Das den ganzen Juli über stattfindende Festival Heiva i Tahiti ist den Tahitianern genauso wichtig wie den Brasilianern ihr Karneval und zieht riesige Menschenmassen an. Das Festival findet in der trockeneren und kühleren Jahreszeit statt, die vermutlich die beste Reisezeit ist. Reisende sollten jedoch beachten, daß die Maraamu-Winde aus dem Süden zwischen Juni und August wechselhaftes Wetter mit sich bringen können. Zwischen November und Mai wird es zunehmend wärmer und feuchter. Innerhalb der französischen Urlaubszeiten (Weihnachten bis Anfang Januar, Ende Februar bis Anfang März, Ostern, Anfang Mai, Juli bis August) kommen vielen Touristen auf die Inseln und es ist kann mitunter schwierig werden, einen Flug zu bekommen.
Die Missionare haben ihr Bestes getan um die traditionelle polynesische Kultur auszurotten indem sie die Tempel niederwalzten, Schnitzereien zerstörten, Tätowierungen verboten und den durch die Beschreibungen Bougainvilles in Europa bekannt gewordenen sinnlich-erotischen Tanz untersagten. Den Missionaren zufolge sollten die Polynesier Gottes Wort, vor allem aber ihren autokratischen Geboten folgen. Glücklicherweise haben viele Traditionen den Missionarseifer überlebt. In jüngster Zeit besinnt man sich immer mehr auf die alten Bräuche zurück und läßt das traditionelle Handwerk wieder auferstehen. Traditionelle Musikinstrumente sind Pahu und Toere (Trommeln) und eine merkwürdig geformte Flöte, die Vivo genannt wird. Nachdem Gitarren und Ukulelen ihren Weg auf die Inseln gefunden haben, entwickelten die Einheimischen einen ganz eigenen Musikstil, der zahlreiche Anleihen aus dem Countrybereich aufweist aber gleichzeitig den ganz speziellen Pazifiksound wiedergibt. Der Folkloretanz (Tamure) findet langsam wieder in die Gesellschaft zurück, dafür scheint aber leider die im gesamten Pazifik verbreitete Kunst des Tapa, der Herstellung von Borkenpapier und Stoff, völlig in Vergessenheit geraten zu sein.
Das Ambiente in Französisch Polynesien ist sehr relaxed. Selbst in den schicksten Restaurants ist Strandoutfit angesagt. Am Strand selbst fängt die Bekleidung oft erst unter dem Bauchnabel an. Zur Kirche geht man allerdings im züchtigsten Sonntagsstaat und der Sonntag wird als religiöser Feiertag streng geachtet. Zu einer polynesischen Familie gehören ebenfalls die Fetii, d.h. alle Cousins, Onkel und Tanten, auch im entferntesten Sinne. Die Familienzugehörigkeit erstreckt sich ebenfalls auf adoptierte Kinder, den Faaamu. Verwandte oder kinderlose Frauen halten es für selbstverständlich sich ebenso um die Kinder der anderen zu kümmern.
Essen in Französisch Polynesien ist ein multikulturelles Erlebnis ohnegleichen: traditionelle südpazifische Garmethoden und französische Gastronomie verbinden sich mit italienischen und chinesischen Einflüssen... Dies bekommt man nicht nur in den Eßtempeln zu spüren, sondern auch an jeder Straßenecke in den mobilen Imbiss-Ständen, die Les Roulottes genannt werden. Mahlzeiten werden noch immer in den im Pazifikraum typischen Erd-Öfen zubereitet: dafür wird ein Loch in Erde gegraben und der Grund wird mit Steinen bedeckt. Die Steine werden dann durch ein Feuer aufgeheizt. Das Essen wird in Bananenblätter eingewickelt, auf die heißen Steine gelegt und das Loch wird anschließend wieder mit Erde zugeschüttet. Die Zubereitung dauert mehrere Stunden. In Französisch Polynesien heißt dieser Ofen Ahimaa und die so bereitete Festmahlzeit Tamaaraa.
Französisch Polynesien umfasst 118 Inseln, die weit über den südpazifischen Ozean verstreut sind. Man unterscheidet fünf Inselgruppen: die Gesellschaftsinseln (Tahiti, Moorea, Bora Bora, Raiatea / Tahaa, Huahine), die Tuamotu-Inseln, die Marquesas-Inseln, die Austral-Inseln und die Gambier-Inseln. Nur sechs Inseln sind größer als 100 qkm und Hatutu, die nördlichste Insel, ist mehr als 2000 km von der südlichsten Insel Rapa entfernt. Das nächste Festland ist 5200 km westlich Australien, Südamerika liegt 6000 km östlich. Die nächste pazifische Inselgruppe sind die im Westen gelegenen Cook-Inseln.
Die Inseln sind teils Erhebungen vulkanischen Ursprungs, teils Korallenatolle. Die Vulkaninseln mit ihren wesentlich reichhaltigeren und fruchtbareren Böden weisen mehr Artenvielfalt auf als die Atolle. Die schönen tahitianischen Tiara-Blumenwachsen auf den Vulkaninseln im Überfluß. Sie werden zu Blumenkränzen gewunden oder im Haar getragen. Oft sieht man auch importierte Hibiskusse und Bougainvilleas, denen das fremde Klima zu bekommen scheint. Die meisten Tiere auf den Inseln wurden von den Einwandern mitgebracht, wie zum Beispiel die Wildschweine, Hühnervögel und halbzahmen Ziegen auf den Marquesas-Inseln oder die Schafe auf Tahiti, den Austral-Inseln und den Marquesas-Inseln. Man kann zudem kleine Geckos beobachten und sollte sich vor den Stacheln der großen Tausendfüßler in Acht nehmen. In Französisch Polynesien sind außerdem mehr als 100 Vogelarten zu Hause, darunter Seeschwalben, Sturm- und Fregattenvögel. Um sich ein Bild von der reichen und dichtbesiedelten Meeresfauna zu machen, reicht es schon einfach kurz mit dem Kopf unter Wasser zu tauchen.
