Verglichen mit anderen Hauptstädten der Welt macht Tunis eher den Eindruck einer größeren Provinzstadt. Die touristischen Sehenswürdigkeiten konzentrieren sich alle in der Medina und der kompakten Neustadt (ville nouvelle) und sind leicht zu Fuß zu erkunden.
Die Medina ist der alte, geschichtsträchtige Kern des modernen Tunis, in dem die orientalische Atmosphäre dieser Stadt am Besten zum Ausdruck kommt. Sie wurde im 7. Jahrhundert n.Chr. erbaut und verlor ihren Status als Dreh- und Angelpunkt erst, als die Franzosen Anfang des 20. Jahrhunderts ihre ville nouvelle errichteten. Eines der ältesten Gebäude der Medina, die Zitouna-Moschee, entstand im 9. Jahrhundert an der Stelle eines Vorgängerbaus aus dem 7. Jahrhundert. Für die zentrale Gebetshalle verwendete man 200 Säulen aus den Ruinen des römischen Karthago. Korrekt gekleidete Nicht-Muslime haben Zutritt bis zum Innenhof. Der Name des nahe gelegenen Souk Attarine -"Souk der Parfümhersteller"- erschließt sich durch die Nase; hier reiht sich ein Laden mit Duftseifen, wohlriechenden Ölen und sonstigen Ingredienzen an den anderen. Im Westen liegt die Moschee Youssef Dey, die erste in Tunis errichtete osmanische Moschee (1616). Im nahen Souk Berka verkauften muslimische Freibeuter einst Sklaven.
Das riesige Mausoleum Tourbet El Bey ist die Ruhestätte zahlreicher Beys, Prinzessinnen, Minister und Berater der Husseiniden, einer türkischen Dynastie, von der der Touristenführer interessante Geschichten zu erzählen weiß. Ein Stück weiter im Museum Dar Ben Abdallah befindet sich das Zentrum für Volkskunst und Traditionen, dessen Ausstellungsstücke vor dem Hintergrund dieses prächtigen Palastes beinahe verblassen. Hier steht auch das älteste Gebäude der Medina, das Dar el-Haddad. 1981 wurde die Medina von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt.
Die Straßen der Neustadt sind von alten französischen Häusern im Kolonialstil mit schmiedeeisernen Balkongittern und Fensterläden gesäumt, was ihr neben den vielen Straßencafés und Konditoreien eine ausgesprochen europäische Atmosphäre verleiht. Sehenswert ist auch die Kathedrale St. Vincent de Paul, die eine bunte Mischung unterschiedlicher Stile - von gotisch über byzantinisch bis zu nordafrikanisch - aufweist.
Ein absolutes Muss für jeden Tunis-Besucher ist das Bardo-Museum, das im ehemaligen Bardo-Palast, der offiziellen Residenz der Husseiniden-Beys, untergebracht ist. Seine verschiedenen Abteilungen präsentieren Sammlungen aus der karthagischen, römischen, frühchristlichen und arabisch-islamischen Zeit. In der römischen Sektion findet man eine der schönsten Kollektionen römischer Mosaiken und Statuen der Welt. Das Museum liegt etwa 4 km westlich des Stadtzentrums und ist mit dem Taxi oder der Metro gut zu erreichen.
Gemessen an Karthagos faszinierender Geschichte und seiner Bedeutung in der Antike wirken die Ruinen unerwartet bescheiden. Offensichtlich ließen die Römer nach der Eroberung keinen Stein auf dem anderen. Was heute noch zu sehen ist, sind hauptsächlich Überreste römischen Ursprungs. Es gibt sechs verschiedene Ausgrabungsstätten, die leider ziemlich weit voneinander entfernt liegen. Um den Besuchern die Besichtigung zu erleichtern, verkehrt von Tunis aus die Vorortbahn TGM, die mitten durch das Gelände führt; trotzdem bleiben einem längere Fußmärsche nicht erspart.
Vom Byrsa-Hügel aus kann man sich einen guten Überblick über die Stadt verschaffen. An seinem Fuß steht die Kathedrale St. Louis, die wegen ihrer riesigen Dimensionen schon von weitem zu sehen ist. Sie wurde 1890 von den Franzosen zu Ehren von König Ludwig IX. errichtet, der 1270 während des unglückseligen 8. Kreuzzugs in Karthago der Pest zum Opfer fiel. Die jahrelang ungenutzte Kathedrale wurde kürzlich restauriert und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Das große weiße Gebäude dahinter ist das Nationalmuseum, dessen ebenfalls neu renovierte Räume, vor allem die mit punischen Ausstellungsstücken, einen Besuch lohnen.
