Im Januar und Februar, wenn sich das Wetter von seiner kühlen und regnerischen Seite zeigt, ist Nebensaison in Tunesien. Während der heißen Monate von Juni bis August sind die Hotelpreise hoch, die Mietwagen rar und auf den Märkten und in den Museen wimmelt es von Touristen. Anstrengende Touren sind in dieser Zeit nicht empfehlenswert.
Die ursprünglichen Bewohner Tunesiens waren die Berber. Im Laufe der Jahrhunderte überschwemmten Wellen von Einwanderern wie Phönizier, Juden, Römer, Vandalen und Araber das Land. Im 17. Jahrhundert gab es einen großen Zustrom spanischer Muslime nach Tunesien und auch die osmanischen Türken haben das Ihre zu dem Vielvölkerstaat beigetragen.
Der Islam ist die Staatsreligion Tunesiens. Auch nach dem Wiederaufleben religiöser Bewegungen, die vor allem unter der Jugend und der arbeitslosen Bevölkerung Anhänger finden, ist das Land weitgehend liberal geblieben. In Tunis gibt es eine kleine jüdische Gemeinde, auf der Insel Djerba leben etwa 20 000 römisch-katholische Christen.
Dank der Bemühungen des sozialistischen und weltlich orientierten Ex-Präsidenten Habib Bourguiba sind die Bedingungen der Frauen in Tunesien besser als anderswo in der islamischen Welt - zumindest in den Augen westlicher Beobachter. Bourguiba schaffte die Polygamie und die Scheidung durch Verstoßung ab. Außerdem schränkte er die Tradition, Ehen zu arrangieren, stark ein - für Mädchen setzte er ein Mindestheiratsalter von 17 Jahren fest und gab ihnen das Recht, den vorgeschlagenen Ehemann zurückzuweisen. Bourguibas ablehnende Haltung gegenüber dem Schleier, den er als "verhassten Fetzen" bezeichnete, führte dazu, dass dieser heute von den tunesischen Frauen kaum mehr getragen wird.
Traditionelle Sitten und Gebräuche erweisen sich häufig als sehr langlebig: Weibliche Reisende tun daher gut daran, Oberarme und Schultern bedeckt zu halten und langärmlige Blusen und lange Hosen zu tragen. Männer in kurzen Hosen wirken auf Einheimische, als ob sie Unterwäsche anhätten, was als anstößig empfunden wird. Der Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit widerspricht so gut wie überall den gängigen Moralvorstellungen.
Tunesien ist heute praktisch zweisprachig: Neben der offiziellen Landessprache Arabisch spricht fast jeder Tunesier mehr oder weniger gut Französisch. Als Bildungssprache während der Regierungszeit Bourguibas eingeführt, ist Französisch bis heute für jeden Schüler ab sechs Jahren Unterrichtsgegenstand geblieben. Auch Englisch und Deutsch lernen die Kinder in der Schule, doch trifft man außerhalb der großen Touristenzentren selten jemanden, der sich in diesen Sprachen auch verständigen kann. Die Berbersprache Chelha hört man nur noch in abgelegenen Dörfern.
Wie im übrigen Nordafrika und im Nahen Osten spielen die Hammams (öffentliche Bäder) eine wichtige Rolle im Sozialleben Tunesiens. Hierher kommt man nicht nur zur Körperpflege, sondern auch, um sich zu entspannen und gesellschaftliche Kontakte zu pflegen. Jede Stadt hat mindestens ein Hammam mit separaten Abteilungen für Männer und Frauen - manchmal sogar in getrennten Gebäuden. Männer brauchen nichts mitzunehmen - das fouta (Handtuch), das man sich um die Hüften schlingt, erhalten sie vor Ort; Frauen sollten ihr eigenes Handtuch dabeihaben (und beim Waschen Unterhosen tragen, so dass man ein zweites Paar zum Wechseln braucht). Der Eintrittspreis berechtigt zum Besuch von Bad, Dampfbad sowie einer kassa, dem belebenden Abrubbeln mit einem groben Handschuh.
Die tunesische Kunst ist stark von den unterschiedlichen Kulturen im Land geprägt. In der Architektur reicht die Skala von punischen und römischen Ruinen bis zu den mit roten Ziegeln gedeckten Häusern im Stil französischer Berghütten in Ain Draham, von der islamischen Architektur der arabischen Medinas bis zu den Höhlenwohnungen der Berber im Süden des Landes.
