Tempel trifft Technik: Das hochmoderne Taiwan wurzelt in alter chinesischer Kultur. Hinzu kommt: Die Insel bietet auch eine wunderschöne Landschaft.
Würde Taiwan seine Beziehung zur Volksrepublik China als Facebook-Status setzen müssen, stünde dort vermutlich: "es ist kompliziert". Denn einst gehörten die beiden zusammen, bis die kommunistische Revolution über das Festland-China hinweg rollte. Die Reste der vorherigen Republik China zogen sich nach Taiwan zurück. Und plötzlich gab es zwei Chinas: Die große Volksrepublik auf dem Festland und die kleine Republik auf Taiwan. Das ist auch heute noch der Status quo, den die Führung Taiwans zementiert hat.
Heute lebt auf Taiwan ein hochtechnisierte und demokratische Gesellschaft, die sich ihrer alten Wurzeln bewusst ist. Große Buddha-Statuen, alte Tempel und koloniale Bauten zeugen davon.
Kurz: ein Traum für interessierte Lonely-Planet-Reisende. Wobei "Einsamkeit" hier vielleicht nicht ganz richtig ist, zumindest nicht in den Großstädten des Landes. Denn Taiwan ist so groß wie Baden-Württemberg, zählt aber mehr als doppelt so viele Einwohner. Doch keine Sorge: Wer wirklich einen Rückzugspunkt in der Natur sucht, findet ihn sicher in einem der atemberaubenden Nationalparks der Insel.
Zum Kennenlernen hier ein Überflug über einige der schönsten Sehenswürdigkeiten Taiwans.
254 Jahre steht der Longshan-Tempel schon an diesem Ort. Verehrt wird hier Kuanyin, die Göttin der Barmherzigkeit, sowie rund hundert weitere Gottheiten. Aber der große Tempel wird nicht nur von Gläubigen frequentiert, er dient auch als Treffpunkt für viele Menschen der Stadt - und wird natürlich auch von Besuchern bestaunt. Denn zu sehen gibt es vieles: ein riesiges Weihrauchgefäß, eine Glocke, elaborierte Schnitzereien und etliche Bronzestatuen.
Taichung ist hauptsächlich für seine Industrie bekannt - "made in Taiwan" meint oft "made in Taichung". Doch gegen Abend bietet die drittgrößte Stadt einen ganz eigenen Reiz. Dann öffnen Nachtmärkte in den Straßen. Vor allem viele kleine Essensstände laden hier zum Probieren ein. Und natürlich gibt es auch jede Menge andere Dinge einzukaufen. Wer auch tagsüber etwas sehen will in Taichung, besucht den größten Buddha Taiwans am Paochueh Tempel oder das Rainbow Village mit seinen bunt bemalten Häusern.
Nachtmärkte gibt es übrigens auch in vielen anderen großen Städten des Landes.
Es ist die Bergkulisse, die immer wieder Besucher zum Sonne-Mond-See lockt. Zirka in der Mitte der Insel gelegen, auf 760 Metern Höhe, umrahmen den Stausee die Silhouetten von Gebirgsketten und Bambuswälder. An seinen Ufern liegen einige Tempel - mit dem Wenwu-Tempel nördlich des Sees sogar einer der schönsten Taiwans.
Er soll nur als einer von immerhin acht Nationalparks auf Taiwan genannt sein. Der Taroko-Nationalpark ist wohl der meistbesuchte und liegt rund 80 Kilometer südlich von Taipeh an der Ostküste. Er ist vor allem berühmt für seine Schlucht, die der Fluss Liwu hier teils in Marmor hinein gegraben hat. Die Straße führt dabei über Brücken und Tunnels. Immer wieder säumen Tempel und Pagoden die Seiten der Schlucht. Um sie zu erreichen, muss der Besucher manchmal zu Fuß über Hängebrücken gehen.
Schon die Anfahrt ist ein Traum: Auf einer Schmalspurbahn kann der Reisende von der Stadt Chiayi auf 30 Meter Höhe bis nach Fenchihu hinauffahren, wobei sich der Zug abenteuerlich den Hang hinauf windet in einer großartigen Landschaft. Von hier aus geht es mit öffentlichen Bussen weiter hinauf zur Alishan National Scenic Area, die ihren Namen nicht umsonst trägt. Auf über 2.000 Höhenmetern und 400 Quadratkilometern hat der Besucher die Möglichkeit zu wandern und die Natur zu genießen. Berühmt ist der Blick bei Sonnenaufgang auf die von Wolken umgebenen Berge. Auch sehenswert: der Shouzhen-Tempel von Alishan.
Auch das bietet Taiwan: traumhafte Sandstrände, die zum Baden einladen. Der Nationalpark Kenting im Süden Taiwans ist bekannt dafür. Der Bereich gilt bereits als tropisch. Heißt: fast das ganze Jahr warme Temperaturen. Hier kann nicht nur gebadet, sondern auch getaucht werden, denn im blauen Wasser gedeihen auch Korallenriffe.
Einer erhebt sich über alles: Der Wolkenkratze Taipei 101 ragt mit seinen 508 Metern deutlich aus der Silhouette der Stadt und ist heute der fünftgrößte Wolkenkratzer der Welt. Am besten lässt sich das übrigens durch eine Wanderung auf den Elefantenberg nachprüfen. Denn dort bietet sich ein wunderbarer Blick auf die Stadt Taipeh mit ihren 2,7 Millionen Einwohnern.
Natürlich kann man auch in den Taipei 101 - er hat 101 Geschosse, daher der Name. Unten gibt es eine Einkaufsmeile, oben eine Aussichtsplattform, und sehr sehenswert ist das riesige Pendel des Turms, das bei Erdbeben die Stöße abfangen soll.
Sehenswürdigkeiten, Unterkünfte und Restaurants in Taiwan, außerdem weiteres wichtiges Wissen gibt es im neuen Taiwan-Reiseführer von Lonely Planet. Schau ihn Dir doch hier einmal an.
Text: Stephan Goldmann