Ein karibisches Paradies genießen, ohne es zu zerstören. Dank Ökotourismus ist das auf den Inseln Antigua und Barbuda möglich. Wir zeigen, wie und wieso.
An den gewellten Küsten von Antigua befinden sich Hunderte atemberaubend schöner, kleiner Buchten, die von glasklarem Wasser umspült werden. In ihrer abwechslungsreichen Geschichte boten sie vielen Seeleuten Zuflucht - von Admiral Nelson bis zu den Freibeutern. Heute legen gerne Yachten an. Die stetigen Passatwinde garantieren an den unzähligen Stränden Antiguas und Barbudas eine glückselige tägliche Dosis Meer, Sand und Palmen. Südöstlich von Puerto Rico gelegen, nimmt der Inselstaat eine Fläche von 442 Quadratkilometern ein.
Auf den Spuren Lord Nelsons entlang abgelegener Buchten und historischer Häfen zu segeln ist ein Spaß für sich. Dazu gibt es eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten, die abwechslungsreiche und reizvolle Landschaft dieser Schwesterinseln zu erkunden. Wer sich vom Strand löst und ins Landesinnere aufmacht, kann Antiguas neuestes Regenwald-Naturschutzgebiet erkunden. Vor den Inseln lädt kristallklares Wasser zum Schnorcheln ein und auf der mangrovenreichen Insel Barbuda gibt es seltene, exotische Vögel zu beobachten. Die Inseln haben einige beliebte Öko-Hotspots entwickelt, die wir hier vorstellen.
Das neueste ausgewiesene Naturschutzgebiet von Antigua, Wallings Nature Reserve, wurde im Oktober 2018 eröffnet und ist der erste von der Kommune verwaltete Nationalpark in Antigua und Barbuda. Das Reservat befindet sich im John Hughes Village im Herzen des südwestlichen grünen Landesinneren der Insel. Es bildet den größten Waldabschnitt auf Antigua. Wallings ist zudem eine wichtige Wasserscheide und beherbergt ein aus dem 19. Jahrhundert stammendes Wasserreservoir.
Von den insgesamt 1.680 Hektar, die einige der unglaublichsten Ausblicke auf ganz Antigua und die Nachbarinseln bieten, lassen sich jetzt 268 Hektar über ein Netz von Wanderwegen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden erkunden. Dabei gibt es bis zu 40 unterschiedliche Baumarten zu entdecken, darunter die Coccoloba pubescens, die in Antiguas beliebtesten traditionellen Gericht Ducana (Süßkartoffelknödel) verwendet wird. Eine weitere Besonderheit sind zahlreiche seltene Zugvögel, die hier Station machen.
Für die geführte, etwa zweieinhalbstündige Signal Hill Hike-Tour braucht man nur mäßig fit zu sein, auch wenn es zuweilen steil bergan geht. Ein Fernglas mitzunehmen lohnt sich in jedem Fall. Die Wanderung führt ins Inselinnere zu zwei spektakulären Aussichtspunkten. An einem klaren Tag kann man von der einen Aussicht bis zu den Inseln Redonda, Montserrat und Guadeloupe sehen. Der zweite Traumblick fällt auf Antiguas Hauptstadt St. John und den Hafen, auf den Mount Obama und die umliegenden Inseln mit 365-Grad-Panoramablick.
Das Wallings Nature Reserve wird von Mitarbeitern und Freiwilligen der John Hughes Community vollständig selbst verwaltet. Das bedeutet, dass alle Einnahmen aus dem Park-Eintritt und den geführten Touren die Kommune und den Naturpark unmittelbar unterstützen.
Great Bird Island liegt knapp drei Kilometer vor der nordöstlichen Küste von Antigua. Sie ist eine von mehreren unbewohnten, vorgelagerten Inseln, die Teil des Northeastern Marine Management Area sind, des größten Meeresreservats in Antigua. Mit nur 20 Hektar ist diese kleine Insel ein beliebter Tagesausflug für alle, die weiße Sandstrände und völlige Einsamkeit genießen möchten. Im Wasser tummeln sich eine Vielzahl tropischer Fische um farbenprächtige Korallen. Auf der Insel lassen sich exotische Vögel aus der Nähe beobachten.
Es lohnt sich, einen gut gefüllten Picknickkorb dabei zu haben und das Picknick mit toller Aussicht aufs Meer zu genießen. Vom Strand führt ein etwa fünfminütiger felsiger Pfad zu einem malerischen Aussichtspunkt. Von dort bietet sich ein Panoramablick über alle umliegenden Inseln dieses Meeresschutzgebietes.
