FloridaSonne satt in Florida

© Kris Davidson
© Kris Davidson

Deswegen nennt man den Bundesstaat im Süden der USA auch Sunshine State. Entdecken Sie das Art-déco-Viertel in Miami Beach, hübsche Fischerdörfer und schneeweiße Strände. Und begegnen Sie den Alligatoren der Everglades.

Siesta Key

Am weißen Sandstrand faulenzen

In Florida einen öffentlichen Strand zu finden ist kein Problem. Allerdings befindet sich ein Teil der Küste in Privat­besitz, verschluckt von den mit Bougainvilleen überwucherten Mauern der Gated Communities, den abgeriegelten Wohnanlagen der Oberschicht. Aber natürlich gibt es immer noch genügend freie Plätze, an denen man sein Handtuch ausbreiten kann. Einer der schönsten ist der des Dorfes Siesta Key, das bei Sarasota auf einer vorgelagerten Insel liegt. Auf der Promenade trifft man entspannte Einheimische, die viel lieber Flip-Flops tragen als High Heels. Und am Siesta Key Beach leuchtet der puder­weiche, alabasterweiße Sand magisch in der Sonne. Wir übertreiben? Immerhin hat US-Strand-Papst „Dr. Beach“ – ein ehrwürdiger Professor namens Stephen Leatherman von der Florida International University – Siesta Key 2011 zum schönsten Strand Amerikas gekürt. Der Sand besteht hier nämlich zu 99 Prozent aus reinem weißem Quarz. Sogar im Sommer, wenn sich das smaragdgrüne Wasser im Golf von Mexiko auf 32 Grad aufheizt und die Sonne erbarmungslos vom Himmel brennt, wird es unter den Fußsohlen nie zu heiß. Pelikane dümpeln auf den heranrollenden Wellen, die hier an der ruhigen Westküste in Zentimetern statt in Metern gemessen werden. Auf dem Wasser ziehen Boote bunte Parasailing-­Schirme hinter sich her. Die überwiegend einheimischen Besucher und Einwohner von Siesta Key bevölkern den breiten Strand zu jeder Stunde des Tages. Am frühen Morgen kommen sie zum Yoga und Tai Chi, bei Sonnenuntergang wälzen sie sich beim Volleyball im Sand (es gibt acht Felder) und genießen bei Livemusik ein kaltes Bier und frische Tacos in der stets rappelvollen „Siesta Key Oyster Bar“ (skob.com). Tipp: Auf der Nachbarinsel Lido Key das „Mote Marine Laboratory“ besuchen (mote.org). In dem Forschungszentrum kann man frisch geschlüpfte Meeresschildkröten bestaunen und sich das spektakuläre Hai-Training angucken.

Aktuell hat „Dr. Beach“ übrigens noch drei weitere Traumstrände in Florida unter Amerikas Top 10 gewählt: den endlos langen St. George Island State Park im Nordwesten, den familienfreund­lichen Barefoot Beach Preserve County Park nördlich von Naples und den Bill Baggs Cape Florida State Park auf Key Biscayne. Wer Partyrummel sucht, steuert die Strände von Clearwater, Daytona, Panama City oder Fort Lauderdale an. Tipp: Ab dem 10. Oktober findet in Panama City das „World Paddle For The Planet Festival“ statt, ein Stand-up-Paddling-Wettbewerb samt Live- Konzerten, Barbecues und mehr.

Apalachicola

Das alte Fischerdorf und die Filmkulisse

Die meisten Reisenden kommen gar nicht so weit in den Norden. Die Einheimischen nennen die Gegend um Apalachicola da­her auch „die vergessene Küste“. Schade, denn der kleine entspannte Fischerort ist absolut einen Besuch wert. 1830 nach dem Vorbild des kolonialen Philadelphia erbaut, wirkt die Stadt mit ihren Grünflächen, gotischen Kirchen, Cottages und herrlichen Queen-Anne-Herrenhäusern wie ein Bild von Norman Rockwell. Ein Porträt des unverdorbenen Amerikas, bestechend authentisch in ei­nem Bundesstaat, der sich sonst eher für seine künstlichen Themenparks rühmt.

Bekannt ist Apalachicola aber vor allem wegen der leckeren Shrimps und der saftig-süßen Austern, die in der riesigen Salzwasserlagune vor der Stadt prächtig gedeihen. Der Austernzüchter TJ Ward sitzt an den Fischereidocks vor dem „13 Mile Brand Seafood“, dem Laden seiner Familie, und sagt: „Es ist erstaunlich, wir sind hier so weit ab von der Zivilisation. Zum nächsten ,Walmart‘ fahre ich mehr als eine Stunde. Aber unsere Austern und Shrimps verkaufen wir in ganz Amerika.“ Als die BP-Bohr­insel Deepwater Horizon 2010 im Golf von Mexiko in die Luft flog, verfehlte die Ölpest die großen Austernbänke knapp. „Der Golfstrom hat uns gerettet“, sagt TJ Ward. „Er fließt gut 65 Kilometer vor der Küste und treibt das Wasser von uns weg.“ Dass es in dem Ort heute noch so aussieht wie vor Jahrzehnten, hat auch etwas mit dem Traditionsbewusstsein der Bürger zu tun. Während der Ölpest seien sofort Bauunternehmer auf die Fischer zugekommen und wollten die Grund­stücke am Wasser kaufen, sagt TJ Ward. „Ich habe abgelehnt. Was sollte ich den Rest meines Lebens mit dem ganzen Geld machen? Mir gefällt das, was ich tue.“

Wer schon in der Gegend ist, sollte unbedingt das gut 150 Kilometer westlich gelegene Städtchen Seaside besuchen. Die 1981 künstlich entstandene Retortensiedlung mit ihren pastellfarbenen Häuschen und ihren äußerst freundlichen Bewohnern diente als Kulisse für den Film „Die Truman Show“, in dem ein junger Mann in einem unerträglich perfekten Städtchen lebt und nicht weiß, dass er die Hauptrolle in einer TV-Reality-Show spielt. Ein wirklich surreales Erlebnis.

