Tropfsteine, unterirdische Seen und dunkle Stollen. In Europas Erde schlummert tief verborgen manch geheimnisvolle Höhle. Hier eine Auswahl zum Besichtigen.
Es ist gar nicht so sehr die Höhle selbst, als die Struktur, aus der sie gehauen ist: Die kleine Insel Staffa vor der Westküste Schottlands scheint aus sechseckigen Säulen konstruiert zu sein, auf deren Spitzen sich ein massives Dach wölbt. Fingal's Cave ist ein Einschnitt in diese Konstruktion, in dem das Meerwasser auf und ab wogt. Aussehen und Akustik der Höhle haben den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy dazu inspiriert, seine Ouvertüre "Die Hebriden" zu schreiben.
Besichtigen kann man die Höhle im Rahmen einer Bootstour, die meist von der Insel Mull startet. Mehr Info zu Staffa auf der Webseite des National Trust for Scotland.
Übrigens: Staffa ist eng verwandt mit einer anderen berühmten Sehenswürdigkeit, dem Giant's Causeway in Nordirland. Er ist im Beitrag zu den Küsten Europas beschrieben.
Weit vorgelagert in der Adria liegt die Insel Biševo auf Höhe der kroatischen Stadt Split. Auf der Ostseite dieser Insel befindet sich die blaue Grotte, oder auf Kroatisch: Modra špilja. Das Besondere an ihr: das blaue Licht. Denn einer der beiden Eingänge befindet sich unterhalb des Meeresspiegels. Die Sonne kurz vor Mittag lässt ihre Strahlen durch das Wasser in die Grotte wandern und beleuchten die Wände mit einem intensiven Blau. Taucht ein Besucher hingegen einen Gegenstand in das Wasser, verfärbt sich dieser silbern. Hinein kommt man in die blaue Grotte nur mit kleinen Booten.
Die slowenischen Höhlen nahe der Stadt Postojna bilden das zweitgrößte System an Tropfsteinhöhlen weltweit. Über 20 Kilometer davon sind für Besucher heute begehbar. Wegen ihrer Einzigartigkeit sind die Höhlen auch Teil des UNESCO-Welterbes.
Neun Kilometer davon entfernt findet sich eine weitere Höhle, die einzigartig ist. Denn in die Höhle hineingebaut steht eine mittelalterliche Burg, wie sie sich kein Fantasy-Autor hätte besser ausdenken können. Die Burg Predjama ist sogar als größte Höhlenburg der Welt im Guiness-Buch der Rekorde verzeichnet. Für den Burgherren war der Anschluss an die Höhle praktisch. Sie versorgte ihn mit Frischwasser, hielt Lebensmittel kühl und bot im Fall des Falles einen Fluchtweg durch unterirdische Gänge.
Besucher können von den rund acht Kilometern der Höhle immerhin 700 Meter besichtigen. Infos gibt es auf der Webseite.
Der Ort Porto Cristo im Osten Mallorcas ist eher für klassischen Strand-Tourismus bekannt. Doch im Inneren der mallorquinischen Erde, am Südende Porto Christos, verbirgt sich Wunderbares. Denn hier liegen die Drachenhöhlen, die Cuevas del Drach. Sie zeigen wunderschöne Tropfsteine. Doch der Clou an ihnen ist der unterirdische See namens Martel. Über 1,7 Kilometer tief geht das Höhlensystem in die Erde, darin dehnt sich der Llac Martel auf einer Länge von 177 Metern aus und widerspiegelt dabei die Schönheit der Tropfsteine.
Besucher erwartet hier nicht nur eine Bootsfahrt über den See. Die Höhle ist nämlich geschickt ausgeleuchtet. Die Akustik in der Drachenhöhle wird durch ein zehnminütiges Klassikkonzert zur Geltung gebracht, das bei jeder geführten Tour aufgeführt wird. Die Musiker befinden sich dabei ebenfalls auf Booten auf dem Llac Martel.
Weitere Infos auf Deutsch hier.
Der Wald hat ein Loch. Denn plötzlich tut sich auf der griechischen Insel Kefalonia der Boden auf und fällt 36 Meter ab. Das Loch ist unten gefüllt mit klarem Wasser, dass im Sonnenlicht türkisblau erstrahlt. Das ist die Höhle Melissani.
Die alten Griechen huldigten hier dem Hirtengott Pan, der für Wald und Natur zuständig war. Außerdem verehrten sie hier auch die Nymphen, die verschiedene Naturkräfte versinnbildlichen.
Besucher erreichen den See über einen Stollen und werden dann auf einem Ruderboot durch die beiden Kammern gefahren.
Als unsere Vorfahren vor rund 40.000 Jahren nach Europa kamen, hatten sie bereits Geschichten festzuhalten. Das taten sie auf beeindruckende Weise durch Höhlenmalerei. Wohl mit die schönsten dieser Wandzeichnungen finden sich in der Höhle von Lascaux bei Montignac in Frankreich. Wissenschaftler datierten ihre Entstehung auf die Zeit von vor 19.000 Jahren. Grund genug, dass die UNESCO die Höhlen zum Welterbe erhob.
Das wollten natürlich viele Menschen sehen und so öffnete man die Höhle für Besucher. Ein Fehler, wie sich herausstellte, denn durch die Öffnung kamen Sporen und Bakterien ins Innere. Schwarzer Schimmel bedrohte die Kunstwerke. Die Nachbildung dieser Höhle ist Lascaux II, doch auch diese bekam dasselbe Problem. Heute begehen Besucher im Internationalen Zentrum für parietale Kunst eine weitere Reproduktion der Höhle von Lascaux, die aber nicht minder lehrreich und interessant ist. Mehr Infos auf der Webseite.
Genug Tropfsteine gesehen? Wie wäre es dann mit der nächsten Stufe: Einer Höhle voller Eis. Die Eisriesenwelt bei Werfen in Österreich gilt mit ihrem Labyrinth von 40 Kilometern Länge als die größte Eishöhle der Welt. Da sie in den Alpen liegt und besondere Luftströmungen aufweist, bilden sich im Inneren gigantische Wände, Vorhänge oder Zapfen aus Eis, die das Licht blaugrün brechen. Einzigartig.
Allerdings ist der Besuch der Eiswelt mit Anstrengung verbunden. Zwar führt eine Seilbahn nach oben, doch muss mann spätestens bei der Führung im Inneren 134 Höhenmeter erklimmen und das bei meist unter Null Grad.
Mehr Infos auf der Webseite.
Der Besuch einer Höhle ist nur eine Möglichkeit, eine unvergessene Reise anzutreten. Mehr Tipps und Inspiriationen sind im Buch "Ultimative Reiseziele: Die Top-500-Liste von Lonely Planet" zu finden.
Schau es Dir doch hier einmal an.
Text: Stephan Goldmann