Für hungrige Reisende mit knappem Geldbeutel gibt es in Seattle nichts Anziehenderes als den Pike Place Market. Der fast hundert Jahre alte Pike Place ist eine der größten Attraktionen der Stadt. Seine Berühmtheit verdankt der Marktplatz dem theatralischen Auftreten der Händler ebenso wie den Leckereien, die dort angeboten werden. Am beliebtesten sind die Haupt- und die Nordarkaden mit ihren kunstvoll angerichteten Obst- und Gemüseständen und auf Eis gestapeltem Frischfisch, Krebsen und Schalentieren. Am schönsten ist ein Besuch des Marktes an einem Vormittag in der Woche, wenn es nicht so voll ist. Dann kann man gemütlich schlendern, viele kleine Probehäppchen zu sich nehmen und mit etwas Glück vermeiden, einen fliegenden Fisch an den Kopf zu kriegen, denn die Fischhändler schleudern riesige Lachse mit atemberaubender Geschwindigkeit zwischen ihren Ständen hin und her!
Mehr als die Hälfte der Marktstände unter freiem Himmel sind mittlerweile dem einheimischen Kunsthandwerk gewidmet, während das ebenerdige Labyrinth des Marktplatzes Unmengen an winzigen Lädchen mit allem möglichen Schnickschnack beherbergt, von indianischen Gewürzen bis zu Zauberzubehör. In den Straßen in der Umgebung des Pike Place Market wimmelt es ebenso von kleinen Geschäften, darunter Lebensmittelgeschäfte aller Art, Blumenläden, Kunstgalerien und Souvenir-Shops. Der Pike Place Market liegt in der nordwestlichen Ecke der Innenstadt nicht weit vom Ufer entfernt.
Die Weltausstellung von 1962, auch als "Century 21 Exposition" bezeichnet, lockte fast 10 Millionen Besucher aus der ganzen Welt an, die einen Blick in die Zukunft nach Art von Seattle werfen wollten. Was von der ehemals futuristischen Enklave aus Messehallen und öffentlich zugänglichen Flächen noch erhalten ist, trägt heute die Bezeichnung Seattle Center. Man sollte nicht überrascht sein, wenn dieser Ort eher nostalgische Gefühle à la Raumschiff Orion wachruft als Gedanken an die Zukunft.
Kein anderes Wahrzeichen wird so sehr mit Seattle identifiziert wie die Space Needle, ein 180 m hoher, raketenförmiger Aussichtsturm mit Restaurant. In einer rasanten Fahrstuhlfahrt braust man in nur 41 Sekunden nach oben, und für das flaue Gefühl im Magen wird man mit einem atemberaubenden 360°-Rundblick entschädigt. Das 2,5 km lange Nahverkehrsexperiment mit der Bezeichnung Monorail ist ein weiteres Aushängeschild der Weltausstellung von 1962. Noch heute ist die Bahn ein unterhaltsames und häufig verkehrendes Transportmittel zwischen der Innenstadt und dem Seattle Center. Die Fahrt dauert nur etwa zwei Minuten.
Der Flag Pavilion & Plaza und der Springbrunnen International Fountain (wo Wasserstrahlen im Rhythmus einer Begleitmusik "tanzen") unterstreichen die kosmopolitische Ausrichtung der Weltausstellung. Das Seattle Opera House, in dem Oper, Symphonieorchester und Ballett beheimatet sind, das Pacific Science Center, zwei Sportarenen, ein Kindermuseum und der Vergnügungspark Fun Forest Amusement Park sind weitere Andenken an die Weltausstellung. Seattle Center liegt etwa 1,5 km nordwestlich des Stadtzentrums.
Der Campus der University of Washington befindet sich am Rand eines belebten Geschäftviertels mit der Bezeichnung "U District". Die Hauptstraßen des Viertels - University Way, im Volksmund "The Ave" genannt und NE 45th Street - sind voll mit billigen Restaurants und Cafés, Programmkinos und Studentenkneipen. Auch wenn die Gegend nicht mehr so sehr an die 60er Jahre erinnert wie in vergangenen Zeiten, ist hier nach wie vor jede Menge los.