Malouf (arab. "normal") nennt man eine bestimmte traditionelle arabische Musik, die in Tunesien in den letzten Jahren große Verbreitung gefunden hat. Die wichtigsten Stile der klassischen tunesischen Musik sind nouba (andalusischen Ursprungs), chghoul und bachraf (türkischen Ursprungs). Zu den bekanntesten Musikern, Sängern und Komponisten des Landes gehören das El-Azifet-Ensemble (eine Rarität in diesem Teil der Welt, da alle Mitglieder Frauen sind), Khemais Tarnane, Raoul Journou, Saliha, Saleh Mehdi, Ali Riahi, Hedi Jouini und Fethia Khairi, die jedoch meist nur in Tunesien selbst auftreten.
In Tunesien wurden erstaunlich viele antike Bodenmosaiken entdeckt, von denen die meisten dank des warmen, trockenen Klimas sehr gut erhalten sind. Die Mosaiken aus der Zeit zwischen dem 2. und 6. Jahrhundert n.Chr. stammen meist aus Privathäusern und öffentlichen Bädern. Im Bardo-Museum in Tunis sowie in El Djem kann man die umfangreichsten Kollektionen besichtigen.
Unter französischem Einfluss entwickelte sich die zeitgenössische Malerei in Tunis zu einem bedeutenden Bestandteil tunesischer Kultur. Die verschiedenen Stile reichen von den geometrischen Formen Hédi Turkis bis zu den komplizierten, frei fließenden arabischen Kalligraphien Nja Mahdaouis. Während der französischen Kolonialherrschaft kamen zahlreiche Europäer nach Tunesien, um unter der nordafrikanischen Sonne zu malen; ihr berühmtester Vertreter war Paul Klee, der 1914 als Erster aus dieser Riege dem Land einen Besuch abstattete. Die modernen Kunstgalerien sind fast alle in der Umgebung von Tunis angesiedelt; besonders bekannt ist die Künstlerkolonie Sidi Bou Saïd.
Tunesien steckt wie ein gut sitzender, winziger Keil zwischen seinen beiden großen Nachbarstaaten Algerien und Libyen und ist doch nicht viel kleiner als die meisten Mittelmeeranrainerstaaten auf europäischer Seite. Rund 40% der Landesgrenzen werden von Meerwasser umspült; Sardinien und Korsika liegen direkt nördlich, Malta und Sizilien nordöstlich Tunesiens.
In Nordtunesien herrscht ein typisch mediterranes Klima mit heißen, trockenen Sommern (Juni bis August) und milden, feuchten Wintern (Dezember bis Februar). Die Höchsttemperaturen in Tunis betragen 32°C, die tiefsten Werte liegen bei 6°C. In den Bergen im Nordwesten des Landes fällt gelegentlich Schnee, während es nach Süden hin immer heißer und trockener wird. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge reicht von 1000 mm im Norden bis zu 150 mm im Süden, wobei in einigen Gegenden der Sahara oft jahrelang kein Regen fällt. Tunesiens tiefster Punkt liegt 17 m unter dem Meeresspiegel im Chott el-Gharsa, die höchste Erhebung des Landes ist der 1544 m hohe Djebel Chambi.
Die Niederschlagsmenge bestimmt die Art der Vegetation in den verschiedenen Landesteilen. Die mit dem meisten Regen gesegneten Berge der Kroumirie im Nordwesten sind dicht mit immergrünen Stein- und Korkeichenwäldern bedeckt. Ein alltäglicher Anblick ist der Erdbeerbaum, der nach seinen leuchtend roten Früchten benannt ist, die im Dezember von Jungen am Straßenrand verkauft werden; im Herbst sind die Bäume mit weißen, stark duftenden Blütenrispen geschmückt. Auf den Hochebenen des Tell-Atlasgebirges findet man kleine Aleppo-Kiefernwälder, während im Bou Hedma Nationalpark in der Zentraltunesischen Steppe letzte Bestände von Acacia-radiana-Wäldern wachsen. Im Süden gehen die baumlosen, größtenteils mit Espartogras bedeckten Ebenen allmählich in Wüste über.
