines, besonders ihre allgegenwärtige Flagge: rot für die Erde, schwarz für die Haut und gelb für die Sonne.
Wir gelangen an ein Werk des lokal bekannten Künstlers Daniel Boyd. Tausende von runden Spiegeln hängen an einer schwarzen Wand. „Das soll auf unsere Fähigkeit zur Selbstreflexion hinweisen“, sagt Sophia.
An der dem Pazifik zugewandten östlichen Seite Sydneys gibt es reichlich Selbstreflexion, wenn auch etwas anderer Art. Am Wochenende begrüßt Bondi Beach, einer der großartigsten Strände der Welt, durchtrainierte Rettungsschwimmer, sonnengebräunte Beauties und spielende Kinder. Surfer hängen im Wasser rum und warten auf die perfekte Welle. Kichernde Mädchen planschen in Ufernähe. Die Unbekümmertheit ist überall spürbar, ganz zu Recht. Schließlich sind wir in Sydney: Der Himmel ist blau, die Wellen sind spitze und der Kaffee schmeckt ausgezeichnet.
Text: Jessica Cole, Fotografie: Jonathan Stokes
Mehr überraschende Erlebnisse, auch außerhalb Sydneys, findest du in der Februar/März-Ausgabe 2019 des Lonely Planet Magazins. Die Erkundung von Southern Highlands, Jervis Bay und Oyster Trail machen den Trip so richtig perfekt.
Alle Infos zum Magazin findest du hier.