Das britisch-mediterrane Malta ist wie gemacht für einen Kurzurlaub. Wir werfen einen Blick auf die Hauptstadt und geben Ausflugstipps für den Inselstaat, die sich ganz nach dem eigenen Geschmack, Lust und Laune zusammenstellen lassen.
Europas Kulturhauptstadt begeisterte Valletta 2018 die Besucher. Auch zwei Jahre später gehört Malta zu den Mittelmeerinseln, die im wahrsten Sinne des Wortes ein Wohlfühlklima verströmen. Hier herrschen selbst im Winter noch zweistellige Temperaturen. Aber vor allem ist es seine in Stein gemeißelte barocke Schönheit mit den typischen bunten Holzbalkonen, die dem einstigen Revier der Malteserritter eine unverwechselbare Note verleiht. Die Stadt selbst ist sowohl nach Fläche als auch Einwohnerzahl (knapp 6.000) die kleinste Kapitale eines EU-Staates. Allerdings umfasst das Ballungsgebiet weitere Orte wie Floriana, Sliema und Senglea, die sich um die beiden angrenzenden Häfen von Valletta scharen. Ob historische Reic-tümer, Ausflüge oder die mediterrane Küche – stell dir für deinen Citytrip deine ganz persönliche Lieblingskombination zusammen.
Den Koffer abstellen
„Valletta Vintage“ ist eine preiswerte und intime Unterkunft mit drei Zimmern (und zwei neuen, externen Apartments). Die Möbel stammen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, und die Dachterrasse mit zwei Ebenen bietet einen wunderbaren Blick auf den Hafen (ab ca. 75 € per Nacht, Mindestaufenthalt von zwei Nächten, vallettavintage.com). Der Palazzo aus dem 18. Jahrhundert, der 19 Zimmer beherbergt, präsentiert trotz seiner althergebrachten Kalksteinmauern im Inneren ein modernes Aussehen. Die Gästezimmer von „19 rooms“ sind mit Details wie Vintage-Radiogeräten individuell gestaltet (ab ca. 120 €, Mindestaufenthalt von zwei Nächten, 19rooms.com.mt). Wer das Gefühl zelebrieren möchte, in einer eigenen Luxuswohnung mitten in der Stadt zu wohnen, bucht eines der sechs Apartments von „Strait Street 10“. Einrichtung und Farbgestaltung des Ensembles sind angenehm für das Auge. Es gibt exklusive Extras wie in Stein gehauene Kamine (ab ca. 240 €, Mindestaufenthalt von zwei Nächten, 10straitstreet.com).
Sich zurechtfinden
Valletta selbst erstreckt sich festungsartig zwischen den Naturhäfen Grand Harbour und dem Marsamxett Harbour und sucht Schutz hinter schweren Mauern. Die etwas mehr als 1,6 Kilometer lange Republic Street führt von Stararchitekt Renzo Pianos heiß diskutiertem neuem Parlamentsgebäude (hier beginnt die Stadt) am alten Machtsitz der Ritter im Großmeisterpalast vorbei zum Fort St Elmo, wo Valletta ins Mittelmeer hinausragt. Die Mini-Metropole wurde nach einem vorgegebenen Raster gebaut und viele Straßen sind Fußgängerzonen, sodass es sich bis auf einige hügelige Anstiege leicht fortbewegen lässt. Vor allem an den Stadtgrenzen von Valletta, am Kai oder an hohen Aussichtspunkten wie den Upper und Lower Barrakka Gardens spürt man die maritime Atmosphäre der Kapitale und bekommt eine Vorstellung ihres Daseins als umkämpfter Preis in der Geschichte.
Großartige Mahlzeiten
Die pfiffig zusammengestellte Küche, serviert in schlicht dekorierter Umgebung unter den Steingewölben von „Noni“, bedient sich auf einfallsreiche Weise moderner mediterraner Aromen: Ein Höhepunkt ist die bei schwacher Hitze gegarte Tintenfisch-Tajine mit israelischem Couscous, Kalamata-Oliven und Majoranöl (noni.com.mt). „Guzé“ ist ein weiteres Speiselokal mit jahrhundertealtem Interieur, diesmal mit vergoldeten Spiegeln, die ein eher klassisch-romantisches Ambiente schaffen (guzevalletta.com). Auf der saisonal wechselnden Speisekarte steht Kaninchen, ein maltesischer Favorit. Wer lieber unter freiem Himmel diniert, findet bei „The Harbour Club“ (italienisch-mediterrane Gerichte) eine Terrasse mit Blick auf den Grand Harbour – bei schönem Wetter ein Traum (theharbourclubmalta.com)!
