Über tausend Inseln und versteckte Buchten samt hübscher Dörfer sowie uriger Restaurants an Land – Kroatiens Adriaküste ist ein Reiseparadies und dazu noch ein perfektes Segelrevier. Auch für Einsteiger. Rory Goulding, ein echtes Segel-Greenhorn, kreuzte sechs Tage mit Skipper von Eiland zu Eiland.
Spätnachmittag in der Marina von Šibenik. Die Sonne strahlt golden vom blauen Himmel. Nichts bewegt sich in dem Wald aus weißen Segelmasten, nur ein Schwan dreht fleißig seine Runden. Wer für heute große Pläne hatte, ist längst in See gestochen. Am Kai des Naturhafens füllen sich die Cafés, das Gebimmel von Kirchenglocken schallt durch die Kopfsteinpflastergassen. Was für ein Idyll! Šibenik liegt in Dalmatien genau in der Mitte der von Inseln gesäumten Küste Kroatiens – der perfekte Ausgangspunkt für mein erstes Segelabenteuer.
An einem Steg in der Mandalina Marina hat die „Skalice“ (ska-lit-say ausgesprochen) festgemacht. Mit knapp über 13 Metern Länge ist sie deutlich kleiner als die Mega-Jachten ringsherum. Dennoch ist unter Deck Platz für drei gemütliche Kabinen und eine Kombüse. Bläst der Wind in die Segel, kann sie auch ordentlich Tempo machen. Mein Verdienst ist das dann allerdings nicht. Ich weiß nicht viel mehr übers Segeln als Bug und Heck, Back- und Steuerbord – bei den letzten beiden muss ich mich schon bemühen, sie nicht zu verwechseln.
Ganz anders ist das bei Mate Bedrica. Ein Voll-Profi! Seit seinem 18. Lebensjahr arbeitet er als Skipper. Während er die „Skalice“ für unseren ersten Kurztrip vorbereitet, erklärt er, dass Mate ein typisch dalmatinischer Name und „genauso weit verbreitet wie bei euch Matthias“ sei. Inzwischen ist er 24 und schon auf vielen Booten gesegelt. „Wir haben 2,20 Meter Tiefgang“, fachsimpelt Mate. „Verdammt viel für dieses Boot. Je größer der Kiel, desto höher der Mast, desto größer das Segel und desto schneller das Boot“, ist seine einfache Formel für Segelspaß. Aus dem Hafen geht es erst mal, wie vorgeschrieben, mit Motorkraft. Angetrieben vom Dieselmotor gleiten wir durch den schmalen Kanal, der den Hafen mit der Adria verbindet, auf die offene See hinaus. Wir passieren die Glockentürme von Šibenik und das venezianische Inselfort St. Nicholas aus dem 16. Jahrhundert, das die Stadt einst vor dem Ansturm der Türken schützte. Kroatien zählt offiziell 1244 Inseln. „Ich müsste noch weitere 25 Jahre arbeiten, um die gesamte Küste kennenzulernen“, behauptet Mate.
Nach kurzer Zeit steuert er das Boot in einen kleinen Hafen auf der Insel Zlarin. Dort ist man am Kai bereits zum geselligen Teil des Tages übergegangen. Die Segler sitzen an Deck ihrer Schiffe und lassen es sich bei Wein und Prosciutto gut gehen. Der luftgetrocknete Schinken heißt hier Pršut. Er hat ein herrlich süßlich-würziges Aroma.
Wir tun es unseren Segelnachbarn gleich. Als ich gegen Mitternacht meine Kajüte inspiziere, reden und lachen unsere Schiffsnachbarn immer noch an Deck. Mein Quartier ist übrigens hoch genug, um aufrecht darin zu sitzen – immerhin! Da Seeluft müde macht, schlummere ich binnen zehn Minuten ein.
Texte: Rory Goulding, Deutsche Bearbeitung: Bernhard Krieger, Fotos: Laura Edwards
Den vollständigen Artikel mit weiteren Highlights der kroatischen Adriaküste finden Sie in der Mai-Ausgabe 2017 des Lonely Planet Traveller.