Barcelonas Umgebung entdecken: kleine Strände, idyllische Berglandschaften und sehenswerte Orte. Wir zeigen zehn Tagesausflüge rund um Kataloniens Hauptstadt.
Natürlich gibt es - beinahe - keinen Anlass, Barcelona überhaupt zu verlassen. Jeder liebt die pulsierende Stadt und es ist schwer, sich nicht in ihr zu verlieren. Mühelos können Wochen vergehen und noch immer gibt es neue Orte zu entdecken, Restaurants auszuprobieren und tausende Möglichkeiten, von Bar zu Bar zu ziehen.
Wer jedoch die Stadt verlässt, um das katalanische Leben jenseits der Metropole kennenzulernen, trifft auf hübsche kleine Städte, idyllische Berglandschaften und traumhafte kleine Strände. Und dazu ist gar keine lange Fahrt notwendig. Wir haben die besten Tipps parat.
In der Altstadt des idyllischen, mittelalterlichen Städtchens Girona geht es über gepflasterte Straßen vorbei an dichtstehenden, hübschen Arkadenhäusern und imposanten Kirchen, deren Mittelpunkt eine große Kathedrale bildet. Bis zur Vertreibung der Juden im Jahr 1492 war Girona die Heimat einer großen jüdischen Gemeinde; deren Geschichte erzählt auf bewegende Weise das Museu d'Historia dels Jueus de Girona. Auch das alte jüdische Viertel ist einen Besuch wert. Für einen anderen Teil der Historie Gironas stehen die aus dem 12. Jahrhundert stammenden Arabischen Bäder, "Banys Àrabs". Ebenfalls sehenswert ist das romanische Kloster Monestir de Sant Pere de Galligants. Beim Schlendern entlang des Flusses Onyar fällt der Blick auf hübsche, bunt bemalte Häuser. Dahinter gelangt man zum neuen Teil der Stadt, wo sich zahlreiche ausgezeichnete Tapasbars befinden. Wenn die Taschen tief genug sind, hat Girona auch eines der besten Restaurants der Welt zu bieten, El Celler de Can Roca.
Es gibt mehrere Gründe, der Stadt Figueres einen Besuch abzustatten: Das Städtchen hat eine schöne modernistische Architektur, ein weitläufiges Schloss aus dem 18. Jahrhundert, das Castell de Sant Ferran, und ein entzückendes kleines Spielzeugmuseum, das Museu del Joguet. Im Zentrum des Interesses steht jedoch zumeist ein Name: Salvador Dalí. Der exzentrische katalanische Künstler wurde in Figueres geboren und beigesetzt. Sein Grab befindet sich im Untergeschoss des von ihm entworfenen Museums, des Teatre-Museu Dalí. Der Künstler selbst baute das ehemalige Theater zu einem Palast des Surrealismus um, geschützt von hohen roten Mauern. Das ganze Museum ist ein Kunstwerk im surrealistischen Stil des Künstlers. Es ist nicht verwunderlich, dass es als eines der meistbesuchten Museen Spaniens gilt.
Grandiose Aussicht auf das katalanische Hinterland bietet nur 45 Kilometer von Barcelona entfernt der Berg Montserrat. Züge fahren direkt von der Plaça Espanya in Barcelona bis zur Seilbahn, die auf den Berg hinauf fährt, zum heiligsten Ort Kataloniens: dem Kloster Montserrat. Eine Chorvorstellung in der Basilika mitzuerleben, ist ein beeindruckendes Erlebnis. Es lohnt sich auch, Wanderschuhe dabei zu haben. Mehrere Wanderwege führen von der Bergstation der Standseilbahn zu verlassenen Einsiedeleien. Auch der Spaziergang zum Santa Cova ist ein Erlebnis. An diesem Ort wurde La Moreneta gefunden, ein heiliges Bildnis der Jungfrau. Die Standseilbahn fährt fast bis auf den etwa 300 Meter höher gelegenen Gipfel Sant Jeroni, aber auch die Wanderung dorthin ist reizvoll. Die weite Aussicht entschädigt für den Aufstieg.
Die hübsche, weiß getünchte Stadt Sitges mit ihren langen Strandpromenaden ist der perfekte Ort für Sonnenanbeter. Deshalb kann es durchaus sein, dass bei schönem Wetter einiges los ist an den zentral gelegenen Strandabschnitten.
Zum Glück gibt es eine ganze Reihe von Auswahlmöglichkeiten, ein morgendliches Sonnenbad am FKK-Strand einzunehmen oder eine Runde zu schwimmen, bevor ein idyllisches Fischrestaurant in der Nähe zum Mittag lockt. Aber Sitges bietet noch viel mehr als das Meer. Wer Interesse an zeitgenössischer Kunst und der Moderne hat, wird von einem ein Besuch in der Altstadt begeistert sein. In Sitges gibt es erstaunlich viele Museen.
