Seattle hat ihren schlechten Ruf als Regenhauptstadt nicht unbedingt verdient. Hier fallen in Wirklichkeit nur 970 mm Regen pro Jahr, womit Seattle deutlich hinter zahlreichen Städten im Mittleren Westen und im Osten des Landes rangiert. Wenn es allerdings um feuchtkaltes Wetter geht, können nur wenige Städte in den USA Seattle das Wasser reichen.
Da nur an 55 Tagen im Jahr die Sonne scheint, kann sich der oder die Reisende getrost auf einen trüben, nebligen, wolkenverhangen Himmel gefasst machen. Angesichts der alles durchdringenden Feuchtigkeit kommen einem die an sich gemäßigten Temperaturen (im Winter liegen die Höchsttemperaturen um 10 °C, im Sommer schwanken sie zwischen 25 und 30 °C) geradezu eisig vor. Am regnerischsten ist es zwischen November und April. Schnee ist eher selten, doch wenn es einmal schneit, hört es kaum wieder auf. Der Sommer, wenn die morgendlichen Wolken über dem Meer sich meist zum Nachmittag hin auflösen, ist die beste Jahreszeit für eine Reise nach Seattle. Im Frühjahr und Herbst wissen selbst die Einheimischen nicht, woran sie sind, denn oft wechseln sich Regen und Sonnenschein den ganzen Tag über ständig ab.
Die Bewohner der Stadt verbringen ihre Freizeit ausgesprochen gerne im Freien. Es ist sogar möglich, Wanderungen durch die Wildnis zu unternehmen, ohne die Stadt überhaupt zu verlassen. Die Landzunge Seward Park, die etwa 10 km südöstlich von Downtown in den Lake Washington ragt, wird von mehreren Kilometer langen Wanderwegen durchzogen. Sie führen durch die Restbestände uralter Wälder, die einst diese Gegend beherrschten. Noch ausgedehntere Wanderwege findet man in dem 210 Hektar großen Discovery Park, ca. 8 km nordwestlich der Innenstadt.
Am nördlichen Ende des Lake Washington in der Vorstadt Kenmore lädt der Burke-Gilman Trail, ein 20 km langer asphaltierter Weg, sowohl zum Wandern als auch zum Radfahren ein. Die Strecke folgt einer ehemaligen Eisenbahnlinie entlang den Ufern des Lake Union und des Lake Washington und bietet großartige Ausblicke. Der nahe gelegene Green Lake Park ist im Sommer sehr beliebt bei Schwimmern und Windsurfern. Auf den Wegen um den Green Lake sind häufig Jogger anzutreffen.
Bei schönem Wetter bietet der Lake Union gute Bedingungen zum Segeln und für Kajakfahrten in ruhigem Wasser oder im Wildwasser. Im Waterfront Activities Center auf dem Campus der University of Washington kann man Kanus und Ruderboote ausleihen.
In der Umgebung von Seattle gibt es mehrere Skigebiete. Der Stadt am nächsten gelegen sind die Hänge des Snoqualmie Pass und des Stevens Pass, etwa 125 km östlich von Seattle. Wer kein Fahrzeug hat oder die Autofahrt dorthin scheut, kann auch einen der Skibusse nehmen, die von verschiedenen Haltestationen im Großraum Seattle abfahren.
Seattles Flughafen, "Sea-Tac", ist der größte im Pazifischen Nordwesten und bietet täglich Flugverbindungen nach Europa, Asien und zahlreiche Ziele in ganz Nordamerika. Seattle ist außerdem eine Drehscheibe für kleinere regionale Fluggesellschaften und bietet häufige Flüge nach Portland und Vancouver.
Greyhound-Busse verbinden Seattle über den I-5 Richtung Süden mit Portland, Eugene und verschiedenen Zielen in Kalifornien sowie über den I-5 Richtung Norden mit Bellingham und Vancouver. Busse verkehren außerdem auf dem I-90 von Seattle nach Spokane und weiter durch das nördliche Idaho und Montana bis nach Chicago. Richtung British Columbia bietet die Buslinie Quick Shuttle tägliche Schnellverbindungen zwischen Seattle und Vancouver. Haltestellen befinden sich am Flughafen und an der "Travelodge" im Stadtzentrum.