Diese und weitere Reportagen finden Sie im Lonely Planet Traveller Magazin, Ausgabe September/Oktober 2013. 

Zum Magazin

Text: John A Vlahides & Olaf Heise

Das Wichtigste

Hinkommen

Die Lufthansa fliegt täglich ab Frankfurt a. M. nonstop nach Miami (lufthansa.de), Swiss (swiss.com) ab Zürich. Ab Wien fliegt man z. B. via Düsseldorf mit Air Berlin (airberlin.com).

Herumkommen

In South Beach sind Parkplätze Mangelware. Fahren Sie lieber Taxi oder mit dem DecoBike des Stadt-Radsystems (halbe Stunde ca. 3,30 €, decobike.com). Ein Auto erst für die Weiterfahrt mieten (ab ca. 20 € pro Tag, budget.com).

Mehr Infos

Umfangreich informiert der Lonely-Planet-Reiseführer „Florida“ (17,95 €). Weitere Tipps unter visitflorida.com.

Mehr Florida erleben

Welche Sehenswürdigkeiten Sie im Sonnenstaat sonst noch ansteuern sollten

Fort Lauderdale

Warum hinfahren?

Einst bekannt als Amerikas „Spring Break“-Hauptstadt, hat sich Fort Lauderdale zu Miamis kultivierterem Nachbarn gemausert, mit Alleen, Anwesen von Multimillionären und Luxus-Jachten, die auf den venezianisch anmutenden Kanälen entlangsegeln. Neben den schönen Stränden, an denen es jetzt viel ruhiger zugeht als zu deren Partyzeiten, gibt es tolle Ausstellungen im „Museum for Contemporary Art“ und dem „Museum for Discovery and Science“. Wer gern auf dem Wasser reist, erkundet die Kanäle per Gondel. Abends können Sie ins Casino oder in den Saloon gehen, Salsastunden in einer Bar nehmen oder den Fang des Tages in einem der guten Fischrestaurants probieren (sunny.org).

Übernachten

Das „Lago Mart Resort“ hat riesige Zimmer, einen Spa, zwei Pools und einen Privatstrand. Tipp: Raum mit Meerblick nehmen (DZ ab ca. 145 €, lagomar.com).

Hinkommen

Von Miami fährt man 30 Minuten auf der I-95 nach Norden. Oder per „Tri-Rail Train“ 40 Minuten ab Miami (ca. 5 €, tri-rail.com).

Walt Disney World

Warum hinfahren?

Walt Disneys Traum war es, den glücklichsten Ort der Welt zu erschaffen. Das Ergebnis sind die vier Themenparks „Magic Kingdom“, die „Disney Hollywood Studios“, „Disney’s Animal Kingdom“ und „Epcot“. Mit fast 81 Quadratkilometern ist „Walt Disney World“ der größte Themenpark der Welt. Für Kinder ein Muss, obwohl es meist wahnsinnig voll ist. Am erträglichsten sind die Monate Januar, Februar, September, Oktober oder der frühe Dezember. Im Sommer sind die Wochenenden am wenigsten überfüllt, im restlichen Jahr genau umgekehrt. Tickets unbedingt vorher online kaufen! Nicht verpassen: den „Twilight Zone Tower of Terror“ in den „Hollywood Studios“ (Erwachsene ab ca. 103 €, disneyworld.disney.go.com, visitorlando.com).

Übernachten

Die „Wilderness Lodge“ im Park ist den Lodges der Nationalparks nachempfunden. Zimmer für 4 Personen ab ca. 250 €.

Hinkommen

Am besten mit dem Mietwagen. Etwa 4 Stunden dauert die Fahrt von Miami auf der FL 91 nach Norden.

St. Augustine

Warum hinfahren?

Die älteste europäische Siedlung der USA wurde 1565 von den Spaniern gegründet. Die Architektur ist noch erhalten, in den Kopfsteinpflaster-Gassen sieht man Pferdekutschen und Menschen in historischen Kostümen – keine Disney-Verkleidung, sondern normaler Alltagslook. Der Eroberer Juan Ponce de Léon entdeckte hier die „Quelle der Jugend“, einst die Attraktion des Ortes, wo man übel schmeckendes Schwefelwasser kosten kann. Hübsch: das „Lightner Museum“, früher ein prunkvolles Hotel des Eisenbahnmagnaten Henry Flagler. Ins Amerika des 18. Jahrhunderts taucht man im „Colonial Spanish Quarter Living History Village“ ein, wo man Handwerkern bei der Arbeit zusehen kann (ci.st-augustine.fl.us).

Übernachten

„Casa Monica“, erbaut 1888, ist ein Deluxe-Hotel, mit Zinnen, Bogengängen und Palmen. Man fühlt sich wie in einem maurischen Schloss (DZ ab ca. 133 €, casamonica.com).

Hinkommen

Von Miami ca. 5 Stunden auf der I-95 nach Norden fahren. Oder 1,5 Stunden ab Orlando.

nach oben