Tunesiens Tierwelt hatte jahrhundertelang einen schweren Stand. Die von Hannibal verwendeten Kriegselefanten und die Löwen, denen die Christen von den Römern zum Fraß vorgeworfen wurden, sind zwei Beispiele für Tierarten, die fremden Machthabern in Tunesien zum Opfer gefallen und heute ausgestorben sind. Auch die französischen Trophäenjäger dezimierten zahlreiche Spezies, darunter Berberhirsche und einige Gazellenarten; die verbleibenden Tiere konnten nur dank staatlicher Schutzmaßnahmen vor dem Aussterben bewahrt werden. Zwei Antilopenarten, die Addax- und die Oryx-Antilopen, wurden gemeinsam mit Straußen und Mähnenschafen im Bou Hedma Nationalpark wieder angesiedelt. In den Wäldern des Nordens sind die scheuen Wildschweine, Mungos, Stachelschweine und Ginsterkatzen zu Hause. Im Süden leben Wüstenspringmäuse, Füchse, Hasen und die den Eichhörnchen ähnelnden Suslik (Perl-Ziesel). Die nachtaktiven, großohrigen Wüstenfüchse, die einst so zahlreich die Wüste bevölkerten, sind heute in freier Wildbahn nur noch äußerst selten anzutreffen. Ein Verwandter des australischen Warans und des indonesischen Komodowarans, der Wüstenwaran, kommt dagegen relativ häufig vor, das Gleiche gilt für Hornvipern und Skorpione.
Mit mehr als 200 Arten ist Tunesiens Vogelwelt von beeindruckender Vielfalt. Im Frühling und im Herbst sieht man Schwärme von Störchen, Habichten und Adlern auf der Durchreise, ebenso farbenprächtige Bienenfresser und Racken sowie zahlreiche Wat- und Wasservogelarten. Da es in Tunesien keine endemischen Vogelarten gibt, kommen fachkundige Ornithologen nicht auf ihre Kosten, wohl aber Vogelliebhaber, die sich gerne in mildem Klima und zumeist ganz in der Nähe von Städten auf die Lauer legen, um eine außerordentlich vielfältige Vogelschar zu beobachten. Der Ichkeul Nationalpark, nicht weit von Tunis und den Ferienzentren im Norden entfernt, ist ein Paradies für Wasservögel aller Art.
Die schönsten Strände von Tunesien liegen im Norden bei Ghar el-Melh, Tabarka und Bizerte; sie sind weit weniger überlaufen wie die Strände nahe der Touristenzentren. Weiter im Süden gibt es ebenfalls einige schöne Strände, allerdings sind die Gewässer hier nicht besonders gut zum Schwimmen geeignet. Am empfehlenswertesten ist der Strand bei Aghir.
In Tunesien hat man erst vor kurzem das Trekking entdeckt. Beste Voraussetzungen bietet das Bergland der Kroumirie rund um Ain Draham; leider gibt es für dieses Gebiet noch keine Wanderkarten. Schon länger praktiziert wird das Kamel-Trekking ; ein beliebter Ausgangspunkt ist Zaafrane, 12 km südwestlich von Douz, wo vom einstündigen Kamelritt bis zur 8-tägigen Oasentour alles organisiert wird. Wer daraufhin dem Zauber der Wüste verfallen ist, kann sich auch beim Dünenskifahren und Strandsegeln vergnügen.
Tunesien ist ein Paradies für Vogelliebhaber, auch wenn es keine endemischen Vogelarten gibt. Da das Land ein wichtiger Zwischenstopp für Zugvögel von und nach Europa ist, sind Frühling und Herbst am besten geeignet, um die Tiere zu beobachten. Als Standort empfiehlt sich der Ichkeul Nationalpark im Norden.
Ballonfahrten und Flüge mit dem Wasserflugzeug sind noch eine relativ ungewöhnliche Art, Tunesien von oben zu betrachten. Startmöglichkeiten gibt es in Tozeur und Aghir.
Fast alle Touristen kommen mit dem Flugzeug nach Tunesien. Die wichtigsten internationalen Flughäfen sind Tunis-Karthago, Monastir und Djerba; seltener werden Tozeur und Tabarka angesteuert. Die nationale Fluglinie Tunis Air bedient zahlreiche Städte in Europa, im Nahen Osten und in Nordafrika. In Tunesien wird keine Flughafensteuer erhoben.
Von Frankreich oder Italien aus kann man auch mit der Fähre nach Tunesien reisen; die Mitnahme eines Autos oder Motorrads ist (nach Erledigung des umständlichen Papierkriegs) möglich. Vorzulegen sind die Zulassungspapiere des Fahrzeugs, der Nachweis einer Haftpflichtversicherung und ein internationaler Führerschein (zusätzlich zum nationalen Führerschein).
Die einzige Möglichkeit, von Tunesien nach Algerien zu reisen, besteht darin, an der Place Sidi Bou Mendil in der Medina von Tunis ein Sammeltaxi (louage) nach Annaba und Constantine zu nehmen, doch haben seit Jahren keine Touristen mehr die Grenze passiert. Reisen von und nach Libyen gestalten sich theoretisch einfacher (die Straße zwischen Tunis und Tripolis war noch nie so stark befahren wie heute), aber die Chancen auf ein Visum sind relativ gering. Am erfolgversprechendsten ist der Weg über ein Reisebüro, das sich auf Libyenreisen spezialisiert hat.