Der Bahnhof King Street Station in Seattle ist Endstation zweier Amtrak-Eisenbahnlinien. Der Empire Builder führt Richtung Osten über Spokane bis nach Chicago, während der Coast Starlight zwischen Seattle und Los Angeles verkehrt, mit Zwischenstationen in Tacoma, Olympia, Portland, San Francisco und einigen Städten weiter südlich.
Die Fähren zu Zielen in Washington (Bremerton und Bainbridge Island) werden vom Bundesstaat betrieben. Reservierungen sind nur für Fahrzeuge möglich. Bei Fähren, die kanadische Gewässer durchqueren, sind Reservierungen ebenfalls zu empfehlen und können bei den jeweiligen Betreibern vorgenommen werden. Die Fähre Victoria Clipper (nur Personenbeförderung) fährt jeden Morgen vom Pier 69 in Seattle nach Victoria (British Columbia) ab und benötigt für die Strecke ca. zweieinhalb Stunden. Die billigere Victoria Line benötigt für dieselbe Route am Nachmittag zwei Stunden mehr. Reisende sollten sich darauf vorbereiten, bei der Ankunft vom kanadischen Zoll kontrolliert zu werden.
Die meisten großen Autovermietungen haben Außenstellen am Flughafen. Außerdem gibt es dort eine ganze Reihe Firmen, die Wohnmobile (RVs), Campingfahrzeuge und Motorräder vermieten.
Der Flughafen Sea-Tac liegt 21 km südlich der Stadt und ist über den I-5 zu erreichen. Der Airport Express von Gray Line und Shuttle Express bieten preisgünstige Transfers zu den größeren Hotel in Downtown Seattle. Taxis sind ebenfalls eine Möglichkeit, allerdings nicht so sehr für den schmaleren Geldbeutel. Wer lieber selbst fahren möchte, findet am Flughafen zahlreiche Autovermietungen.
Die Metro-Transit-Busse verkehren im gesamten Stadtgebiet, wobei die meisten Linien im Stadtzentrum über die 4th Avenue fahren oder durch den Bustunnel, der über fünf Eingänge in Innenstadtbereich verfügt. Im unmittelbaren Stadtzentrum sind alle Busfahrten zwischen der 6th Avenue und Waterfront sowie zwischen Jackson Street in Pioneer Square und Battery Street von 6 Uhr bis 7 Uhr kostenlos. Dabei ist zu beachten, dass Fahrten zum Seattle Center auf jeden Fall kostenpflichtig sind.
Die Seattle Trolley Tours eignen sich hervorragend zur Erkundung der Innenstadt. Fahrgäste können nach Belieben ein- und aussteigen, und die Fahrkarten gelten für den ganzen Tag. Zu den an den gelben Hinweistafeln erkennbaren Haltestellen zählen u.a. Space Needle, Pike Place, Waterfront, Pioneer Square, International District, Kingdome und Seattle Art Museum. Die Wagen fahren alle 30 Minuten ab.
Wer mit dem Auto nach Seattle fährt, kommt wahrscheinlich entweder über den I-5 oder über den I-90 in die Stadt. Es ist ratsam, die Verkehrsnachrichten zu hören, bevor man sich auf die Freeways wagt, denn in punkto Verkehrschaos wird Seattle wahrscheinlich nur noch von Los Angeles übertroffen. Außerdem gibt es in der Innenstadt von Seattle zahlreiche Einbahnstraßen, und das Parken kann durchaus zum Alptraum werden.
Für Ausflüge in die landschaftlich wundervolle Umgebung sind die Washington-State-Fähren ganz besonders zu empfehlen. Die Ausicht vom Puget Sound auf die Stadt ist erstklassig und machen die Fahrt an einem sonnigen Sommertag auf jeden Fall lohnenswert, auch wenn man gar kein bestimmtes Ziel hat. Die Fähren legen von den Piers am Ufer des Alaskan Way ab.