Zwei Abenteurer fuhren mit dem VW-Bus von Hamburg nach Kapstadt- und lebten den Kult des klapprigen Heims auf Rädern.
Die Idee kam ihnen nach dem Fußballtraining: Kay Amtenbrink und Bernd Volkens aus Hamburg beschlossen, gemeinsam zur WM 2010 nach Südafrika zu, ähm, fahren. „Ist doch viel lustiger als fliegen“, fanden die beiden Freunde. Gesagt, getan. Vier Monate lang tuckerten der freie Grafiker und der Auto-Journalist in ihrem alten VW T3, dem legendären Bulli, rund 20.000 Kilometer auf dem Landweg u. a. durch Äthiopien, den Sudan und Tansania. Der Traum eines jeden Travellers, der nach Freiheit und Abenteuer sucht. Dabei war es eine große Herausforderung, das fahrende Zuhause durch Flüsse zu manövrieren und nach einem Motorbrand zu reparieren. Außerdem wollten die Mittvierziger auf keinen Fall die TV-Übertragung eines der Aufstiegsspiele ihres Heimatvereins FC St. Pauli verpassen. Gegen Ende der Tour kamen sie mental an ihre Grenzen und es hieß nur noch: Das Ziel ist das Ziel. Ihre Roadmovie kann man auf DVD anschauen („Vom Kiez zum Kap“, ab 12.12.). Welche Erlebnisse die Reisenden besonders beeindruckten und wie es Bulli heute geht, erzählen sie im Interview:
LPT: Fährt Bulli noch? Er läuft mit dem von uns reparierten Motor, mit dem selbst gebauten Kabelbaum und der Regenjacke als Membranersatz in der Druckdose.
Was macht eine Reise in einem VW-Bus so charmant? Er hatte eine positive Ausstrahlung auf die Leute in den bereisten Ländern. Nur die Ersatzteilversorgung für einen VW ist schlecht, für einen alten T3 Syncro sogar katastrophal.
Haben Sie unterwegs jemals einen Bulli-Koller gehabt? Klar, der Bus ist so eng, dass man sich mal auf die Nerven geht. Aber wir hatten ein gemeinsames Ziel, das wir nicht aus den Augen verloren. Eine Weisheit der Reise ist: Nie alles ausdiskutieren, den Ärger runterschlucken. Nach einer halben Stunde fragt man sich, worüber man sich gerade noch aufgeregt hat.
Ist die Leidenschaft für Fußball ein guter Eisbrecher, um mit fremden Menschen unterwegs in Kontakt zu kommen? Ja, perfekt. Mannschaften wie Dortmund oder Bayern kennen alle. Und wenn man dann noch einen Fußball dabeihat, ist man sofort mittendrin: einfach in die Mitte schmeißen, Tore aufbauen und loslegen!
Was war das schönste und schlimmste Erlebnis auf der Reise? Schlimm war, als wir beim WM-Spiel Australien gegen Deutschland mitansehen mussten, wie eine behinderte Frau zusammengeschlagen wurde. Es ging so schnell, dass wir keine Chance hatten dazwischenzugehen. Schön waren sehr viele Momente: die Landschaft in Äthiopien oder die Freundlichkeit der Menschen im Sudan und in Syrien.
Würden Sie die Tour noch einmal machen? Ja, wir planen schon. Nur der Bus wird von uns besser ausgestattet mit Kochgelegenheit draußen, Außendusche und neuen Schränken.
Wie war es, den verschifften Bulli nach der Ankunft aus dem Container im Hamburger Hafen abzuholen? Super, er roch noch nach Afrika. Die Fahrt aus dem Hafen reichte aus, um sofort wieder angefixt zu sein. Wir hätten direkt auf die nächste Tour starten können.
Wohin? Zur WM 2014 in Brasilien!
Interview: Christine Dohler