Ursprüngliches Südostasien: Myanmar bietet nicht nur grandiose Landschaften, sondern auch uralte Tempel und koloniale Bauten. Warum sich jetzt ein Besuch lohnt.
Es ist sicherlich noch kein Tourismus-Paradies, denn ganz zur Ruhe gekommen ist Myanmar noch immer nicht. Nach jahrzehntelanger Militärdiktatur gewöhnt sich der kleine Staat zwischen Thailand, China und Bangladesch erst langsam an seine neue Offenheit.
Seine Besucher belohnt Myanmar dafür mit einer einzigartigen und ursprünglichen asiatischen Landschaft: Im Westen öffnet sich eine wunderbare Inselwelt, im Osten erhebt sich das Shan-Hochland. Im Norden setzt der beeindruckende Berg Hkakabo Razi mit den Ausläufern des Himalayas dem Land seine Grenze, im Süden die Andamanen-See des Indischen Ozeans. Dazwischen: Urwälder und Reisfelder.
Fast 90 Prozent der Burmesen praktizieren den Buddhismus. Es verwundert also nicht, dass die schönsten Gebäude des Landes meist alte Tempel sind.
Doch gerade dieser als so friedfertig bekannten Religionsgruppe wird in Myanmar vorgeworfen, Muslime zu verfolgen. Unruhen und sogar bewaffnete Rebellengruppen sind in einigen Gebieten des Landes noch unterwegs, das Auswärtige Amt gibt Auskunft über die Sicherheitslage.
Doch gerade weil Myanmar – oder wie es oft noch genannt wird: Burma – touristisch noch nicht so erschlossen ist, lohnt sich eine Reise dorthin für Abenteuerlustige und Ruhesuchende. Es bildet wirklich noch einen Teil des "Lonely Planet".
Hier einige, aber bei weitem nicht alle, Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten in Myanmar.
Das Wahrzeichen Myanmars. Kein Wunder. Denn dieser goldene Prachtbau überblickt die größte Stadt des Landes. Außen mit rund 60 Tonnen Blattgold verziert und gekrönt mit einem 76-Karat-Diamanten an der Spitze, symbolisiert die Shwedagon-Pagode die reinen Lehren Buddhas. Dabei ist der ursprüngliche Bau vielleicht sogar älter als Buddha. 2.500 Jahre soll er schon zählen.
Shwedagon ist nicht etwa eine seelenlose Touristenattraktion. Noch heute ist sie wichtige Pilgerstätte der Gläubigen, die um das Gebäude herum Zeremonien feiern.
Im Osten Myanmars liegt die Shan-Hochebene und darauf der Inle-See. Er bildet den Lebensmittelpunkt der dortigen Einheimischen und ernährt sie. Am Ufer des Inle-Sees stehen Pfahldörfer mit Märkten und Tempeln. Auf ihren Kanus fahren die Fischer hinaus und versenken ihre Reusen. Auf einem Bein stehend halten sie mit dem anderen Bein das Ruder – jeder Tourist würde dabei sofort ins Wasser fallen. Doch nicht nur Fische hat der See zu bieten. Er ist auch bekannt für seine schwimmenden Felder und Gärten, die hier von der Bevölkerung bewirtschaftet werden.
Ein so schönes Land wie Myanmar lässt sich natürlich auch gut zu Fuß erkunden. Ein bekannter Ausgangspunkt für kurze und lange Wanderungen ist Hsipaw. Von hier aus führen die Wege zu kleinen Dörfern im Umland.
Doch auch der Ort Hsipaw selbst hat einiges zu bieten – zum Beispiel wieder eine Vielzahl an Tempeln.
Hier sieht man das Land vor lauter Tempeln nicht. In der alten Königsstadt Bagan in der Mitte Myanmars stehen rund 3.000 sakrale Bauten auf einer kargen Landschaft. Meist aus Ziegelstein errichtet, stammen die Tempel aus dem 12. und 13. Jahrhundert nach Christus. Man kann es sich zur Lebensaufgabe machen, sie alle zu besuchen. Doch es gibt noch eine besser Art, die Tempel zu besichtigen: von oben, mit dem Heißluftballon.
Hier hatten die britischen Kolonialherren einst ihren Regierungssitz: Mawlamyaing, damals noch Moulmein, ist heute drittgrößte Stadt Myanmars mit rund 300.000 Einwohnern. Die Straßen sind noch immer gesäumt von kolonialen Bauten und genau das macht den Charme des Ortes aus.
Auch als Ausgangspunkt eignet sich Mawlamyaing. Denn rund um die Stadt gibt es Höhlen, tropische Inseln und die einzigartige Mon-Kultur zu entdecken.
Während der Kolonialzeit war sie eine der wichtigen britischen Städte, damals noch unter dem Namen Maymo. Und irgendwie scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Noch heute beherrschen die britischen Kolonialhäuser das Stadtbild. Statt hupender Taxis fahren hier bunte Kutschen. Neben vielen guten Restaurants lädt der botanische Garten dazu ein, zu verweilen. Pyin U Lwin ist die ruhige Insel im reißenden Strom der Zeit.
Es ist nicht leicht, hier in den Westen Myanmars zu gelangen und eine Unterkunft zu finden. Doch wer es schafft, den erwarten im Mergui-Archipel 800 größere und zahllose kleinere Inseln, viele davon mit unberührten, traumhaften Sandstränden. Und für Unterwasserfreunde gibt es auch einige großartige Tauchspots.
Dass es hier so einsam ist, hat Gründe. Die Inselwelt wurde nämlich erst 1997 für Touristen geöffnet. Auch heute muss der Besucher Einreisegebühren zahlen. Startpunkt ist der südlichste Ort Myanmars, Kawthaung.
Die Tempel sind nur ein kleiner Teil der reichen Kultur und der wunderbaren Landschaft Asiens. Was es dort noch alles zu entdecken gibt und wie sich Südostasien kostengünstig erforschen lässt, erklärt unser Reiseführer.
Schau ihn Dir doch hier einmal an.
Text: Stephan Goldmann