KalifornienSonne, Wildtiere, Landschaft - Big Sur hat immer Saison

Obwohl es auf dem 150 Kilometer langen Küstenabschnitt in Kalifornien jede Menge sehenswerte Strände gibt, hat Big Sur noch wesentlich mehr zu bieten.

 

Viele der schönsten Strände von Big Sur sind eigentlich kaum mehr als felsige Buchten. Zu bestimmten Zeiten des Jahres ist sogar die Sonne dank des berüchtigten Küstennebels in Nordkalifornien noch seltener zu sehen als erwartet. Trotzdem übt Big Sur eine enorme Anziehungskraft auf seine Besucher aus - und zwar das ganze Jahr über. 

 

Die größten Geschenke von Big Sur - Sonnenuntergänge, die zum Seufzen sind, und Ausblicke, die den gesamten Pazifik zu umfassen scheinen - variieren so stark im wechselnden Licht, dass Künstler und Fotografen wie der berühmte Ansel Adams sich hier ganz niederließen, um sie in allen Facetten zu erleben und zu dokumentieren. Kein Wunder also, dass Besucher immer wieder gern zurückkehren, um diesen schroffen Außenposten in all seiner jahreszeitlichen Pracht zu erkunden.

 

Mit diesem kleinen Leitfaden durch die Jahreszeiten lässt sich eines der faszinierendsten Reiseziele Kaliforniens von seinen schönsten Seiten erleben.

 

Prächtige Farben: Herbst in Big Sur

Der Mangel an Niederschlägen lässt die kalifornischen Hügel im Sommer golden erscheinen. Daher ist die Farbpalette von Big Sur zu Beginn des Herbstes bereits ziemlich bunt: das Weinrot der Madrones, das leuchtende Gelb der Sycamores und das Rostrot der Gifteichen überlagern sich mit einem Hauch von Ocker. Im Kontrast dazu stehen das Graugrün der Zypressen und das Smaragdgrün der Kiefern. Besucher kommen in den Genuss einer Studie dieser Kontraste, die vielleicht auf den ersten Blick weniger auffällig scheinen als die berühmten Espen in den Sierras, aber nicht weniger spektakulär.

 

Der Hauptgrund, Big Sur im Herbst zu besuchen, ist jedoch, dass die Jahreszeit in vielerlei Hinsicht eine Fortsetzung des Sommers ist - nur ohne die Menschenmassen. Das beste Wetter in Nordkalifornien herrscht im September und Oktober, wenn die sonnigen Tage bis in die Abendstunden andauern, ohne dass der Küstennebel aufzieht, der sich in der Regel bald nach dem Labor Day - jeweils am ersten Montag im September - bereits aufgelöst hat. Da die Campingplätze dann weniger überfüllt sind, lassen sich die noch langen Tage und die brillanten Sonnenuntergänge herrlich genießen, ohne dass man sich frühzeitig des grauen Nebels wegen in einen Schlafsack einwickeln muss.

 

Sturmsaison: Winter in Big Sur

Die Gezeiten stehen zu jeder Jahreszeit im Mittelpunkt des landschaftlichen Spektakels von Big Sur. Sie ziehen sich zurück, um die Unterwasserwelten der Gezeitentümpel zu enthüllen und donnern wieder herein, um gegen die Felsen zu prallen, zu tosen und zu schäumen. Jeden Winter heben die Gezeiten dieses Naturschauspiel auf ein neues Niveau: Sie erreichen einen Höchststand von mindestens drei Metern, verschieben die Strände und streuen riesige Baumstämme und andere Ablagerungen in den Sand. Das Phänomen, das in der Nähe der Winter- und Sommersonnenwende auftritt  - wenn Sonne und Mond so ausgerichtet sind, dass sie die stärkste Anziehungskraft ausüben - führt auch zu extrem niedrigen Gezeiten. Die sogenannten Minus-Gezeiten locken Strandbesucher an, um Felsen und Riffe zu erkunden, die voller Meereslebewesen sind, welche normalerweise unter Wasser leben.

 

Einige der besten Strände zum Tidepooling sind der Pfeiffer und der Garrapata State Park, während es nirgendwo einen besseren Ort zum Beobachten der Brandung gibt als Partington Cove. 

 

Die Gezeiten sind aber nicht die einzige Attraktion. Auch das Beobachten der dramatischen Stürme ist im Winter sehr beliebt. Was gibt es Schöneres, als sich mit einem Becher heißer Schokolade vor dem Glasfenster des Ventana Big Sur, des Post Ranch Inn, des Treebones oder eines anderen Unterschlupfs in Big Sur einzukuscheln und zu beobachten, wie die Sturmwolken über den Pazifik ziehen? Das Point Sur Lighthouse bietet einen besonders spektakulären Aussichtspunkt, von dem aus man das Meer auf drei Seiten sehen kann.

