Es gibt viele Namen für das geheimnisvolle, magisch wirkende Phänomen am nördlichen Himmel: Polarlicht, Aurora, Nordlichter. Wir sagen, von wo aus sie am besten zu sehen sind.
In den nördlichen Ländern sind Polarlichter mit ihren farbig leuchtenden Schleiern die große Attraktion des Winters. Nicht selten strahlen sie in Gelb, Grün, Blau und sogar in Rottönen. Nordlichter, Polarlichter, wissenschaftlich Aurora borealis genannt, wirken wie von einer Zauberhand über den Himmel gemalt.
Früher deuteten die Menschen auf der Nordhalbkugel die unheimlichen Lichterscheinungen als Unglücksboten. Sie sahen in ihnen Zeichen der Götter oder die tanzenden Seelen der Toten. Auch wenn sich das Phänomen heute wissenschaftlich erklären lässt, haben die imposanten Lichterscheinungen nichts von ihrer Faszination eingebüßt.
Die Erklärung der Erscheinungen ist einfach: Geladene Teilchen, darunter der sogenannte Sonnenwind, treffen auf die Erdatmosphäre und bringen Luftmoleküle zum Fluoreszieren - der Himmel leuchtet in schillernden Farben. Je näher am Magnetpol der Erde, desto häufiger und ausgefallener sind die Lichtphänomene. Nicht nur die Farb-, auch die Formenvielfalt der Lichter ist verblüffend. Sie wirken wie Fabelwesen aus einem Fantasy-Roman, unheimlich und anziehend zugleich.
Mit eigenen Augen dieses ungeheure Naturphänomen zu sehen, gehört sicherlich zu den eindrücklichsten Erfahrungen im Leben. Wir haben sieben Orte Europas und Nordamerikas zusammengestellt, von denen aus du im Winter die schönsten Polarlichter sehen kannst.
Die Norweger sind das glücklichste Volk der Welt, stellt der "World Happiness Report" 2017 fest. Vielleicht liegt es auch an den magischen Lichtphänomenen. Man kann sie besonders schön vom Kjell Hendriksen Observatorium in Spitzbergen aus sehen, das eine Nordlichtprognose veröffentlicht. Auch Tromsø ist ein guter Ausgangspunkt, die Himmelsspektakel zu beobachten. Im Januar und Februar finden dort die bunten Nordlichtfeste statt. Tromsøs Wahrzeichen ist die berühmte Eismeerkathedrale, deren Besuch sich lohnt. Eine Insel-Hopping-Tour entlang der Lofoten ist während der Polarlichtperiode ein unvergessliches Erlebnis.
Die Einheimischen nennen ihre Hauptstadt gern liebevoll "Nuuk York", auch wenn der Einwohneranteil nur ein Prozent des echten New York ausmacht. Wo sonst, wenn nicht im am dünnsten besiedelten Land, von der Antarktis mal abgesehen, kann man inmitten von Straßenbeleuchtungen Polarlichter sehen? Das weiter nördlich gelegene Ilulissat bietet Hundeschlittentouren zur UNESCO-Weltnaturerbestätte, dem Ilulissat-Eisfjord. Mit ein bisschen Glück entstehen dort Fotos, auf dem Eisberge, Nordlichter und Schlittenhunde zugleich verewigt sind.
Für viele Nordlichtfans gilt Island als das Land mit den meisten Polarlichtnächten Europas. Da man Nordlichter in bis zu 200 Kilometer Entfernung sieht, kann man das Himmelsleuchten in Island eigentlich von überall her beobachten. Der unweit von Reyjkavik gelegene Nationalpark Thingvellir ist auch tagsüber wegen seiner geologischen Besonderheiten empfehlenswert. Nachts bietet er den Nordlichtern eine eindrucksvolle Kulisse. Fährt man hinaus aus Akureyri, das hoch im Norden am Polarkreis liegt, sind die Chancen ebenfalls groß, dass man beeindruckende Lichterscheinungen sieht.
Der Galloway Forest Park ist mit seinen 777 Quadratkilometern ein riesiges Gebiet bewaldeter Täler und Seen. Auch die höchsten Erhebungen in Südschottland liegen hier. Es gibt nur wenige Gebäude und kaum Lichtverschmutzung in diesem einzigen Lichtschutzgebiet Großbritanniens. Ausgezeichnet mit dem Dark-Sky-Status, bietet es perfekte Möglichkeiten, die Aurora zu beobachten. Ein weiterer Ausgangspunkt für die winterliche Himmelsschau sind die Shetland-Inseln. Sie liegen auf der gleichen Höhe wie Kamchatka in Russland und die Insel Nunivak in Alaska. Auch auf den Orkney Islands lassen sich mit etwas Glück Nordlichter beobachten. Besonders spektakulär sind Nordlichter bei einem der vielen Steinkreise, die Schottland bietet. Auf den Orkneys wäre das der Ring of Brodgar. Auf den westlichen Inseln, den Äußeren Hebriden, kann man mit etwas Glück die Nordlichter auch am schönsten Steinkreis namens "Calanais" erleben.
Auch in Irland auf der Inishowen-Halbinsel in der Grafschaft Donegal kann es passieren, dass der Himmel mit grünen, blauen, violetten Lichtbändern zum Leben erwacht. Der nördlichste Punkt Irlands ist ein Geheimtipp für Aurorajäger. Entlang der Küsten findet man ausgewiesene Sternenparks. Diese besonders dunklen Orte bieten Aussicht auf atemberaubende Sternenhimmel mit weit schweifenden Nordlichtern. Beeindruckend sind auch die Granitwände der Slieve League Cliffs am Atlantic Way. Sie zählen zu den höchsten Meeresklippen Europas. Neben den Lichterscheinungen sieht man abertausende von Meeresvögeln am klaren Winterhimmel.
Im größten und nördlichsten Bundesstaat der USA werden die Polarlichter "Northern Lights" oder Auroras genannt. Das außerhalb von Anchorage gelegene Eagle River Nature Center ist einer der beeindruckenden sowie lohnenswerten Plätze zur Beobachtung für die große Lichtershow. Dort kann man auch Sternenkunde-Kurse besuchen und mit Hundeschlitten in Richtung Polarkreis aufbrechen. Fairbanks befindet sich bereits in der Polarlichtzone. Die Lage bietet ein hervorragendes Gleichgewicht zwischen Auftreten, Häufigkeit und Aktivität der Lichter. Aber selbst am Knik River im südlichen Zentralalaska können Polarlichtshows in allen Farben und Formen beobachtet werden.
Yellowknife, die kleine Hauptstadt der kanadischen Nordwest-Territorien, wird oft als "Hauptstadt der Polarlichter" bezeichnet. Dort in den Territories sind die Polarlichter an rund 240 Tagen im Jahr zu sehen. Mit etwas Glück sichtet man in Churchill neben Polarlichtern auch Eisbären. Wenn der Blachford Lake im Winter tief zugefroren ist, kann man tagsüber Schlittschuh laufen und nachts die Aurora borealis aus einem mit Lagerfeuer beheizten Tipi beobachten. Großartiges Erlebnis ist auch hier eine Hundeschlittenfahrt unter der schönsten Lichtshow der Welt. Wie überall bei der Nordlichtschau gilt natürlich: Schön warm anziehen.
Einmal im Leben sollte man Polarlichter schon gesehen haben. Was du sonst noch Einmaliges auf dieser Welt erleben kannst, steht im Reiseführer "1000 einmalige Erlebnisse".
Schau ihn dir doch hier einmal an.
Text: Ines Wagner