Einen der spektakulärsten Nationalparks in den Staaten bereisen und dabei etwas für die Nachhaltigkeit tun? Ja, das geht. Und zwar so.
Der Yellowstone-Nationalpark in den Rocky Mountains ist der zweitbeliebteste Nationalpark der Vereinigten Staaten mit mehr als vier Millionen Besuchern pro Jahr. Allein in den letzten zehn Jahren ist das ein Plus von satten 35 Prozent. Hin- und hergerissen zwischen Rekordnachfrage und einem Budgetloch von mehreren Milliarden Dollar, steht der National Park Service vor schwierigen Fragen zur Nachhaltigkeit. Steigen die Besucherzahlen weiterhin derart rasant, muss die tägliche Anzahl der anreisenden Fahrzeuge möglicherweise reglementiert werden.
Als Reaktion darauf haben der Yellowstone-Nationalpark und sein Hauptbetreiber, die Yellowstone-Nationalpark-Lodges, in den letzten Jahren große Schritte unternommen, um den massenhaften Besucheranstieg zu bewältigen - aber nachhaltig. Jeder, der den Nationalpark besucht, ist eingeladen, einen Beitrag zu leisten, indem er die angebotenen Projekte unterstützt. Das Beste daran: Seinen Besuch nachhaltig zu gestalten wird auch finanziell belohnt.
Die Besucher von Yellowstone zu ernähren, ist eine Mammutaufgabe, bei der Mammutabfälle entstehen. Die Betreiber des Parks tragen ihren Teil dazu bei, mehr als 50 Prozent des Abfalls zu recyceln oder zu kompostieren und die Restaurants styropor- und plastikfrei zu betreiben. Dabei wird auch mit regionalen Farmen und Lebensmittelproduzenten zusammengearbeitet, die einen Großteil der benötigten Lebensmittel für die Restaurants liefern.
Wer als Besucher folgende Tipps berücksichtigt, unterstützt die Nachhaltigkeit:
Lokales Craft Bier trinken: Die leeren Bierflaschen der lokalen Produzenten werden recycelt. Das betrifft sowohl die Flaschen der Bayern-Brauerei von Montana wie Bent Nail IPA von Red Lodge und Old Faithful Pale Ale von Grand Teton Brewing. In den Lodges Old Faithful Inn, in der Canyon Bar und in der Lake Lodge Bar werden die Flaschen zurückgenommen.
Wiederverwendbare Kaffeetassen: Für 1,95 US-Dollar kann man eine coole Yellowstone-Kaffeetasse kaufen. Dazu gibt es 25 Prozent Rabatt auf jeden Kaffee (fair gehandelt) in den Restaurants und Cafeterien des Parks. Nach einer Woche spätestens hat man das Geld wieder drin und dazu ein halbes Dutzend Pappbecher gespart.
Kompostierbares Besteck: Die Messer und Gabeln in den Restaurants des Parks sind biologisch abbaubar, ebenso wie die To-Go-Kartons, Servietten und Becher. Deshalb werden sie im Kompost entsorgt und sollten nicht im Müll landen.
Wein trinken: Einige Bars im Park bieten Wein vom Fass an, damit wird Verpackung gespart und auch der Transport ist nachhaltiger.
Lokal essen: Mehr als 60 Prozent der Parkmenüs stammen von lokalen oder Bio-Produzenten, vom Bio-Montana-Lamm und grasgefütterten Bison bis zu lokal destillierten Wyoming-Spirituosen. Produkte aus der Region bedeuten geringere Transportwege, frischere Warel und Unterstützung nachhaltiger Genossenschaften. Das Symbol des grünen Blattes auf den Parkmenüs zeigt euch die nachhaltigen Produkten und liefert Informationen zu den Produzenten. Vegetarische Gerichte, beispielsweise der Ziegenkäsesalat aus Montana, weisen den geringsten CO2-Fußabdruck auf.
Besucherrekord bedeutet leider auch Rekordverbrauch. Das sind beispielsweise allein mehr als 1.700 Rollen Toilettenpapier pro Tag. Die nachhaltigen Ansätze in den Yellowstone Park Lodges reichen von großen Projekten (die neuen Canyon Lodges sind LEED-zertifiziert) bis hin zu kleinen Gesten (Reduktion der Plastikfolie auf den schönen, bärenförmigen Seifen). In der Zwischenzeit werden auch die Lampen im Park allmählich mit Leuchtmittel geringerer Leistung ersetzt, die das Licht nur nach unten lenken, Energie sparen und den Blick auf den dunklen Himmel verbessern.