"U Dub", wie die University of Washington genannt wird, ist ein lebhafter Ort, den es auf jeden Fall zu besichtigen lohnt. Das gilt besonders für den Sommer, wenn die Azaleen mit ihren rosa- und orangefarbenen Blüten den Campus in ein herrliches Farbenmeer tauchen. Das Burke Museum zeigt eine sehenswerte Sammlung von Dinosaurierskeletten, doch seine wahren Schätze sind die Gegenstände aus der indianischen Kultur, insbesondere die Sammlung von Zedernholzkanus und Totempfählen. Das Uni-Aushängeschild für die schönen Künste, Henry Art Gallery, zeigt einige der anspruchsvollsten Kunstwerke Seattles aus dem 20. Jahrhundert.
Unmittelbar südlich des Lake Washington-Kanals liegt das universitätseigene Washington Park Arboretum, ein 80 Hektar großes Gelände, das 5500 verschiedene Pflanzenarten, Gärten und einen sehr alten Baumbestand beherbergt. Am südlichen Rand des Arboretums liegt der Japanische Garten, eine Komposition aus Karpfenteichen, Wasserfällen und kunstvoll arrangierten Pflanzen. Im nördlichen Teil des Arboretums kann man sehr gut Vögel beobachten, Kanu fahren, fischen und schwimmen.
Der U District liegt 5 km nordöstlich der Innenstadt und ist mit dem Bus erreichbar.
Die in den Gehsteig eingelassenen Fußabdrücke aus Bronze am Broadway leiten zum Rumba oder Tango an (tatsächlich handelt es sich um ein Beispiel öffentlicher Kunstförderung), doch sieht man hier kaum jemanden das Tanzbein schwingen. Und vom ästhetischen Standpunkt aus gesehen war's das auch schon, was die Straßen in diesem Viertel zu bieten haben. Im Gegensatz zu den anderen Bezirken der Stadt lebt Capitol Hill von den Menschen, die sich hier aufhalten, und nicht von seinen Bauwerken. In diesem Bezirk, schon seit langem eine Oase der Subkultur und das schwule und lesbische Zentrum Seattles, sieht man wahrscheinlich mehr Nasenringe als irgendwo anders im amerikanischen Nordwesten. Capitol Hill versprüht ein einzigartiges Flair von Kreativität und Vitalität.
Die Hauptstraße des Viertels ist Broadway. Hier gibt es etliche Schnellrestaurants, Kneipen und Bistros mit interessanter Atmosphäre. Allerdings muss der regelmäßige Besucher angesichts der zahlreichen Schokoläden und Cafés darauf achten, seinen Zucker- und Koffeinkonsum einigermaßen in Grenzen zu halten. Wer seinen Genuss mit einer himmlischen Note noch weiter versüßen möchte, kann die Saint Marks Cathedral aufsuchen, wo ein Chor sonntagabends Gregorianische Gesänge anstimmt. Südlich des Broadway liegt der angesagte Pike/Pine Corridor, eine Szenehochburg mit Cafés ohne Sperrstunde, Live-Musik-Clubs und rauchigen Bars. Wer auf Nachtleben aus ist, findet hier eine der lebendigsten Szenen Seattles. Capitol Hill liegt etwa 2 km nordöstlich von Downtown und ist mit dem Bus vom Stadtzentrum aus zu erreichen.
Hinter dem Seattle Center erhebt sich Queen Anne Hill, ein Viertel mit majestätischen roten Ziegelbauten und Apartmenthäusern, schwungvollen, perfekt gepflegten Rasenflächen und herrlichen Ausblicken auf die Stadt und die Bucht. Queen Anne ist im Vergleich zu vielen anderen Vierteln eher ein Wohnbezirk, doch auch hier gibt es ein paar Cafés, angesagte Musikclubs und Entertainment nach traditioneller Seattler Art. Ein Besuch dieses Viertels lohnt sich vor allem wegen der fantastischen Ausblicke. Von der Aussichtsplattform an der Ecke 3rd Avenue/Highland Drive hat man den besten Blick, besonders bei Sonnenuntergang und bei Dunkelheit. Queen Anne Hill liegt 2 km nordwestlich von Downtown und verfügt über eine gute Busanbindung zum Stadtzentrum.