 

Wildblumen und Wasserfälle: Frühling in Big Sur

Die Wildblumensaison in Big Sur ist ein bisschen wie der kalifornische Goldrausch: Die Menschen strömen von weit her, um ihren Schatz zu suchen und jeder hat einen sorgfältig gehüteten Geheimplatz. Aber auch ohne spezielle Geheimtipps werden Wanderer schnell fündig, denn die besten Touren in Big Sur führen schlichtweg durch blühende Felder und Wälder. Es lohnt, sich bei den Parkrangern nach den schönsten Plätzen während der Hauptblütezeiten zu erkundigen. 

 

Bäche und Flüsse, die durch die Regenfälle des Winters aufgefüllt wurden, sorgen für größere Wasserfälle. Besonders beliebt sind die McWay Falls im Julia Pfeiffer Burns State Park und die Pfeiffer Falls im Pfeiffer Big Sur State Park. 

 

Auch Whale Watching gehört zum Tagesprogramm in Big Sur. Im Frühjahr ist Hochsaison für die Walbeobachtungen. Dann ziehen die kalifornischen Grauwale, die in den Walaufzuchtstationen der Baja California überwintert haben, mit ihren Jungen im Schlepptau wieder Richtung Norden. Begeistert schrieb der Schriftsteller Richard Brautigan in seinem 1965 erschienenen Roman "Ein konföderierter General aus Big Sur": 

 

"Heute Morgen sah ich einen Kojoten durch die Salbeibüsche laufen, direkt am Rande des Ozeans - nächster Halt China. Der Kojote verhielt sich so, als wäre er in New Mexico oder Wyoming, nur dass unter ihm Wale vorbei zogen. Das ist es, was dieses Land für dich tut. Komm nach Big Sur und gönnen deiner Seele etwas Raum.”

 

Hochsaison: Sommer in Big Sur

Der Roadtrip  hat im Sommer in den Vereinigten Staaten Tradition und der Highway 1 durch Big Sur ist eine der landschaftlich reizvollsten Strecken des Landes. Kein Wunder also, dass an der kalifornischen Zentralküste im Sommer Hochsaison ist. Das bedeutet, dass insbesondere die besten Foto- und Aussichtspunkte gut frequentiert sind und dass man an beliebten Stränden und Parks nur schwer einen Parkplatz findet. Es bedeutet aber zugleich auch, dass alle Restaurants, Bäckereien, Geschäfte und Galerien in Big Sur geöffnet und gut bestückt sind und dass sich die gesamte Strecke in einer festlichen Atmosphäre präsentiert. 

 

Der Sommer ist somit die Zeit, in der es entlang der gesamten Küste ziemlich lebhaft zugeht. Man sieht immer wieder kleine Menschenansammlungen, die sich um einen Ranger scharen, der einen Vortrag hält oder um einen Naturforscher, der auf einen nistenden Vogel hinweist. 

 

Im Big Sur River Inn gibt es im Sommer jeden Sonntag Live-Musik und Barbecue direkt aus dem Smoker. In Fernwood Big Sur finden ebenfalls regelmäßig Live-Musikkonzerte statt. Auch der Veranstaltungskalender der Henry Miller Memorial Library füllt sich an den Wochenenden schnell mit Konzerten, Lesungen und anderen künstlerischen Veranstaltungen.

 

Die Highlights der Monate im Einzelnen

Januar - Februar

Zwischen Dezember und Februar wandern die kalifornischen Grauwale in Richtung Süden nach Baja, wo die Mütter ihre Jungen zur Welt bringen. Auf dem Weg nach Norden sind sie zwar etwas leichter zu entdecken, da sie sich mit ihren Jungen an der Küste entlang bewegen, aber auch auf umgekehrter Route lohnt es sich. Die besten Chancen Wale zu sehen hat man am Point Sur und von anderen Aussichtspunkten aus. An den Wochenenden im Januar und Februar stehen Ranger mit Ferngläsern am Mile Marker 37, eine Meile nördlich des Julia Pfeiffer Burns State Park, um Besucher beim Aufspüren wandernder kalifornischer Grauwale und aufsteigender Kondore am Vista Point zu unterstützen. Auch ein Besuch der Seeelefanten-Kolonie in Piedras Blancas lohnt sich, hier lassen sich die Mütter bei der Geburt und beim Säugen ihrer Jungen beobachten.

