Wer bei Italien nur an gutes Essen denkt, verpasst die sagenhafte Landschaft, die sich entlang des "Stiefels" von Nord nach Süd immer wieder neu zu erfinden scheint.
Italiens kulturgeschichtliche Bedeutung ist ebenso groß wie die Innovationen des kleinen Landes auf den Gebieten von Gegenwartskunst, Mode und Design. Die italienische Küche nicht zu lieben ist geradezu unmöglich. Und trotzdem ist das längst nicht alles, was das schmale, von Meer eingefasste Land im Süden Europas ausmacht. Italien ist vor allem ein Meisterwerk der Natur, ausgestattet mit einer außergewöhnlichen landschaftlichen Vielfalt, die nur wenige Länder auf der Welt zu bieten haben. Von den schneebedeckten Alpen und Gletscherseen im Norden bis zu den feurigen Vulkankratern und türkisfarbenen Buchten im Süden ist ganz Italien einfach zum Verlieben. Hier sind unsere fünf besten Tipps.
Wer entlang Italiens berühmtester Küste reist, lässt sich leicht von den atemberaubenden Aussichten verzaubern. An die steilen Berghänge und schroffen Klippen schmiegen sich malerisch von der Sonne gebleichte Dörfer. Üppige Wälder fließen bis in das sagenhaft blaue Meer hinein. Auf den zahlreichen Bergwanderwegen zwischen Wasser und Himmel öffnen sich tyrrhenische Panoramen, die wie für die Götter gemacht erscheinen. Während einige Italienliebhaber behaupten, dass für sie die schönste Küste Cinque Terre auf der Halbinsel Ligurien ist oder Kalabriens Costa Viola, hat die Amalfiküste immer wieder berühmte Persönlichkeiten inspiriert. Die lange Liste reicht von Richard Wagner und DH Lawrence bis Tennessee Williams, Rudolf Nureyev und Gore Vidal.
Abgesehen vom türkisfarbenen Meer und den filmreifen Plätzen beherbergt die Region auch einige der besten Hotels und Restaurants Italiens. Die Amalfiküste ist außerdem eine der schönsten Gegenden Italiens für Wanderer und verfügt über ein Netz gut markierter Wanderwege.
Der Ätna ist nicht nur der größte Vulkan Europas, er ist auch einer der aktivsten der Welt. Die alten Griechen nannten ihn "Säule, die den Himmel hält" und man glaubte, dass der Riese Tifone (Taifun) in seinem Krater lebt und den Himmel mit spektakulärer Pyrotechnik illuminiert. Mit seinen 3.326 Höhenmetern über dem Meeresspiegel thront er mächtig über der ionischen Küste Siziliens. Egal, ob man ihn zu Fuß oder auf einer geführten 4WD-Tour erkundet, die beeindruckenden Ausblicke und das abenteuerliche Gefühl, einer unberechenbaren Naturgewalt so nahe zu sein, bleiben unvergessen.
Seit 1987 gehören der Vulkan und seine Hänge zum Parco dell'Etna. Mit einer Fläche von 581 Quadratkilometer und 21 Ortschaften reicht die abwechslungsreiche Landschaft des Nationalparks vom schneebedeckten Gipfel bis zu den schwarzen Lavahängen, weiten Buchenwäldern und üppigen Weinbergen, in denen der hoch bewertete DOC-Wein der Region gekeltert wird.
Wenn man rund um den Globus reist, findet man zweifelsohne noch höhere und ehrfurchtseinflösende Berge, aber nur wenige können mit der Romantik der rosafarbenen Dolomiten mithalten. Vielleicht sind es die markanten, hart gezackten Granitgipfel, die lebhaften Hänge voller Wildblumen oder der reiche Schatz ladinischer Legenden, die den Reiz ausmachen. Es könnte zudem auch die magnetische Anziehungskraft von Geld, Stil und Glamour in Italiens berühmtestem Skigebiet Cortina d'Ampezzo oder die sprichwörtliche Schönheit des Postkarten-Bergdorfes Sappada sein. Was auch immer genau der Grund sein mag, diese faszinierende Gegend Norditaliens begeistert die Besucher ihrer schwindelerregenden Höhen.
Im Winter strömen die Menschen herbei, um gastfreundliche Skigebiete in der faszinierenden Landschaft zu finden. Die Dolomiten sind gleichermaßen beliebt zum Skifahren, Langlaufen oder Snowboarden. Der "Sci Alpinismo" in seiner adrenalinreichen Mischung aus Skifahren und Bergsteigen, Freeride und eine Reihe anderer Winterabenteuer, einschließlich der legendären Pisten von Sella Ronda, begeistert jedermann. Natürlich sind die Dolomiten auch ein wunderschönes Sommerziel mit ausgezeichneten Wandermöglichkeiten, herrlicher Aussicht und frischer, nach Wildblumen duftender Luft.
Nicht nur die Clooneys, Stars und Möchtegernsternchen tummeln sich am Comer See. Auch bei Normalsterblichen erfreut er sich großer Beliebtheit. Der schillernde Lago di Como im Schatten der rätischen Alpen ist einfach der spektakulärste See der Lombardei. In den verschwenderischen Villen im Liberty-Stil leben Filmmogule, Modezare und arabische Scheichs. Mit Sirenenrufen locken die Gärten der Villa Melzi d'Eril, der Villa Carlotta und der Villa Balbianello, in denen im April und Mai Meere von Kamelien, Azaleen und Rhododendren erblühen.
Aber auch das üppig grüne Hinterland von Como hat seine Reize und eine Menge wunderschöner Wanderwege. Das bergige Gelände bietet zahlreiche spektakuläre Aussichtspunkte, um den See und die umliegenden Ortschaften aus der Vogelperspektive zu betrachten. Mit nur einem Bruchteil der Besucher, die vergleichsweise am Lago Maggiore oder Gardasee Halt machen, bieten der Comer See und seine Umgebung die Möglichkeit, ein echtes Gefühl der Entdeckung zu erleben.
Italiens zweitältester Nationalpark ist zugleich auch einer der ökologisch reichsten Landschaftsschutzgebiete des Landes. 1923 durch einen königlichen Erlass gegründet, begann er als bescheidenes fünf Quadratkilometer großes Reservat, das sich nach und nach in das heutige 440 Quadratkilometer große Schutzgebiet verwandelte. Diese Entwicklung war allerdings nicht immer einfach. Zunächst wurde der Park 1933 von der Mussolini-Regierung vorübergehend geschlossen. Erst 1950 wurde er wiederbelebt und war eine Zeit lang unterschiedlichen Eingriffen des Wohnungs-, Straßen- und Liftanlagenbaus ausgesetzt.
Der Parco Nazionale d'Abruzzo hat es schließlich trotzdem geschafft, sich an die Spitze der italienischen Naturschutzbewegung zu stellen und Wildtiere wie die Abruzzen-Gämse, den Apennin-Wolf, den Luchs, den Hirsch und vor allem den Marsican-Bären wieder einzuführen und zu schützen. Im Park lebt heute Italiens größte Population dieser bedrohten Tiere. Der Nationalpark erstreckt sich über drei Regionen, von denen mehr als die Hälfte mit dichtem Buchenwald bedeckt ist. Dank seiner langen Geschichte empfängt er unzählige Besucher - jährlich rund zwei Millionen.
Italien kennt noch viele interessante Naturwunder, die unser Lonely Planet Reiseführer zeigt. Schau doch einmal hier hinein.
Original-Artikel: Lonely Planet international
Deutsche Fassung: Ines Wagner