Unterwegs essen
Ob zum Morgenkaffee ein Croissant, einen Brownie oder einen „Energieball“ – man findet all dies bei der maltesischen Mini-Bäckereikette „Lot Sixty One“. Der Standort in Valetta wurde 2017 eröffnet. Die Tische des kleinen, weiß gekachelten Cafés an der schräg abfallen den Straße sind äußerst begehrt (lotsixtyone coffeemalta.com). Is-Suq Tal-Belt („der Stadtmarkt“ auf Maltesisch) ist der traditionelle Lebensmittelmarkt von Valletta, täglich von 7 bis 22 Uhr, wobei die Imbissstände am Freitag- und Samstagabend länger geöffnet haben. Er wurde restauriert, um jeden Hunger zu stillen, auch den nach Sushi, türkischen Kebabs oder Mozzarella-Häppchen (issuqtalbelt.com). Um die Tradition aufrecht zu erhalten, sollte man unbedingt Ftira probieren, Maltas Antwort auf Pizza. In seinen tonnengewölbten Räumlichkeiten garniert „Nenu the Artisan Baker“ seine vielfältige Auswahl mit Oliven, Kapern, Ricotta, Rindfleisch und anderen Köstlichkeiten (nenuthebaker. com).
Unternehmungen am Tag
Die Stadt Valletta verdankt ihre Existenz dem Militär: Gebaut nach der großen Belagerung durch die Türken im Jahr 1565, wurde sie zu einem wichtigen Marinestützpunkt für Großbritannien, der im Zweiten Weltkrieg einem großen Bombardement ausgesetzt war. Ihre Widerstandsgeschichte lässt sich im Fort St Elmo aus dem 16. Jahrhundert entdecken. Es beherbergt das Nationale Kriegsmuseum, das die beiden Schockmomente Maltas mit Artefakten und audiovisuellen Darstellungen zum Leben erweckt (heritagemalta.org). Im Zentrum von Valletta befindet sich die St. John’s Co-Cathedral, nicht nur wegen ihres üppigen barocken Interieurs, sondern auch wegen ihrer Gemälde von Caravaggio ein künstlerischer Schatz. Ein noch intensiveres Erlebnis bietet der Marsamxett Harbour: In der Nähe des Abfahrtsortes der Sliema-Fähre findet man Stufen, die zu einem Kai hinunterführen, von dem aus man in klarem Wasser schwimmen kann – mit einem Rundumblick auf die Stadt.
Getränkepause
Die Strait Street ist das Zentrum des Nachtlebens – heute allerdings ein angenehmerer Ort als zu jener Zeit, in der Malta Marinestützpunkt war. Auch der Gin hat hier seinen großen Auftritt: „Yard 32“ ist eine winzige Bar mit Live-Musik, die ihre Tapas mit mehr als 180 Sorten des Wacholderschnaps aus aller Welt kombiniert (yard32.com). Eine typischere Kombination aus Wein und Käse ist die Attraktion im „Trabuxu“, das sich am landwärtigen Ende der Strait Street befindet. Der atmosphärische Steinkeller der Bar besteht bereits seit vier Jahrhunderten (trabuxu.com.mt/wine-bar). Auch an den wärmeren Abenden im Herbst sollte man die Stadt an solchen Outdoor-Orten erleben: entweder an den Tischen vor dem Craft-Bier- und Cocktail-Experten „Café Society“ (facebook.com/cafesocietyuptown) oder auf den bunten, verstreut herumliegenden Kissen in der „Bridge Bar“, einer Freitagabend-Location, die wie eine spontane Party daherkommt (258 Triq Sant’ Orsla, facebook.com/bridgebar.valletta).
Einen Ausflug machen
Valletta ist weniger als einen Quadratkilometer groß, sodass Abstecher außerhalb der Stadt selbst bei einem nur kurzen Besuch Sinn machen. Am nahe gelegensten sind die landschaftlich reizvollen Bootsfahrten in einem „dgħajsa“ („dei-sa“, einem traditionellen Ruderboot) um und durch den Grand Harbour. Diese führen zu den „Drei Städten“, die vor dem Bau von Valletta gegründet wurden (vallettaferry services.com). Die im Landesinneren gelegene und noch ältere Hügelstadt Mdina war die Hauptstadt Maltas, bevor die Ritter kamen. Nachdem sie ihre Rolle verlor, nahmen ihre von Adelshäusern gesäumten Straßen den Spitznamen „Die Stille Stadt“ an. Maltas gleichnamige Hauptinsel beheimatet neun von zehn Maltesern, während es auf der zweiten Insel Gozo vor allem entlang ihrer Küste reichlich zerklüftete Landschaften und viel Ruhe gibt. Dort führen alle Straßen nach Victoria, auch Rabat genannt, eine befestigte Zitadelle. Durch regelmäßig verkehrende Fähren, deren Überfahrt von Ċirkewwa auf der Insel Malta 20 Minuten dauert (gozochannel.com), ist sie von Valletta aus ein schönes Tagesziel per Auto oder Bus.
findest du in der Oktober/November-Ausgabe 2020 des Lonely Planet Magazins. Außerdem im Heft: Herbst in Europa, das Beste von Sarajevo, entlang der Panoramaküste Norwegens und vieles mehr.
Alle Infos zum Magazin findest du hier.