Von feinen Sandstränden und steilen Klippen, hohen Bergen und malerischen Ebenen bis hin zu blau leuchtenden Seen- und Flusslandschaften – die Natur Europas ist großartig.
Von West nach Ost, und von Nord nach Süd: Europas Regionen und Landschafen könnten unterschiedlicher kaum sein. Hohe Berge, tiefe Höhlen, entlegene Täler, feine Sandstrände und steile Klippen, Hochmoore und Urwälder, liebliche Wiesenlandschaften und üppige Waldgebiete gibt es auf dem ganzen Kontinent verteilt. Teils sind sie von der Natur erschaffen, teilweise von ihren Bewohnern in Zusammenarbeit mit der Natur nutzbar und erlebbar gemacht. Die Vielfalt ist unermesslich.
Im neuen Bildband "Lonely Planets 500 Naturerlebnisse in Europa" findet sich eine Sammlung aus unterschiedlichen Ideen, die spektakulären Landschaften mit passenden Aktivitäten zu verbinden. In 25 themenbezogenen Kapiteln liefert das Buch 500 spannende Ideen, die Natur auf individuelle Art zu erleben. Wir haben je zwei Beispiele für die sieben schönsten Themen aus allen Himmelsrichtungen zusammengestellt.
Am Mirador del Rio auf Lanzarote wird die Aussicht zur Kunst – und ist tatsächlich architektonische Magie. Wer das Café mit seinen Panoramafenstern betritt, meint zunächst, er stünde in einer angesagten Kunstgalerie, in der atemberaubende, monumentale Landschaftsbilder an der Wand hängen. Aber wandert da nicht gerade eine Wolke durch das Bild? Auf einer Höhe von 475 Meter über dem Meeresspiegel blickst du von diesem imposanten Bauwerk eines heimischen Künstlers über die Steilküste des Famaramassivs weit hinweg auf die Meerenge Río und zu weiteren Kanareninseln.
Ebenfalls spektakulär ist diese Aussicht in Österreich: Wie eine Hand mit gespreizten Fingern ragt die Aussichtsplattform 5fingers im österreichischen Dachsteingebirge 400 Meter über dem Abgrund in die Berglandschaft. Mach dich auf einen leichten Schwindelanfall gefasst, wenn du dich bis zur Fingerspitze vorwagst. Die 5fingers erreichst du auf einer etwa 20-minütigen Wanderung von der Bergstation Krippenstein aus. Die Plattform ist bis Mitternacht beleuchtet und schaut auch von weitem fantastisch aus.
Die Dunkelheit hat die Menschheit seit jeher fasziniert. Heute musst du gezielt nach Orten ohne künstliche Lichtverschmutzung suchen, um absolute Dunkelheit zu erleben. Seit 2009 hat Galloway den Status "Dark Sky Park". Im Scottish Dark Sky Observatory kannst du den Sternenhimmel durch Teleskope betrachten. Beeindruckend ist der Nachthimmel auch im Freien – keine Lichter weit und breit.
Lesetipp: Astro-Touristen lieben diese Dark Sky Communities
Das Observatorio del Teide auf der spanischen Insel Teneriffa hat sich darauf spezialisiert, die Sonne zu beobachten. Auf dem 3.718 Meter hohen Pico del Teide wurde 1995 durch das Sonnenteleskop zum ersten Mal ein "Brauner Zwerg" erblickt und Teide 1 genannt. Er gehört zu den Himmelskörpern, die größer sind als Planeten, aber nicht groß genug, um ausreichend Energie freizusetzen, damit sie wie unsere Sonne strahlen
"Jottwede" ist die scherzhafte Abkürzung für "ganz weit draußen" – also ziemlich fernab, quasi in der Pampa. Die Masuren in Polen scheinen so eine abgelegene Region zu sein. Dabei ist die wunderschöne Region um die Masurische Seenplatte tatsächlich nicht weit entfernt. So weit das Auge reicht, gibt es Seen, Wälder und Wiesen als perfekte Kulisse für das Nichtstun. Wenn dir das zu faul vorkommt, mietest du ein Fahrrad oder Paddelboot oder besuchst eines der malerischen Städtchen.
Fast könnte man von Kastelorizo zur Türkei hinüberschwimmen: Nur dreißig Minuten entfernt lieg die kleine griechische Insel von der Lykischen Küste – weit weg hingegen von ihren dodekanischen Schwesterninseln. Die Schönheit Kastelorizos hatten schon die Macher des Oscar-prämierten Films »Mediterraneo« erkannt, als sie die Insel mit dem tiefblauen Meer, einer faszinierenden Grotte, ihrer uralten Geschichte und dem atmosphärisch kleinen Hafen mit seinen bunten Häusern zum Star machten.
In Europa leben 750 Millionen Menschen und trotzdem gibt es jede Menge faszinierender Orte, wo die Zivilisation ganz weit entfernt scheint. Genau dorthin zieht regelmäßig es viele Wanderer und Bergsteiger: hoch hinauf. Unter Kletterfans gilt die Besteigung der Westwand des 2.500 Meter hohen Naranjo de Bulnes, mächtiger Monolith in den Picos de Europa, als eine der größten Herausforderungen. Wenn du lieber wanderst, findet du unzählige herrliche Wanderpfade in diesem Kalksteinmassiv in Nordspanien im westlichen Ausläufer der Pyrenäen.