Von Sitges aus ist es nicht weit nach Vilanova i la Geltrú, das sich im Rahmen einer schönen, einstündigen Wanderung entlang der Klippen erreichen lässt. Vilanova i la Geltrú ist angenehm unprätentiös und authentisch und hat zugleich einiges zu bieten. Stadtmauer und Altstadt mit ihren alten Herrenpalästen erzählen noch von der Geschichte eines regen Handels im Mittelalter. Heute überwiegen Fischerei und Industrie und es haben viele neue Bars und Restaurants eröffnet, weil auch der Tourismus das beschauliche Städtchen inzwischen entdeckt hat. Neben einem interessanten Eisenbahnmuseum, dem Museu del Ferrocarril, sind die Strände sehenswert - mitsamt einer ruhigen kleinen, südlich gelegenen Bucht. In Vilanova i la Geltrú kann man am Strand entspannt tauchen, segeln und sogar reiten.
Tarragona ist von ähnlicher Größe wie Girona und für seine römischen Überreste bekannt. In dieser pulsierenden Hafenstadt kollidiert die römische Geschichte mit Stränden, Bars und einer Food-Szene, die die Luft mit dem Duft frisch gegrillter Meeresfrüchte erfüllt. Der größte Reiz ist der Reichtum an Ruinen in Spaniens zweitwichtigster römischer Stätte, darunter ein mosaikbesetztes Museum und ein Amphitheater am Meer. Da das Museu d’Història de Tarragona, das die wichtigsten römischen Stätten umfasst, am Vormittag am stärksten besucht ist, lohnt es sich, mit dem Amfiteatre Romà und dem Fòrum Provincial beginnen. Alternativ eignet sich auch das Museu Nacional Arqueològic de Tarragona. Es gibt einen interessanten Überblick über die große römische Vergangenheit der Stadt. Nach einem Besuch der imposanten Kathedrale lockt ein Mittagessen in einem der vielen Restaurants der Altstadt oder in der Fischergegend von El Serrallo, wo sich viele hervorragende Fischrestaurants befinden.
Montblanc ist eine reizende Mittelalterstadt, die von Barcelona aus gut mit dem Zug zu erreichen ist und eine gute Auswahl an Restaurants und kleinen Hotels bietet. Ein Besuch lohnt sich allerdings insbesondere mit dem Auto, um die "Zisterzienser-Route" abzufahren: die Dreiergruppe der Klöster in Poblet, Vallbona de les Monges und Santes Creues. Das Kloster von Poblet ist das größte auf dieser Route und als UNESCO-Welterbe gelistet. Vallbona de les Monge ist das einzige Frauenkloster entlang der Zisterzienserroute und beherbergt heute 12 Nonnen. Das majestätische Kloster Santes Creues beeindruckt mit seiner Mischung aus architektonischen Stilen, die sich über sieben Jahrhunderte erstreckt. Es ist ratsam, früh in Barcelona aufzubrechen, um alle drei Klöster zu sehen.
Die Barcelonesen lieben den mit 80 km² riesigen Parc de Collserola. Er ist in den Hügeln gelegen und mit seinen zahlreichen Wander- und Radwegen der perfekte Ort, um dem Stadtleben zu entkommen. Für das leibliche Wohl sorgen zahlreiche Restaurants im Landhausstil, Cafés und Snackbars. Im Park befinden sich einige hübsche romanische Kapellen, die zerklüfteten Ruinen der Burg Castellciuro aus dem 14. Jahrhundert und unterschiedliche Aussichtspunkte. Das herrschaftliche Bauernhaus Can Coll aus dem 15. Jahrhundert beherbergt ein Umweltbildungszentrum. Vom Bahnhof Baixador de Vallvidrera aus ist das Informationszentrum, Centre d’Informació, gut ausgeschildert und leicht zu finden. Dort sind Karten mit den unterschiedlichsten Touren erhältlich. Wer sich etwas mehr bewegen möchte, läuft über die Hügel nach Sant Cugat und nimmt dort den Zug zurück nach Barcelona.
Mit seinem attraktiven historischen Zentrum und einigen guten Restaurants dominiert Vic das Flachland von La Plana de Vic im Süden der Pyrenäen. Das Städtchen ist leicht mit dem Zug von Barcelona aus zu erreichen. Nützliche Tipps gibt das Touristenbüro, direkt neben der Plaça Major, dem größten von Kataloniens zentralen Plätzen, der von mittelalterlichen, barocken und modernistischen Herrenhäusern gesäumt wird. In Vic bietet es noch immer eine hübsche Szenerie für die regelmäßigen Märkte, daher sein Zweitname, Plaça del Mercadal.
Neben der Sagrada Família war Gaudís letztes großes Projekt die Schaffung einer utopischen Textilarbeitersiedlung für seinen wichtigsten Mäzen Eusebi Güell außerhalb von Barcelona in Santa Coloma de Cervelló. Gaudís Hauptaufgabe war es, die Gemeindekirche Colònia Güell zu errichten. Schlußendlich konnt er nur die Krypta vollenden, die heute den Besuchern offen steht. Ihre meist mit Ziegeln verkleideten Säulen tragen die Rippengewölbe der Decke. Sie sind in allen Winkeln geneigt, ähnlich wie Bäume in einem Wald und bilden zugleich den Schlüssel zum Verständnis der Physik hinter der Sagrada Família. Eine audiovisuelle und interaktive Ausstellung erzählt anschaulich die Geschichte der Arbeiterkolonie und von Gaudís Kirche.
Unser Reiseführer "Barcelona" führt durch die wunderschöne Hauptstadt Kataloniens.
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Text: Ines Wagner