Das römische Amphitheater westlich des Byrsa-Hügels, etwa 15 Minuten zu Fuß vom Museum entfernt, soll einst eines der größten des Römischen Reichs gewesen sein. Heute sind von dem bedeutenden Bauwerk nur noch spärliche Reste zu sehen, da die meisten Steine im Laufe der Jahrhunderte für andere Bauten zweckentfremdet wurden. Die riesigen Zisternen nordöstlich des Amphitheaters stellten in römischen Zeiten die Wasserversorgung Karthagos sicher. Sie sind leider in ziemlich schlechtem Zustand und lohnen kaum den steilen Aufstieg durch dorniges Kakteengestrüpp.
Die Antoninus-Thermen liegen direkt am Meer und beeindrucken vor allem durch ihre Größe und ihre Lage. Das Quartier Magnon ist ein weiterer archäologischer Park am Meer, etwas südlich der Thermen. Bei jüngsten Grabungen wurde hier ein interessantes Wohnviertel entdeckt.
Die Kult- und Begräbnisstätte von Tophet, die bei ihrer Freilegung 1921 für großes Aufsehen sorgte, da es ansonsten kaum Relikte der Punier gibt, war Schauplatz von Zeremonien, bei denen man zur Besänftigung der Gottheiten Baal Hammon und Tanit die Kinder reicher karthagischer Familien opferte. Angesichts einiger von Unkraut überwachsener Steine kann man sich kaum mehr vorstellen, dass dieses Gräberfeld die Asche Hunderter ermordeter Kinder birgt.
Sidi Bou Saïd ist ein hübsches kleines Dorf hoch oben auf einer Klippe über dem Golf von Tunis, etwa 10 km nordöstlich der Hauptstadt. Die schmalen, kopfsteingepflasterten Gassen mit ihren alten Steintreppen laden zu einem Bummel ein, vorbei an blendend weißen Häusern mit ihren kunstvoll verzierten, tiefblauen Fenstergittern und den farbig umrahmten Toreingängen, die den Blick auf üppig mit Geranien und Bougainvilleas bewachsene Innenhöfe freigeben. Fast könnte man meinen, auf einer griechischen Insel gelandet zu sein.
Mittelpunkt des Orts ist die kleine gepflasterte Place Sidi Bou Saïd, die von Cafés, Süßwarenständen und Souvenirläden umgeben ist. Der Leuchtturm oberhalb von Sidi Bou Saïd steht auf den Fundamenten einer Festung aus dem 9. Jahrhundert. In der Nähe liegt ein winziger, relativ wenig besuchter Strand.
Diese fruchtbare Halbinsel ragt nordöstlich von Tunis wie ein Finger weit ins Mittelmeer hinaus. Geologen zufolge soll sie einst Teil einer Landverbindung nach Sizilien gewesen sein, die vor etwa 30 000 Jahren im Meer versank. Heute ist Cap Bon, vor allem seine Strände im Südosten rund um Hammamet und Nabeul, ein bei Pauschalurlaubern beliebtes Reiseziel.
Wer im Sommer durch die Straßen von Hammamet bummelt, trifft auf zehnmal so viele Touristen wie Einheimische; nur im Winter lässt der Ansturm der Fremden kurzzeitig etwas nach. Größte Attraktion der Stadt ist ihre Lage an einer weiten Sandbucht am nördlichen Ende des Golfs von Hammamet sowie ihre alte Medina. Die lebhafte Stadt mit Diskos, Restaurants und farbenprächtigen Geschäften bietet alles, was das Herz eines Urlaubers begehrt - außer Ruhe und Abgeschiedenheit.
Im Unterschied zu Hammamet verfügt die Nachbarstadt Nabeul auch über eine Reihe billiger Unterkünfte sowie den bestgeführten Campingplatz des Landes. Der Freitagsmarkt in Nabeul gehört zu den lebhaftesten Märkten ganz Tunesiens; wer auf der Suche nach Schnäppchen oder hochwertiger Ware ist, wird allerdings nicht fündig werden.
In Kelibia hat man den größten Teil des organisierten Tourismusrummels glücklich hinter sich gebracht. In dieser kleinen Stadt, die hauptsächlich vom Fischfang lebt, finden sich einige kleine Feriensiedlungen, Strände und ein mächtiges Fort aus dem 6. Jahrhundert, das den Hafen bewacht.
Auf halber Strecke zwischen Kelibia und El-Haouaria liegt die relativ unbekannte karthagische Ruinenstätte Kerkouane. Die Stadt wurde im 6. Jahrhundert v.Chr. gegründet, 300 Jahre später von den Römern zerstört und 1962 bei Ausgrabungen wieder entdeckt. Im Museum sind einige interessante Funde wie die "Prinzessin von Kerkouane", ein hölzerner Sarkophagdeckel mit dem geschnitzten Bildnis der Göttin Astarte, ausgestellt.