Für die abenteuerlustigen Slowaken gehört der Gipfel des Kriváň auf knapp 2.500 Metern zum Pflichtprogramm. Seine meist schneebedeckte Spitze ist sogar auf den slowakischen Centstücken abgebildet. Wird Zeit, dass der Rest Europas die Hohe Tatra als Wanderparadies entdeckt. Auf diesem kleinen, bildschönen Stück der Karpaten drängen sich auf engem Raum 25 Gipfel von mehr als 2.500 Metern Höhe, mit Wasserfällen, gemütlichen Berghütten und unzähligen Wanderwegen.
Manchmal braucht es für das Paradies nicht mehr als einen Streifen Sand, so wie hier in Portugal: Praia Dona Ana gilt als einer der schönsten Strände im Süden an der Algarve und ist ein echtes Postkartenmotiv. Hier gibt es alles, was einen unvergesslichen Strandaufenthalt ausmacht - feiner Sand, klares Wasser und spektakuläre, klippenartige Felsformationen, die nicht nur den Wind abhalten, sondern an den heißen Sommernachmittagen sogar Schatten spenden. Oberhalb, in der Nähe der Stadt Lagos, finden sich Cafés und Restaurants mit herrlicher Aussicht – ein Grund mehr, warum der Strand meist gut besucht ist.
Zum weichen, weißen Strand von Oldshoremore geht es einen Hang hinab. Dieser herrliche Ort an der Westküste Schottlands ist ideal dafür, einfach mal gar nichts zu tun. Und wenn dir der Strand noch nicht menschenleer genug ist, unternimmst du eine Wanderung auf dem (nicht ganz einfachen) Oldshoremore Bay Circuit. Dort gibt es zwei weitere, garantiert einsame und ebenso überirdisch schöne Strände. Perfekt, um den Kopf an einem windigen Tag gut durchzulüften. Wohnmobilisten verbringen auf dem Parkplatz, auf dem es auch eine Toilette gibt, gerne mal eine idyllische Highland-Nacht.
Europa ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Zu den spektakulärsten unterirdischen Reichen gehören sicherlich die Höhlen von Škocjan in Slowenien. Kein Wunder, dass sie von der UNESCO zum Weltnaturerbe der Menschheit erklärt wurden. Über Hunderttausende von Jahren hat der Regen das Kalkgestein aufgelöst und ein spektakuläres Höhlensystem geschaffen. Tropfsteine trifft man in den Höhlen eher selten an. Dafür beeindruckt ihre Größe mit unterirdischen Hallen von bis zu 300 Metern Länge. Rings um die Höhlen leben in den trichterförmigen Tälern zahlreiche geschützte Tierarten.
Auch in Deutschland gibt es fantastische Wunder der Unterwelt wie die Laichinger Tiefenhöhle auf der Schwäbischen Alb. Etwa 55 Meter unter der Erdoberfläche liegt die knapp 1.400 Meter lange einzige begehbare Schachthöhle Deutschlands mit tiefen Abgründen, hohen Hallen und engen Gängen. Tief unten wähnst du dich nicht nur wie auf einem anderen Stern, sondern erfährst einiges über die geologische Geschichte der Alblandschaft. Wieder oben angelangt, gibts leckeren Kuchen, Kaffee und ein Höhlenmuseum.
Die Europäische Union ist nur ein Wimpernschlag der Geschichte, denn der Kontinent ist viele Jahrtausende alt. Er wurde von Kulturen bevölkert, von denen du möglicherweise noch nie gehört hast, die Bauwerke geschaffen haben, welche uns noch heute Rätsel aufgeben. Dazu zählen die prähistorischen Turmbauten der Nuragen-Kultur, die zwischen 2200 und 400 vor Christus auf der Insel errichtet wurden. Noch immer sind die Wissenschaftler unsicher, ob es Gräber oder Kultstätten, Wohnhäuser oder Befestigungsanlagen waren. Rund 7.000 dieser Steintürme gibt es, sie bildeten einst das kulturelle Zentrum der Inselbewohner. In der Stadt Cagliari informiert das Archäologische Nationalmuseum über die geheimnisumwitterten Türme und ihre Bewohner.
Die prähistorischen Steinzeitzeichnungen in der Höhle von Altamira in Spanien gehören zu den ältesten der Welt. Bei ihrer Entdeckung wurden sie zunächst irrtümlich für Schmierereien gehalten, so unvorstellbar war der Fund. Die etwa 260 mit gekonntem Strich gezeichneten Bisons, Hirsche und Pferde an den Wänden wurden tatsächlich vor rund 14.000 Jahren geschaffen – aus Kohle und rot pigmentierten Ocker. Pro Woche dürfen nur fünf Besucher mit Atemmaske und Schutzanzug hinein. Im Besucherzentrum ist die Höhle samt Malereien nachgebildet worden.
Viel weitere erstaunliche und wunderbare Orte in Europa präsentiert der Reiseführer "500 Naturerlebnisse in Europa". Schau doch einmal hier hinein.
Text: Ines Wagner