Kleinerer ökologischer Fußabdruck: Nachhaltigkeit wird belohnt. Wer bei einem Aufenthalt von mehr als einer Nacht auf die Reinigung verzichtet, spart 5 US-Dollar. Rund die Hälfte der Gäste nutzt bereits das Angebot und spart jährlich etwa 1 Million Liter Wasser und 150.000 kWh Strom.
Weniger Abfall produzieren: Mehrere Parkrestaurants bieten kleinere Portionen für einen Sparpreis an, um den Abfall an Lebensmitteln zu minimieren. Strohhalme werden nur auf Anfrage herausgegeben.
Eigene Wasserflasche mitbringen: Die Yellowstone National Park Lodges verkaufen als erste keine Einweg-Plastikflaschen mehr, die Yellowstone General Stores werden vermutlich bald nachziehen. Rund um die Infrastruktur im Park wurden Dutzende von Wasserstationen eingerichtet, sodass das Auffüllen von Flaschen vierlerorts einfach möglich ist. Wer unbedingt Wasser kaufen muss, wählt leicht recyclebare Dosen statt Plastikflaschen.
Bärenspray und Propangaskanister weitergeben: Wer im Hinterland von Yellowstone wandert, sollte sicherheitshalber Bärenspray mit sich führen, das im Ernstfall vor Angriffen schützt. In den wenigsten Fällen wird es jedoch gebraucht und fast nie wird es mit nach Hause genommen. Die Lösung: Jedes Backcountry-Büro nimmt die Sprays entgegen und auch auf dem Flughafen von Bozeman kann man die Dosen abgeben. Einen Propangaskanister, den man nicht mehr braucht, kann man auf einem beliebigen Parkcampingplatz abgeben.
Kürzer duschen: Wenn jeder Yellowstone-Gast seine Dusche auf fünf Minuten beschränkte, würde der Park jährlich 11 Millionen Liter Wasser sparen. Das ist wichtig, weil der Klimawandel die Schneedecke in Yellowstone bereits langfristig spürbar beeinflusst. Es gibt im Schnitt bereits 30 Tage weniger Schnee pro Jahr und 60 bis 80 Tage weniger, an denen die Temperatur unter den Gefrierpunkt sinkt als noch vor 50 Jahren.
Elektrofahrzeuge: Obgleich die Wyoming-Pickups cool aussehen, ist die nachhaltigere Lösung ein Elektroauto. Es gibt inzwischen Ladestationen in Mammoth, Canyon, Old Faithful Lodge, Lake Hotel, Grant Village und dem Yellowstone Forever-Laden in Gardiner sowie in den Gemeinden West Yellowstone, Jackson und Cody.
Ein nachhaltiger Parkbesucher zu sein bedeutet nicht, auf jeden Spaß zu verzichten. Das Fischen gehört sicherlich zu den besten Erlebnissen dazu. Eingeschleppte, invasive Fischarten sind in Yellowstone mittlerweile ein ernstes Problem. Keine ist problematischer als die Seeforelle, welche die endemischen Cutthroat-Forelle seit ihrer illegalen Einführung in den 1980er Jahren stetig dezimiert. Wer eine dieser Forellen fängt, ausnimmt und sie auf Eis in den Lake Yellowstone Dining Room oder in die Lake Lodge Cafeteria bringt, macht sich Freunde in der Küche. Dort wird sie zubereitet und mit Beilagen serviert - und ein ermäßigter Preis für die Mahlzeit berechnet. Jede gefangene Seeforelle rettet 45 heimische Cutthroat-Forellen pro Jahr. Niemals hat das Richtige so gut geschmeckt und sich so gut angefühlt.
Den besonderen Kick auch - aber nicht nur - für Gruppenreisende findest du in unserem Buch "Der beste Moment deines Lebens". Schau es dir doch hier einmal an.
Original-Artikel: Bradley Mayhew/Lonely Planet international
Deutsche Fassung: Ines Wagner