Das Städtchen El-Haouaria liegt direkt am Fuß der nordöstlichen Felsspitze des Cap Bon. Hauptattraktion des ruhigen Orts sind seine schönen Strände - vor allem bei Ras el-Drek - und die Römischen Steinbrüche an der Küste, 3 km westlich des Zentrums. Ein Großteil der für den Bau von Karthago verwendeten Steine stammt aus diesen bemerkenswerten Steinbrüchen mit ihrem gelben Sandstein. Da die Qualität der Steine an der Basis der Felsklippen höher war als an der Oberfläche, legte man unterirdische Schächte an, um die Steinblöcke aus dem Fels zu schlagen. Nach über 1000-jährigem Abbau ist schließlich das Höhlensystem entstanden, das heute besichtigt werden kann.
Die römischen Ruinen von Dougga, 105 km südwestlich von Tunis, gelten als die sehenswertesten und besterhaltenen ganz Tunesiens. Sie liegen in strategischer Position auf einem Felsplateau des Teversouk-Gebirges oberhalb des fruchtbaren Tals Oued Kalled. Bis 1950 war die Fundstätte bewohnt; um die Ausgrabungen zu ermöglichen, wurden die hier lebenden Menschen umgesiedelt.
In Dougga gibt es so viel Interessantes zu sehen, dass sich jeder, der nicht ausgesprochen knapp bei Kasse ist, einen Führer leisten sollte. Die erste Station des Rundgangs ist das 3500 Zuschauer fassende Theater, das ein reicher Bürger der Stadt 188 n.Chr. in den Felsen hauen ließ. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten findet vor seiner spektakulären Kulisse jedes Jahr im Juli und August das Dougga-Festival statt, bei dem hauptsächlich klassische Dramen zur Aufführung kommen. Gleich hinter dem Theater stößt man auf den Saturntempel, der auf den Fundamenten eines numidischen Baal-Tempels ruht. Südwestlich des Theaters führt ein gewundener Pfad hinunter zum Platz der Windrose, dessen Pflastersteine - in die die Namen der 12 Winde eingraviert wurden - wie ein großer Kompass angeordnet sind. Im Norden grenzt ein weiterer Tempel an den Platz, der Marktplatz liegt südlich und das Kapitol westlich von ihm.
Das Kapitol, eines der schönsten römischen Bauwerke Tunesiens, wurde im Jahr 166 n.Chr. erbaut. Sechs riesige korinthische Säulen tragen den etwa 8 m hohen First. Das erstaunlich gut erhaltene Fries zeigt den Kaiser Antonius Pius, den ein Adler in seinen Klauen davonträgt. Im Innern des Tempels stand einst eine große Jupiterstatue, deren Fragmente heute im Bardo-Museum in Tunis zu besichtigen sind. Das Haus von Dionysos und Odysseus war ursprünglich ein prächtiges Wohnhaus; das dort entdeckte Mosaik mit Odysseus, der von den Sirenen betört wird, kann man ebenfalls im Bardo-Museum bewundern.
Nur wenige Sehenswürdigkeiten in Tunesien sind so faszinierend wie El Djem mit seinem gut erhaltenen antiken Kolosseum, das beinahe die Größe seines Gegenstücks in Rom erreicht und neben dem die Häuser der modernen Stadt zwergenhaft klein erscheinen. Etwa 210 km südlich von Tunis, auf einer Hochebene zwischen Sousse und Sfax gelegen, beherrscht El Djem die Umgebung und ist bereits von weitem zu sehen.
Das Kolosseum entstand zwischen 230 und 238 n.Chr. und wurde mehrmals in seiner Geschichte zu Verteidigungszwecken genutzt. Schweren Schaden erlitt das Gebäude im 17. Jahrhundert, als die Truppen des türkischen Beys Mohammed eine Bresche in die westliche Wand schlugen, um die berberischen Rebellen, die dort vor den Steuereintreibern Zuflucht gesucht hatten, zur Aufgabe zu zwingen. Bei einer Rebellion im Jahre 1850 wurde die Bresche noch erweitert. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten erklärte die UNESCO das Bauwerk zum Weltkulturerbe.
Das Amphitheater, das zu den eindrucksvollsten römischen Bauten in Afrika gehört, soll etwa 30 000 Zuschauern Platz geboten haben (was die damalige Einwohnerzahl der Stadt um ein Vielfaches überstieg). Von den obersten Rängen hat man einen faszinierenden Blick hinab in die Arena. Steigt man in die beiden unterirdischen Gänge hinunter, kommt man zu den Raubtierzwingern, den Verliesen der Gladiatoren und anderer unglückseliger Gefangener, die in der Arena um ihr Leben kämpfen mussten.