Französisch Polynesien hat ein tropisches Klima mit zwei Jahreszeiten. Die Regenzeit dauert von November und April und hat Durchschnittstemperaturen von 27-30°C bei hoher Luftfeuchtigkeit, starken Regenfällen (75% des jährlichen Niederschlags) und heftigen stoßartigen Stürmen. In der Trockenzeit zwischen Mai und Oktober fällt wenig Regen. Die Luftfeuchtigkeit ist dann geringer und die Temperaturen sind kühler. Gelegentlich kommt es zu Windböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40-60km/h. Der Maraamu kommt während der Trockenzeit aus Richtung Südosten, der Toerau während der Regenzeit aus dem Norden-Nordosten.
Französisch Polynesien besitzt traumhafte Strände, Lagunen und den weiten Ozean. Die Wassersport- und Bademöglichkeiten stellen den Hauptanreiz für die meisten Besucher dar. Die Inseln sind ein wahres Mekka für passionierte Taucher: die Meeresflora und -fauna ist vielfältig und artenreich, das Wasser kristallklar und es gibt viele Tauchgründe, die auf der Welt ihresgleichen suchen. Die Pässe und Lagunen bei Rangiroa (Tuamotus) sind bei den Tauchern zu Recht legendär. Wem dies zu riskant erscheint kann auch beim Schnorcheln im Einmeterbereich einen faszinierenden Einblick in die bunte und lebhafte Unterwasserwelt gewinnen.
In Tahiti wurde das Surfen erfunden, beliebt sind vor allem die Breaks vor Papenoo, Punaauia, und Paea. Die anderen Inseln, insbesondere Huahine und Moorea, bieten Surfern regelmäßige Dünung in warmen und menschenleeren Gewässern. Zwischen Oktober und März kommt die Meeresströmung aus dem Norden, von April bis September bringt der Südwind starke Strömungen aus der Antarktis.
Trekker und Kletterer werden besonders auf den Vulkaninseln auf ihre Kosten kommen. In Papeete und anderen größeren Städten kann man aber auch Geländewagen mieten. Das Reiten ist auf den Marquesas-Inseln für viele Einheimische DAS Transportmittel schlechthin. Auf vielen Inseln gibt es für Pferdeliebhaber genug Hügel und Hochebenen um sich den Hintern wundzureiten. Viele Sportclubs bieten in Tahiti sogar Gleitschirmfliegen oder Paragliding an.
Französisch Polynesien ist von allen Erdteilen aus leicht erreichbar, es sei denn, man kommt aus der Pazifikgegend. Qantas, Air New Zealand, Air France, Aircalin, Corsair und AOM sind die wichtigsten Fluggesellschaften. Lan Chile verbindet Polynesien mit Südamerika, Hawaiian Air fliegt wöchentlich Honolulu und Tahiti an. Alle internationalen Flüge landen bis jetzt noch auf dem Flughafen Faaa in Papeete. Dies wird sich aber vermutlich bald ändern, da der Flughafen Nuku Hiva auf den Marquesas-Inseln mit Investitionen von mehr als 46 Mio. US-Dollar ausgebaut wird.
Französisch Polynesien ist ebenfalls ein beliebtes Ziel für Kreuzfahrten und Yachtbesitzer - wenn es noch an Besatzung fehlt wird auch angeheuert. Die Saison in diesem Teil des Pazifiks richtet sich nach dem Abfahrtshafen: Yachten verlassen die US-Küste im September oder Oktober und zwischen Januar und Anfang März. Aus Australien und Neuseeland kommen sie vorwiegend im März oder April, nachdem sich die Wirbelstürme gelegt haben.
Von einer Insel zur anderen kommt man per Boot oder Flugzeug. Einige abgelegenere Inseln sind allerdings nur schwer zu erreichen und die Verbindungen sind unregelmäßig. Die französische Regierung subventioniert den Luftverkehr, so daß die Flüge zwischen den Inselgruppen günstiger als erwartet ausfallen. Teuer wird es aber, wenn die Distanzen zwischen den Inselgruppen sehr weit sind. Bis auf einige kleine Chartergesellschaften werden Inlandsflüge von Air Tahiti und Air Moorea bedient.
Zwischen allen Inselgruppen bestehen regelmäßige Bootsverbindungen dank derer man bequem die ganze Region bereisen kann. Katamarane verbinden Tahiti und Moorea, der ultramoderne Ono-Ono Service bedient die restlichen Gesellschaftsinseln. Luxuskreuzfahrten werden auf der Wind Song, der Arunai und der Club Med 2 angeboten.
Auf Tahiti und den touristisch erschlossenen Inseln existiert ein billiges und zuverlässiges Nahverkehrsbussystem, das le truck genannt wird. Taxis gibt es zwar, aber sie sind unerschwinglich teuer. Mit Mietwagen oder Roller kann man die Inseln gut erkunden, für manche Wege im Landesinneren sollte man aber besser einen Geländewagen mieten. Auf den Marquesas-Inseln bewegen sich viele Einheimische und auch Touristen auf dem Pferderücken vorwärts.
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