 

Eingefleischte Mykologen und Pilzsammler kommen in den feuchten Monaten nach Big Sur, um beim Big Sur Foragers Festival auf die Suche nach Bonbonkappen, Glibberpilzen und anderen farbenfrohen einheimischen Pilzen zu gehen. Diese dreitägige Veranstaltung findet an verschiedenen Orten statt und umfasst auch das "Fungus Face-Off", bei dem einheimische Köche um die Zubereitung seltener Pilz-Köstlichkeiten wetteifern - alles im Namen der Wohltätigkeit zugunsten des Big Sur Health Center.

 

März - April

Im zeitigen Frühjahr erreicht die Saison zur Walbeobachtung ihren Höhepunkt, wenn die wandernden kalifornischen Grauwale in Küstennähe kommen und die Mütter ihren Neugeborenen beibringen, wie man schwimmt und nach Nahrung sucht. Auch Seeotterwelpen werden im Februar und März geboren. Es lohnt sich, im Hafen von Morro Bay Ausschau nach verspielten Familienverbänden zu halten.

 

Die Point Sur Light Station wird im März für die Saison geöffnet und an den Wochenenden werden geführte Touren angeboten.

 

Mai - Juni

Mit dem Beginn der Hochsaison startet das von Rangern geleitete Lagerfeuerprogramm im Pfeiffer Big Sur State Park. An den Wochenenden finden abends im Amphitheater des Campingplatzes familienorientierte Vorträge und Filmabende statt. 

 

Vom Memorial Day bis zum Labor Day veranstaltet der Pfeiffer Big Sur State Park jeweils samstags ein Junior-Ranger-Programm mit geführten Naturwanderungen und Vorträgen, die auf unterschiedliche Altersgruppen zugeschnitten sind. 

 

Die Henry Miller Memorial Library veranstaltet an den Wochenenden im Sommer und Frühherbst Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen. Auf der Website der Organisation ist nicht immer das gesamte Musikprogramm aufgeführt, aber Eventbrite führt die aktuellen Konzerttermine. Ab Mai gibt es zudem jeden Sonntag Live-Musik im Big Sur River Inn.

 

Im Frühjahr wird die Walbeobachtung in Big Sur noch aufregender, denn dann kommen die vom Aussterben bedrohten Buckelwale, die für ihre Possen bekannt sind, und lösen die eher ruhigen kalifornischen Grauwale ab. Auch die majestätischen Blauwale können manchmal vor der Küste von Big Sur oder vor der Monterey Bay gesichtet werden. Die Point Sur Light Station ist an den Wochenenden für geführte Touren geöffnet, die von ehrenamtlichen Guides angeboten werden.

 

Juli - August

An Sommerwochenenden bietet der Pfeiffer Big Sur State Park ein Lagerfeuerprogramm mit Vorträgen und Filmabenden, die von Rangern, Ökologen und Wildtierexperten veranstaltet werden. Alle Veranstaltungen finden im Amphitheater des Campingplatzes statt. Das Junior-Ranger-Programm im Pfeiffer Big Sur State Park bietet geführte Naturwanderungen und Vorträge. Die Veranstaltungen sind auf unterschiedliche  Altersgruppen zugeschnitten und finden samstags und sonntags statt. Auch die Point Sur Light Station bietet am Wochenende geführte Touren an.

 

In der Henry Miller Memorial Library finden im Sommer und Frühherbst an den Wochenenden Konzerte und andere Kulturprogramme statt. Im Big Sur River Inn gibt es weiterhin sonntags Live-Musik und im Fernwood Big Sur treten an den Wochenenden ebenfalls Live-Bands auf. 

 

September - Oktober

Hipnic, ein dreitägiges Musik- und Campingfestival, das von FolkYEAH organisiert wird, findet in Fernwood Big Sur statt. Sonntags gibt es bis Oktober im Big Sur River Inn Live-Musik. Auch in Fernwood Big Sur gibt es an den Wochenenden Live-Musik.

 

November - Dezember

In der Henry Miller Memorial Library finden den ganzen Winter über Musikveranstaltungen statt, die meisten davon sind Pendelveranstaltungen, die von FolkYEAH organisiert werden. 

 

Die ideale Zeit, die imposanten Seeelefanten zu beobachten, beginnt mit der Ankunft der männlichen Robben in der Piedras Blancas Rookery im November.

 

Lonely Planet Reiseführer Kalifornien

Der Küstenstaat im Westen der USA hat noch viele Sehenswürdigkeiten zu bieten, die unser Reiseführer zeigt. Schau ihn dir doch hier einmal an.

 

Text: Melanie Haiken/Lonely Planet International

Deutsche Bearbeitung: Ines Wagner

 

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