Tozeur ist seit den Zeiten der capsischen Kultur, die sich zwischen dem 8. und 5. Jahrtausend v.Chr. in der Region um Gafsa (römisch: Capsa) entwickelte, ein bei Reisenden äußerst beliebter Zwischenstopp. Die größten Attraktionen der Stadt sind die verwinkelte Altstadt, ein großartiges Museum und der riesige Palmenhain im Norden des Schott El Djerid. Tozeur liegt etwa 435 km südwestlich von Tunis und bereits die Anreise ist ein Abenteuer: Die Straße von Kebili nach Tozeur führt über einen Damm durch das Schott (ausgetrockneter Salzsee).
Das alte Stadtviertel Ouled El Hadef wurde im 14. Jahrhundert als Wohnsitz des El-Hadef-Clans erbaut, der durch Karawanenhandel zu Reichtum gekommen war. Das Viertel ist ein Labyrinth aus engen, überdachten Gassen und kleinen Plätzen und für seine traditionelle Lehmziegel-Architektur bekannt. Das kleine archäologische Museum lohnt einen Besuch.
Neben dem Bardo-Museum in Tunis ist das Dar Charait-Museum in Tozeur das zweite Museum des Landes von herausragender Bedeutung. Es präsentiert umfangreiche Sammlungen an Keramik und Antiquitäten, eine Kunstgalerie sowie Nachbildungen von Szenen aus dem frühen und heutigen tunesischen Alltagsleben, z. B. das Schlafzimmer des letzten Beys, eine Palastszene, ein Hammam und ein Beduinenzelt. Passend dazu sind die Museumswärter als Bedienstete des Beys gekleidet.
Der Palmenhain von Tozeur ist der zweitgrößte des Landes - auf einer Fläche von über 10 qkm wachsen hier etwa 200 000 Palmen. Die nach klassischer Form terrassenartig angelegten Felder werden von über 200 Quellen bewässert, die täglich mehr als 60 Millionen Liter des kostbaren Nass liefern. Am besten erkundet man den Palmenhain zu Fuß oder per Fahrrad, das man am Eingang mieten kann.
Nirgendwo sonst in Tunesien ist der Touristenandrang so groß wie in dem kleinen Dorf Matmata, 400 km südlich von Tunis an der Südostküste. Diese troglodytische Siedlung mit ihren Höhlenwohnungen wird täglich ab 9 Uhr morgens von einer wahren Flut von Touristenbussen überschwemmt, die erst am späten Nachmittag wieder verebbt. Nach den Bussen kommen dann die Individualtouristen mit ihren gemieteten Jeeps, die die Stadt als Zwischenstopp auf ihren Fahrten in die Wüste nutzen. Verständlich, dass die Einwohner von dieser Fremdeninvasion nicht besonders begeistert sind.
Das Interesse an Matmata kommt nicht von ungefähr - die inmitten einer zerklüfteten Mondlandschaft gelegene Stadt erweckt einen beinahe surrealen Eindruck. Genau aus diesem Grund wurden hier auch die Wüstenszenen des Films "Krieg der Sterne" gedreht. Vor etwa tausend Jahren begannen die Berber in dieser Gegend mit dem Bau von unterirdischen Wohnungen, um der sengenden Sommerhitze zu entfliehen. Die kühlen Behausungen unterscheiden sich nicht wesentlich voneinander: Rund um einen etwa 6 m tief ausgehobenen Innenhof gruppieren sich die übrigen Räume, größere Häuser besitzen auch zwei oder drei Höfe; die Höhlenwohnungen sind meist vom Innenhof aus durch einen schmalen Gang mit der Außenwelt verbunden.
Wer Matmata auf eigene Faust erkunden möchte (es werden auch Führungen angeboten), sollte sich auf die Besichtigung der Hotels beschränken. Sobald die Touristenbusse den Ort am späten Nachmittag wieder verlassen haben, kann man in aller Ruhe hinter dem Hotel Ksar Amazigh den Hang hinaufsteigen und den schönen Blick auf Matmata und Richtung Norden auf das Tal Oued Barrak genießen. Nach der Rückkehr in die Stadt lädt die Bar des Hotels Sidi Driss (die bereits als Filmkulisse diente) zu einem erfrischenden Drink ein; wenn man dann noch einen Blick in die Hotels Les Berbères und Marhala wirft, hat man das Wesentliche dieser eigenartigen Höhlenstadt gesehen.