Wer aufmerksam ins Gebüsch schaut, entdeckt vielleicht die harmlose und ungiftige Antigua-Schlanknatter - eine der seltensten Schlangenarten der Welt. Antigua Nature Tours bietet kleine Bootstouren zur Insel an, bei denen sich Aktivitäten wie Schnorcheln, Kajakfahren und leichte Wanderungen kombinieren lassen.
Charles in Charge ist ein lokales Unternehmen, das Insel-Safaris anbietet. Von den luftigen Stränden Antiguas am Atlantik über schroffe Klippen bis zur ruhigen, von Palmen gesäumten karibischen Küste reicht die Landschaft am Meer, während das Inselinnere wie ein grüner Korridor wirkt, durch den die Reise von einer Seite der Insel zur anderen geht.
Im Gegensatz zu sonst häufigen Safari-Touren in der Karibik gibt es auf Antigua und Barbuda keine voyeuristischen Besuche in Dörfern der Einheimischen. Stattdessen wird auf der Tour die Insel so erkundet, als würde man mit dem eigenen Auto fahren. Interessante Zwischenstopps bieten natürliche und historische Sehenswürdigkeiten und lokale Snacks am Straßenrand, wie beispielsweise die süße schwarze Antiguanische Ananas.
Die Devil's Bridge mit Blick auf den Atlantik an der Nordostspitze von Antigua ist eines der geologischen Wunder des Landes. Der schroffe Kalkstein am Steilufer wurde in Tausenden von Jahren auf natürliche Weise zu einer Art Bogen geformt.
Der ausgewiesene Nationalpark hat auch eine historische Bedeutung für die Insel. Devil's Bridge ist der Ort, an dem unzählige verzweifelte Westafrikaner in den Tod sprangen, um der Sklaverei auf einer der knapp 200 Zuckerrohrplantagen zu entkommen, die die Briten in Antigua angelegt hatten. Das Schauspiel der gewaltigen Wellen, die hoch über das felsige Steilufer krachen, lässt sich aus sicherer Entfernung gut beobachten.
Von der Verwüstung des Hurrikans Irma vor fast zwei Jahren ist Barbuda mittlerweile einigermaßen genesen. Die abgelegene Karibikinsel mit den 16 Kilometer langen Traumstränden, schillernd türkisblauem Wasser und faszinierender Tierwelt empfängt wieder Besucher. Jeder Dollar aus dem Tourismus trägt dazu bei, dass die Insel sich weiter von den Schäden saniert und erholt.
Auf der zauberhaften, kleinen Karibikinsel kann man bei einem Tagesausflug allerhand erleben. Kapitän George Jeffrey bietet geführte Bootsfahrten zum Vogelschutzgebiet nördlich der Codrington-Lagune. Tausende von Fregattvögeln nisten dort auf roten Mangrovenbüschen in der größten Fregattvogelkolonie in der Karibik. Im Two Foot Bay Nationalpark liegt die berühmte Indian Cave und lädt zur Höhlenforschung ein. Im wilden Westen lassen sich Kakteen bestaunen und riesige Felsen an Barbudas prähistorischer Ostküste. Der Princess Diana Beach wurde nach Lady Di benannt, die hier gerne Urlaub machte und ihren 50. Geburtstag feierte. Ruhiger geht es am River Beach zu, dort lassen sich beim Schnorcheln ganze Felder von rosa Muscheln bestaunen, die die Küste bedecken.
Fangfrischen Fisch und hausgemachte Cocktails bietet das Art Café, ein barbudisches Bistro in Familienbesitz, etwa anderthalb Kilometer außerhalb von Codrington Village. Am einfachsten lässt sich die Insel mit der Barbuda Express-Fähre erreichen, die täglich von Antigua nach Barbuda fährt. Sie legt am St. John's Harbour ab und verkehrt Montag bis Samstag um 8.30 Uhr (mittwochs um 6.00 Uhr) und kehrt bei schönem Wetter um 16.30 Uhr von Barbuda zurück. Über die Fähre lassen sich auch Inseltouren buchen. Alternativ kann man auch eine individuelle Tour zusammenstellen und die Insel per Mietwagen erkunden.
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Original-Artikel: Lebawit Girma/Lonely Planet international
Deutsche Fassung: Ines Wagner