Die besten Jachthäfen Tunesiens sind Monastir, Port el-Kantaoui, Sidi Bou Saïd, Tabarka und Zarzis.
Tunesien besitzt ein gut ausgebautes Verkehrsnetz, so dass auch kleinere Städte von der Hauptstadt aus innerhalb eines Tages erreichbar sind. Da im August und September sowie an Feiertagen die öffentlichen Verkehrsmittel oft überfüllt sind, sollte man rechtzeitig Plätze reservieren lassen.
Inländische Flugverbindungen sind relativ dünn gesät und lohnen sich bei den geringen Entfernungen kaum. Von Tunis aus werden die drei Flughäfen Djerba, Sfax und Tozeur angeflogen, wobei kein Flug länger als eine Stunde dauert.
Die staatliche Busgesellschaft Société Nationale du Transport Interurbain (SNTRI) fährt täglich - schnell, bequem und billig - mit klimatisierten Bussen in fast jede Stadt des Landes. Im Sommer verkehren die Busse wegen der Hitze meist nur nachts; Platzreservierungen sind zu empfehlen. Außerdem gibt es noch die regionalen Busgesellschaften, deren Busse billiger, aber langsamer und meist nicht klimatisiert sind.
Das Schienennetz der effizienten Société Nationale des Chemins de Fer Tunisiens (SNCFT) ist nicht sehr ausgedehnt, doch ihre Züge sind modern und pünktlich. Auf der Hauptverbindungsstrecke zwischen Tunis und Gabès über Sousse und Sfax fahren die Züge 8x täglich. Eine Strecke zweigt bei Mahrès nach Gafsa und Metlaoui ab. Weitere Zielbahnhöfe sind Bizerte, Mateur, Ghardimao, Jendouba, Kalaat Khasba, Bir Bou Rekba, Nabeul, Monastir und Mahdia. Eisenbahnfans werden vom Lezard Rouge ("Rote Eidechse"), einem historischen Zug aus der Zeit der türkischen Beys, der täglich zwischen Metlaoui und Redeyef durch die malerische Seldja-Schlucht hin und her pendelt, begeistert sein.
Tunesiens Sammeltaxis - louages genannt - fahren entlang fester Routen zwischen den Städten sowie in abgelegene Gebiete. Sie befördern fünf Passagiere und fahren erst ab, wenn alle Plätze belegt sind (was meist nicht lange dauert). Mit den louages kann man das Land am schnellsten erkunden und zahlt nicht wesentlich mehr als für die Fahrt mit dem Bus. Ausschau halten muss man nach einem weißen Peugeot Kombi mit Dachgepäckträger und der entsprechenden Aufschrift vorn und hinten am Wagen. In der Regel ruft jemand die angefahrenen Ziele aus und dirigiert die Passagiere zu den Standplätzen der jeweiligen louages - meist ein leeres Grundstück im Stadtzentrum. Die Preise sind vom Staat festgelegt; wer nicht übers Ohr gehauen werden möchte, kann sich vor der Abfahrt die Preisliste zeigen lassen.
Autofahren in Tunesien macht Spaß - zumindest im Norden. Die Straßen sind hervorragend und die Autofahrer verhalten sich im Allgemeinen verantwortungsbewusst und höflich. Höchste Vorsicht ist angesichts der zahlreichen Mopedfahrer und der gedankenlos über die Straße laufenden Fußgänger geboten. Gemessen an europäischen Verhältnissen ist das Benzin in Tunesien billig; bleifreier Kraftstoff ist jedoch nicht überall erhältlich. Die Mietwagenpreise sind horrend. Gefahren wird rechts.
In Tunesien gibt es zwei regelmäßig verkehrende Fährlinien. Die eine verbindet Sfax mit den etwa 25 km vor der Küste liegenden Kerkennah-Inseln, die andere fährt von Jorf am Festland nach Ajim auf der Insel Djerba. Die Kosten für die Überfahrt sind minimal.
Fahrräder kann man überall in Tunesien ausleihen. Bis auf die heißen Tage im Hochsommer und die kalten Wintertage sind die Bedingungen zum Rad fahren ideal; allerdings sind passable Ersatzteile Mangelware, so dass man ein gut ausgestattetes Werkzeugset von zu Hause mitbringen sollte.
In Tunis gibt es ein modernes Straßenbahnnetz (métro léger), das wesentlich übersichtlicher ist als das Busnetz, und eine Stadtbahn (TGM), die das Stadtzentrum mit den Vororten im Norden verbindet.