Best of Tallinn

Winter-Wonderland: Tallins schneebedeckte Altstadtalls © Matt Munro/Lonely Planet
Winter-Wonderland: Tallinns schneebedeckte Altstadtalls © Matt Munro/Lonely Planet

Falls du die baltische Metropole bisher noch nicht auf dem Radar hattest, wird es höchste Zeit. Sie ist ein Sammelsurium aus Baustilen mit mittelalterlichen Straßen und Kirchen sowie prächtigen Kaufmannshäusern, ein Überbleibsel der großen Mächte – wie Russland und Deutschland –, zu denen Tallinn einst gehörte. Die rund 426.000-Einwohner-Stadt hat aber auch ihren ganz eigenen Charakter. Der zeigt sich am deutlichsten im Trendviertel Kalamaja, etwas außerhalb der Altstadt. In dem ehemaligen Arbeiterbezirk, in dem neben alten Fabrikgebäuden auch traditionelle Holzhäuser stehen, leben viele junge Familien und Kreative. Am schönsten ist die hanseatisch geprägte Perle während der Wintermonate, wenn eine Schneeschicht die Dächer der Gildehäuser bedeckt. Dann kann man herrliche Spaziergänge machen – mit Stopps in gemütlichen Cafés, individuellen Läden und Restaurants mit nordischer Küche.

Werde deine Koffer los

Das Schlössle Hotel ist ein Kaufmannshaus aus dem 13. Jahrhundert, dessen 23 Zimmer sich rund um einen Innenhof verteilen. Zu den Highlights zählen eine gemütliche, gewölbte Kellerbar sowie ein Restaurant mit Kaminfeuer. Zimmer gibt es in verschiedenen Größen und Stilen: die kleineren sind historisch charmanter (ab ca. 149 €; schloesslehotel.com).

Eine etwas günstigere Option ist das Hotel Cru. Hinter der wunderschönen kobaltblauen Fassade verbirgt sich ein Labyrinth von Gängen mit 15 hübsch eingerichteten Zimmern. Die ursprünglichen Elemente aus dem Mittelalter, wie Holzbalken und Kalksteinwände, kommen perfekt zur Geltung. Das Hotelrestaurant gilt als eines der besten von Tallinn (ab ca. 106 €; cruhotel.eu).

Fünf Jahrhunderte später finden wir uns wieder im Hotel Telegraf, eine restaurierte Telegrafenstation. Das Dekor ist eine Mischung aus moderner Kunst mit einem Hauch von Art déco und der Wellnessbereich punktet mit einem Pool. Statt der „Superior“-Zimmer im älteren Teil des Gebäudes empfehlen wir die „Executive“-Variante. Die ist günstiger und hat trotzdem die schönere Einrichtung. Das dazugehörende Restaurant „Tchaikovsky“ ist sehr elegant und serviert exklusives Essen mit russischen Einflüssen, darunter Gerichte wie Kaviar und Pelmeni, die typischen, gefüllten Teigtaschen (ab ca. 112 €; telegraafhotel.com).

Auf Entdeckungstour

Ein Bummel durch die engen Kopfsteinpflasterstraßen der von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärten, gut erhaltenen Altstadt ist wie ein Spaziergang durch das 15. Jahrhundert. Der Weg führt vorbei an Stadtpalästen, Kathedralen mit markanten Zwiebeltürmen sowie stattlichen Kaufmannshäusern.

Du schlenderst durch mittelalterliche Innenhöfe und wer im Rathaus die immer schmaler werdende Wendeltreppe des schlanken Turmes über Steinstufen hinaufsteigt, wird mit einer traumhaften Aussicht über die Dächer von Tallinn belohnt. Trotz der vielen Touristen strahlt die Stadt etwas Unschuldiges aus. Nur wenige Besucher verlassen das alte Zentrum, dabei ist es von dort nicht weit zu einem der spannendsten Viertel: Kalamaja, eine Enklave aus bunten Holzhäusern, in denen einst Fischer und Bootsbauer, später Arbeiter wohnten. Während der Sowjetzeit hatte diese Gegend einen sehr schlechten Ruf, vor allem durch das berüchtigte Paterei-Gefängnis, aber inzwischen hat es sich die Kreativszene zurückerobert. Das alternative Herz schlägt im Telliskivi-Komplex.

In dem ehemaligen Industriepark befinden sich Ateliers, Büros von Festivals, aber auch ein Café, eine (Craft Beer-)Bar, Foodtrucks und Pop-up-Concept-Stores. Außerdem beherbergt Telliskivi einen der beliebtesten Konzertorte in Tallinn: Vabalava (Freibühne). Die durch Graffiti gefärbten Straßen sind am Samstag auf dem Flohmarkt besonders lebendig. Das sichtbarste Symbol für Innovation ist das imposante Schifffahrtmuseum von Estland, das sich im historischen Wasserflugzeug-Hangar im Hafen (Lennusadam), befindet. Neben einem Aquarium und spannenden Exponaten von U-Booten und Eisbrechern kann man zum Beispiel eigene Fotos in Marineuniform machen und im Museumsladen Mitbringsel shoppen (meremuuseum.ee).

Brunch oder Lunch

In einem alten baltischen Holzhaus außerhalb des Touristengebiets befindet sich das Café Neighborhood Organic Place, kurz NOP genannt. Das in der Nähe des Kadriorg Parks gelegene Deli ist einfach eingerichtet mit weißen Wänden und Holzböden. Hingucker sind die speziellen Brunch-Gerichte wie Kimchi-Kartoffelpuffer und Waffeln mit Apfelmarmelade und Hüttenkäse (nop.ee).

Das Peatus, ein wunderschön restaurierter Speisewagen eines Zuges, der früher auf der Strecke Tallinn-Moskau fuhr, befindet sich jetzt permanent in Telliskivi. Tagsüber gibt es hier Essen (es werden ausgezeichnete Sandwiches, Hamburger und Salate serviert), am Abend sorgen DJs und Bands für Partystimmung.(peatus.eu).

Besonders beliebt bei den Einheimischen ist das gemütliche Restaurant Must Puudel („Schwarzer Pudel“) im alten Zentrum, das wie ein Wohnzimmer aus der Sowjetzeit daherkommt – mit bunten Retro-Möbeln und Schachbrettern, auf denen gerne gespielt wird. Zum Glück präsentiert sich die Speisekarte zeitgemäß: Wer mag, bekommt gluten- und laktosefreies sowie veganisches Essen, aber auch neue nordische Küche. Probiere zum Beispiel Gerichte wie Lachsfilet in Fuchsbeerensaft und Wodka, dazu Schwarzbrot und ein Wachtelei (facebook.com/mustpuudel).

Text:Orla Thomas, mit Beiträgen von Peter Dragicevich, Fotografie: Matt Munro/Lonely Planet, Jonathan Smith/Lonely Planet, Courtesy of Peatus/Agenta Hardokainen

Das ist nur ein kleiner Teil von dem, was Tallinn zu bieten hat!

In der Februar/März-Ausgabe 2019 des Lonely Planet Magazins findest du weitere Hot Spots z.B. für schöne Ausflüge, für einen Drink zwischendurch oder auch zum Abendessen.

Alle Infos zum Magazin findest du hier.

nach oben